Herschel, Otto

Otto Herschel

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30.12.1871 Teplitz-Schönau – 14.12.1958 Richmond, Virginia, USA

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Otto Herschel entstammte einer böhmisch-jüdischen Familie aus Teplitz-Schönau, wo sein Vater Johann als Kaufmann arbeitete und wo er die dortige Kunstgewerbeschule besuchte. 1888 wechselte er nach Wien und belegte an der Kunstgewerbeschule Malereiklassen bei Franz Matsch und Rudolf Rössler. 1895 unternahm er eine Studienreise nach Italien und wechselte danach im April 1896 an die Akademie der bildenden Künste München, wo er bei Karl von Marr Malerei studierte. In München stellte er u. a. im Glaspalast aus. 1901 oder 1902 kehrte er nach Wien zurück und eröffnete in Wien 3, Marxergasse 25 ein Atelier. 1908 wurde er in die Genossenschaft der bildenden Künstler aufgenommen. Vor dem Ersten Weltkrieg nahm Herschel an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil. Bei Studienreisen in die Niederlande entstanden viele Städtebilder. In der Zwischenkriegszeit blieb seine Beliebtheit ungebrochen und er stellte immer wieder sowohl im Künstlerhaus als auch im eigenen Atelier aus und experimentierte mit impressionistischen Arbeiten. Seit 1905 stand er mit den Städtischen Sammlungen Wien in Kontakt, denen er in diesem Jahr eines seiner Werke geschenkt hatte. 1936 bot Herschel den Städtischen Sammlungen Altwiener Modestücke und Modebeiwerk zum Kauf an. Die Städtischen Sammlungen schoben den Ankauf aber aus budgetären Gründen immer wieder hinaus, bis sich dann im Mai 1938 Herschel bereits unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen gegen Juden und Jüdinnen bereiterklärte, den Preis um die Hälfte zu reduzieren. Unter immer größer werdendem Druck kam im Mai 1939 der Verkauf zustande. Ob Herschel die vereinbarte Summe jemals ausgezahlt wurde, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Schließlich gelang Herschel gemeinsam mit seiner holländischen Frau Clara, neé Wiener, im Sommer oder Herbst 1939 die Flucht in die Niederlande, von wo sie weiter nach Belgien reisten und sich Ende des Jahres auf die nach New York fahrende SS-Westerland einschifften. Am 1. Jänner 1940 erreichten Otto und Clara Herschel die USA. 1946 nahm Otto Herschel die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Am 25. März 2003 empfahl die Wiener Restitutionskommission auf Basis der Ergebnisse der systematischen Provenienzforschung im Wien Museum die Restitution der von den Städtischen Sammlungen 1939 von Otto Herschel erworbenen Objekte.

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Vierter Bericht des amtsführenden Stadtrates für Kultur und Wissenschaft über die gemäß dem Gemeinderatsbeschluss vom 29. April 1999 erfolgte Übereignung von Kunst- und Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der Stadt Wien sowie der Wiener Stadt- und Landesbibliothek vom 10. November 2003 (Restitutionsbericht 2003), URL: www.wienmuseum.at/fileadmin/user_upload/PDFs/Restitutionsbericht_2003.pdf (2.9.2021).

Peter Eppel/Christian Mertens, Die Restitutionen von Kunst- und Kulturgegenständen im Bereich der Stadt Wien 1998–2001. Museen der Stadt Wien und Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Wien 2001.

Regina Wonisch/Angelika Brechelmacher, Flucht und Deportation Wien – Prag – Lódz. Jüdische Biografien zwischen Österreich und der Tschechischen Republik nachgezeichnet anhand der Prager und Wiener Postkarten aus dem Ghetto Litzmannstadt. www.aau.at/wp-content/uploads/2020/03/Flucht-und-Deportation-Wien-Prag-Lodz-FIN.pdf (4.9.2021).

Wien Geschichte Wiki, URL: www.geschichtewiki.wien.gv.at/Otto_Herschel (4.9.2021).

Teplitz-Schönauer Anzeiger, 26.9.1891, 5; 12.10.1895, 9; 18.7.1906, 8; 2.11.1908, 3; 13.9.1915, 3.

Neue Freie Presse, 15.12.1924, 5.

Neues Wiener Journal, 29.5.1931, 6.

Publikationen der Person / Institution

Otto Herschel, Auf dem Vesuv, in: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 12. Oktober 1895, 9–10.

Otto Herschel, Wie einer die Schönheit der Kleinstadt fand, in: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 24. August 1907, 6.

Otto Herschel, Einiges über Architektur und Kultur, in: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 29. August 1908, 7–8.

Otto Herschel, Der Teplitzer Museumsbau, in: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 8. Juni 1918, 3.

Archivalien

Database of Modern Exhibitions (DoME) European Paintings and Drawings 1905–1915, URL: exhibitions.univie.ac.at/person/gnd/1011848112 (4.9.2021).

Ellis Island Foundation. Passenger search: Otto Herschel, URL: www.statueofliberty.org/discover/passenger-ship-search (4.9.2021).

Matrikeldatenbank der Akademie der Bildenden Künste, München, URL: matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1896/matrikel-01545 (4.9.2021).

OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 47030, Clara Herschel.