Kommissarische Verwaltung https://www.lexikon-provenienzforschung.org/ de Arisierungskommission der Wiener Photographeninnung https://www.lexikon-provenienzforschung.org/arisierungskommission-der-wiener-photographeninnung <span>Arisierungskommission der Wiener Photographeninnung</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:40</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item"><strong>Arisierungskommission der Wiener Photographeninnung</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>weitere Bezeichnung: Arisierungskommission der Wiener Photographenzunft</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Seit der Ausschaltung des Parlaments 1933/34 und in den darauf folgenden Jahren des Austrofaschismus infiltrierten (illegale) Mitglieder der NSDAP die Verbandsstrukturen und Gremien der gesetzlichen Interessensvertretungen und Gewerbeorganisationen der FotografInnen. Gleichzeitig nahm die Zahl der jüdischen FotografInnen in den Funktionsorganen der gewerblichen Berufsverbände ab. Jene schon vor 1938 innerhalb der Gremien der Wiener Fotografenzunft aktiven NationalsozialistInnen übernahmen unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich leitende Funktionen in der Zunft. Sie bildeten zur Ausschaltung der jüdischen FotografInnen eine "Arisierungskommission", die ihre Tätigkeit auf der Basis bereits existierender "Planungslisten" aufnahm. Jene "Planungslisten" enthielten die zur Liquidierung oder "Arisierung" vorgesehenen jüdischen Betriebe. Bei den Kommissionsmitgliedern handelte es sich um eine informelle, innerhalb der Zunft bestehende Gruppe von Fotografen, die sich aus den neu bestellten Führungsorganen, den Beiräten und sogenannten "Vertrauensmännern" der Zunft zusammensetzte. Sie sollte in den folgenden Monaten eine wesentliche Steuerungsfunktion beim Prozess der "Arisierungen" übernehmen. Vorsitzender der Kommission war der nach dem "Anschluss" zum kommissarischen Zunftmeister bestellte und im Oktober 1938 zum Bezirksinnungsmeister des Fotografenhandwerks für die Ostmark ernannte <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6ca58b3a-cec0-4d6f-977b-a7f10e0e52ea" href="/jelinek-egon" title="Jelinek, Egon">Egon Jelinek</a>. Den Beirat der Zunft bildeten der Industriefotograf Karl Rudolf Scherb, sowie der von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6ca58b3a-cec0-4d6f-977b-a7f10e0e52ea" href="/jelinek-egon" title="Jelinek, Egon">Jelinek</a> als Zunftmeister abgelöste Silverius Frey und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="5e4f10bd-d86e-454d-a4e7-07bd7fd5aa66" href="/detoni-josef-leopold-anton" title="Detoni, Josef Leopold Anton">Josef A. Detoni</a>, der 1938 zum Sekretär der Bezirksstelle Ostmark der Zunft aufsteigen sollte. Ebenso gehörten <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb25b1cf-483a-4731-93d5-4e9b1286db81" href="/nohynek-gustav" title="Nohynek, Gustav">Gustav Nohynek</a>, der 1940 <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6ca58b3a-cec0-4d6f-977b-a7f10e0e52ea" href="/jelinek-egon" title="Jelinek, Egon">Jelinek</a> in der Funktion des Obermeisters der Zunft bzw. Innung folgen sollte, sowie der seit 1936 als Sekretär der Fotografenzunft tätige Franz Brandstätter dem Gremium an. Als "Vertrauensmänner" fungierten der "Blutordensträger" Roland Blumentritt sowie Heinrich Schuhmann. Zu den Aufgaben der Kommission gehörte die Auswahl der zu liquidierenden Betriebe, womit vor allem die Optimierung der Erwerbsmöglichkeiten durch eine Verringerung der Konkurrenzbetriebe innerhalb des Gewerbes hergestellt werden sollte. Zugleich verfügte sie gegenüber der ihr übergeordneten <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a> über ein Einspruchs- und Vorschlagsrecht, was die Auswahl von aus ihrer Sicht geeigneten ÜbernahmekandidatInnen bei "Arisierungen" betraf und von dem sie in der Regel auch Gebrauch machte. Sie erzwang von den jüdischen FotografInnen die Rückgabe der Gewerbeberechtigungen und erstellte im Verlauf der "Arisierungen" sogenannte Begleitprotokolle zur Dokumentation des "Verhaltens der Juden". Parallel zu ihren Funktionen in der "Arisierungskommission" waren deren Mitglieder als Schätzmeister bei "Arisierungen" und Liquidierungen von Betrieben sowie als kommissarische Verwalter tätig. Sie schüchterten jüdische FotografInnen ein, übten Gewalt aus, denunzierten bei der Gestapo und bereicherten sich persönlich, wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht.</p> <p>1938 existierten zirka 700 gewerbebehördlich angemeldete FotografInnen (ohne Fotohandlungen) in Wien, wovon viele ihren Beruf aufgrund der jahrelang anhaltenden Wirtschaftskrise in ihren Wohnungen ausübten. Bereits ab April 1938 wurden alle liquidierten und "arisierten" Betriebe bzw. jene, denen die Gewerbeberechtigung entzogen worden war, in der von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="5e4f10bd-d86e-454d-a4e7-07bd7fd5aa66" href="/detoni-josef-leopold-anton" title="Detoni, Josef Leopold Anton">Detoni</a> herausgegebenen Verbandszeitschrift <em>Allgemeine photographische Zeitung</em> dokumentiert. Im Juli 1939 folgte dort eine quantitative Aufstellung der von den "Arisierungsmaßnahmen" betroffenen Unternehmen, der zur Folge von 184 als jüdisch klassifizierten Betrieben 39 "arisiert" und 145 liquidiert worden waren. Damit verschwanden wertvolle Fotoausrüstungen und über Jahrzehnte gewachsene Fotoarchive durch Verschleppungen der "AriseurInnen", durch Plünderungen und durch Vermögensentziehungen. Aus dem Kreis der Mitglieder der "Arisierungskommission" mussten sich nach 1945 lediglich <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6ca58b3a-cec0-4d6f-977b-a7f10e0e52ea" href="/jelinek-egon" title="Jelinek, Egon">Jelinek</a>, Blumentritt und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb25b1cf-483a-4731-93d5-4e9b1286db81" href="/nohynek-gustav" title="Nohynek, Gustav">Nohynek</a> vor einem Volksgericht wegen § 10 und § 11 des Verbotsgesetzes ("Illegalität" bzw. qualifizierte "Illegalität") sowie § 3 (Quälerei und Misshandlung), § 4 (Verletzungen der Menschlichkeit und der Menschenwürde) und § 6 und § 7 des Kriegsverbrechergesetzes (missbräuchliche Bereicherung und Denunziation) verantworten. Sie alle übten nach Verbüßung ihrer Haftstrafen ihr Fotografengewerbe weiter aus.</p> <p> </p> <p>Aus dem Projekt <em>Durch das NS-Regime aus Österreich vertriebene und ermordete Fotografinnen und Fotografen und der Verbleib ihrer fotografischen Sammlungen</em> (Gefördert vom Nationalfonds der Republik Österreich. Durchgeführt von Dr. Walter Mentzel).</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/77" hreflang="de">&quot;Arisierung&quot;</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/103" hreflang="de">Firmen-Liquidation</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/13" hreflang="de">FotografInnengewerbe</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/82" hreflang="de">Kommissarische Verwaltung</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/88" hreflang="de">NS-Vermögensentzug</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/186" hreflang="de">Walter Mentzel</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-11-25T23:00:00Z">25. November 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Kurzberichte, in: Allgemeine photographische Zeitung (1939) 7, 1, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1939&amp;page=91">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1939&amp;page=91</a> (3.12.2020).</p> <p>Joseph A. Detoni, Österreichisches-Photo-Adressbuch, Wien 1934–1937.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Egon Jelinek.<br /> Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Roland Blumentritt.</p> <p>OeStA/AdR, BKA, Zl. 210.199/12-2N/57, Egon Jelinek.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, FLD, 40774 Maximilian Birnbaum.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, 1189, Franz Löwy.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, 1306, Willi Pollak.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, 4060, Nachim Chefez.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, 4066, Oskar Weitzmann.<br /> OeStA/AdR, Präsidentschaftskanzlei, Zl. 15601/55, Egon Jellinek.<br /> OeStA/AdR, Präsidentschaftskanzlei, Zl. 1633/57, Egon Jellinek.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 7.310, Gustav Nohynek.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 12.296, Silverius Frey.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 12.281, Maximilian Kretschek.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 14.965, Josef A. Detoni.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 59.101, Karl Scherb.</p> <p>WStLA, Gauakten, A1, Personalakten des Gaues Wien, Josef A. Detoni.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 12 Vr 3617/47, Jelinek Egon.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 1h Vr 6587/47, Alfred Wenzl, Egon Jelinek, Gustav Nohynek.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 1 Vr 4635/45, Gustav Nohynek, Johann Poppovic.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 2537/47, Gustav Nohynek, Johann Poppovic.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 1h Vr 6587/47, Alfred Wenzl, Egon Jelinek, Gustav Nohynek.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 5a Vr, 7275/48 Roland Blumentritt.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:40:36 +0000 acolono 1495 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Günther, Karl https://www.lexikon-provenienzforschung.org/guenther-karl <span>Günther, Karl</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:41</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Karl <strong>Günther</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>12.2.1904 Wien – Todesdatum und -ort unbekannt</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Karl Günther, Sohn eines Wiener Buchdruckers, trat nach Absolvierung seiner Buchhändlerlehre 1922 als Mitarbeiter in die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="ebd77e31-8da1-499d-ad8e-a74f522ab742" href="/reichmann-alois-buch-und-antiquariatshandlung" title="Reichmann, Alois, Buch- und Antiquariatshandlung">Firma von Alois Reichmann</a> ein. Schon in den 1920er-Jahren bewegte er sich in völkisch-nationalen Kreisen, war Mitglied im Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DÖAV), seit 1927 im Österreichischen Alpenklub sowie im Sudetendeutschen Heimatbund. Seit September 1934 gehörte er der illegalen NSDAP an, war als Anwerber aktiv, bewahrte Schriftstücke sowie ein Waffenlager für die illegale NSDAP bei sich auf und trat 1934 der SA bei. Im August 1937 übernahm er im Auftrag der illegalen Kulturgauleitung der NSDAP das Kulturreferat des 4. Wiener Gemeindebezirkes. Nach dem "Anschluss" erhielt er nachträglich die niedrige NSDAP Mitgliedsnummer 6,241.944 zugeteilt und nutzte seine in der Illegalität aufgebauten Beziehungen als Sprungbrett für weitere Karriereschritte. So wirkte er in der Folge als Wirtschaftsreferent der Ortsgruppe der NSDAP "Alte Wieden", ab September 1938 als Kulturreferent der NSDAP im Kreis III und stieg zum Truppführer der SA Standarte 10/4 auf. Am 15. April 1938 übernahm er die kommissarische Verwaltung der Buchhandlung von Felix Reichmann und verschob in dieser Funktion Bücherbestände aus deren Warenlager an Organisationen der NSDAP. Nachdem das "Arisierungsgesuch" des Buchhändlers <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="203f64b0-862a-4d51-8298-22c88d4c3845" href="/katzler-johannes" title="Katzler, Johannes">Johannes Katzler</a> jenem von Günther vorgezogen worden war und dieser den Betrieb "arisierte", schied Günther aus der Firma aus. Seit Sommer 1938 als Fachreferent für die Gruppe Antiquariat in der Reichsschrifttumskammer Wien tätig, erlangte er mithilfe der Empfehlungsschreiben von selbiger sowie von den zuständigen Referenten der SD und SS im Dezember 1938 von der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a> die Genehmigung zur "Arisierung" der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="31632227-ff2b-4fd9-9af3-b92f9ba50778" href="/stern-moritz-centralantiquariat-und-verlagsbuchhandlung-wien" title="Stern, Moritz. Centralantiquariat und Verlagsbuchhandlung Wien">Buchhandlung Zentralantiquariat Moritz Stern</a> in Wien 6, Mariahilferstraße 1. Als er 1940 zum Kriegsdienst einrückte, führte seine Ehefrau die Firma bis April 1945 fort. Nach der Rückkehr aus dem Krieg zog sich Günther nach Donnersbachwald im Bezirk Liezen in der Steiermark zurück.</p> <p>Den ersten Anstoß zur strafrechtlichen Verfolgung gab eine im April 1946 von Heinrich Weißhappel von der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler verfasste Sachverhaltsdarstellung an den Magistrat der Stadt Wien. Nachdem Günther im September 1946 in Donnersbachwald verhaftet und in das Landesgericht Wien eingeliefert worden war, kam es im April 1947 zum Prozess beim Wiener Volksgericht, bei dem ihn die Anklage des Registrierungsbetruges gemäß § 8 Verbotsgesetz (VG), des Hochverrates nach §§ 10 und 11 VG, der missbräuchlichen Bereicherung nach § 6 des Kriegsverbrechergesetzes (KVG), sowie der Denunziation gemäß § 7 KVG beschuldigte. Das Volksgericht verurteilte Günther im Juni 1947 nach § 11 (10) VG und § 7 KVG zu dreieinhalb Jahren Haft sowie zum Verfall seines gesamten Vermögens. Vom Anklagepunkt der missbräuchlichen Bereicherung durch die "Arisierung" des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="31632227-ff2b-4fd9-9af3-b92f9ba50778" href="/stern-moritz-centralantiquariat-und-verlagsbuchhandlung-wien" title="Stern, Moritz. Centralantiquariat und Verlagsbuchhandlung Wien">Antiquariats Moritz Stern</a> wurde er hingegen freigesprochen. Bereits im Jänner 1949 erfolgte seine vorzeitige Haftentlassung. Nachdem im Mai 1957 aufgrund des Amnestiegesetzes seine Verurteilung getilgt worden war, bemühte er sich erfolglos um die Rückstellung seines verfallenen Vermögens.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/77" hreflang="de">&quot;Arisierung&quot;</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/123" hreflang="de">Buchhandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/82" hreflang="de">Kommissarische Verwaltung</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/204" hreflang="de">SA-Mitglied</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/186" hreflang="de">Walter Mentzel</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2020-07-12T22:00:00Z">12. Juli 2020</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Katja Bertz, "Arisierung" im österreichischen Buchhandel. Auf den Spuren der Buchhandlungen Richard Lányi, Alois Reichmann, Josef Kende, Moritz Perles, M. Breitenstein, Heinrich Saar und Dr. Carl Wilhelm Stern, Diplomarbeit Universität Wien 2009.</p> <p>Sigrid Buchhas, Der österreichische Buchhandel im Nationalsozialismus. Ein Beitrag zur Geschichte des Buchhandels unter besonderer Berücksichtigung Wiens, Diplomarbeit Universität Wien 1993.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Central-Antiquariat und Buchhandlung Stern-Verlag.</p> <p>OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Sammelstellen A und B, SSt 6238, Gisela Stern (Getreidemarkt 17).<br /> OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Sammelstellen A und B SSt 20001, Gisela Stern (Antiquariatsbuchhandlung Mariahilfer Straße 1).<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Handel, 2.387, Gisela Stern.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Stat. 1.890, Alois Reichmann.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 34.462, Gisela Stern.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 96.585, Karl Günther.</p> <p>WStLA, Handelsgericht, A47, Registerakten, 5742.<br /> WStLA, LG für Zivilrechtssachen Wien, RK 225/1961, Gisela Stern.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, 418, Bezirk: 6, Gisela Stern.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, 110, Bezirk: 12, Gisela Stern.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 1e Vr 7370/46, Karl Günther.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:41:19 +0000 acolono 1552 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Jelinek, Egon https://www.lexikon-provenienzforschung.org/jelinek-egon <span>Jelinek, Egon</span> <div class="field field--name-field-figure field--type-image field--label-hidden field__item"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/large/public/prov_article/jelinek_egon_0.jpg?itok=GriAsukS" width="312" height="480" alt="Porträt, Schwarz-Weiß-Foto" title="Egon Jelinek, um 1947, CC BY-NC-ND 4.0, Quelle: WStLA" /> </div> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:41</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Egon <strong>Jelinek</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>4.5.1904 Zürich – Todesdatum und -ort unbekannt</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Egon Jelinek, Sohn des Fotografen Paul Jelinek (1878–1940), war bereits 1921 in der österreichischen NSDAP ("Hitlerbewegung", Bezirk Brigittenau) aktiv. 1928 trat er dem Wiener Heimatschutz und 1929 dem steirischen Heimatschutz um Walter Pfrimer bei. Seit 1932 war er Mitglied der NSDAP und der SA, seit 1934 förderndes Mitglied der SS. Im April 1938 übergab Paul Jelinek, selbst NSDAP-Mitglied, sein Fotoatelier in Wien 20, Wallensteinstraße 20, seinem Sohn, der die Fotografen-Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien absolviert hatte und seit 1936 im zunehmend von NSDAP-Mitgliedern infiltrierten Österreichischen Photographen Verein organisiert war. Bereits vor 1938 arbeitete Egon Jelinek als "Gewährsmann" im Nachrichtendienst der NSDAP. Im April 1938 erfolgte seine Ernennung zum kommissarischen Leiter der ostmärkischen Fotografeninnung, im selben Monat zum vorläufigen und im Mai 1938 zum kommissarischen Leiter der Wiener Fotografeninnung. Nach der Eingliederung der ostmärkischen Fotografeninnung in den Reichsinnungsverband wurde er im Oktober 1938 zunächst zum Bezirksinnungsmeister des Fotografenhandwerks für die Ostmark und danach zum Gaufachschaftsverwalter der Deutschen Arbeitsfront sowie zum kommissarischen Leiter und darauf zum Kreishauptstellenleiter der Dienststelle Film im Kreispropagandaamt der Kreisleitung II der NSDAP bestellt. Jelinek fungierte als Vorsitzender der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="ae7c83b3-45b1-4644-931f-9ba9e1f11e7d" href="/arisierungskommission-der-wiener-photographeninnung" title="Arisierungskommission der Wiener Photographeninnung">"Arisierungskommission" der Wiener Photographeninnung</a>, war kommissarischer Verwalter des Ateliers von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="c0c11f90-be3b-4038-aefc-7e885262586b" href="/pollak-wilhelm" title="Pollak, Wilhelm">Wilhelm Pollak</a> in Wien 15, Kriemhildplatz, und Schätzmeister bei der "Arisierung" der Betriebe von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8e8cd842-d7bf-41ab-bf3a-b3a423597435" href="/chefez-nachim-nachum" title="Chefez, Nachim (Nachum)">Nachim Chefez</a> und Arpad Gyarmati. Gemeinsam mit <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb25b1cf-483a-4731-93d5-4e9b1286db81" href="/nohynek-gustav" title="Nohynek, Gustav">Gustav Nohynek</a> beraubte er den Fotografen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="c0c11f90-be3b-4038-aefc-7e885262586b" href="/pollak-wilhelm" title="Pollak, Wilhelm">Wilhelm Pollak</a> und dessen Vater Hugo Pollak und denunzierte beide bei der Gestapo, was den Tod von Hugo Pollak in der Gestapo-Haft nach sich zog. Nachdem er im März 1940 zur Nachrichtentruppe bei der Deutschen Wehrmacht eingerückt war, verfasste er antisemitische Artikel für die <em>Allgemeine Photographische Zeitung</em> über das Fotografenhandwerk in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten.</p> <p>Nach kurzer Kriegsgefangenschaft übersiedelte Jelinek im Mai 1945 von Wien nach St. Johann in Tirol und eröffnete dort im Februar 1946 am Schwimmbadweg 520 eine Foto-Kunstgalerie. Sein durch Bombentreffer zerstörtes Atelier in Wien sowie die von ihm "arisierten" Geschäftslokale wurden 1945 unter öffentliche Verwaltung gestellt und liquidiert. Ein im Juni 1947 eingeleitetes Strafverfahren wegen des Verdachts auf Registrierungsbetrug und Hochverrat gemäß der §§ 8 und 10 des Verbotsgesetzes endete im Oktober 1948 mit seinem Freispruch, weil sein Gauakt nicht auffindbar war und er durch seine Mitgliedschaft bei den Heimwehren in der Urteilsbegründung als "Heimatschützer" bewertet wurde. 1949 folgte ein Prozess beim Wiener Volksgericht wegen bewusster Schädigung von Hugo und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="c0c11f90-be3b-4038-aefc-7e885262586b" href="/pollak-wilhelm" title="Pollak, Wilhelm">Wilhelm Pollak</a> durch Denunziation (§ 7 Kriegsverbrechergesetz). Im März 1950 verurteilte ihn das Gericht zu acht Monaten Kerker und Vermögensverfall. Im März 1957 erfolgte die Tilgung seiner Strafe gemäß § 15 des NS-Amnestie-Gesetzes, nachdem er bereits 1955 begnadigt und von den Restriktionen für "sühnepflichtige Personen" ausgenommen worden war.</p> <p> </p> <p>Aus dem Projekt <em>Durch das NS-Regime aus Österreich vertriebene und ermordete Fotografinnen und Fotografen und der Verbleib ihrer fotografischen Sammlungen</em> (Gefördert vom Nationalfonds der Republik Österreich. Durchgeführt von Dr. Walter Mentzel).</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/77" hreflang="de">&quot;Arisierung&quot;</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/13" hreflang="de">FotografInnengewerbe</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/82" hreflang="de">Kommissarische Verwaltung</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/204" hreflang="de">SA-Mitglied</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/126" hreflang="de">SS-Mitglied</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/186" hreflang="de">Walter Mentzel</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2020-07-12T22:00:00Z">12. Juli 2020</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Luis Kuhn/N. N., Österreichischer Photographen Verein, in: Allgemeine Photographische Zeitung (1936) 3, 44, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1936&amp;page=48">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1936&amp;page=48</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Österreichischer Photographen Verein (Neue Mitglieder), in: Allgemeine Photographische Zeitung (1936) 10, 155, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1936&amp;page=163">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1936&amp;page=163</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Wien. Gewerbeanmeldungen, in: Allgemeine Photographische Zeitung (1937) 3, 44, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1937&amp;page=60">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1937&amp;page=60</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Gewerbliche Mitteilungen. Wien, in: Allgemeine Photographische Zeitung (1938) 3, 60, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=62">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=62</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Kurzberichte, in: Allgemeine photographische Zeitung (1938) 4, 65, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=67">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=67</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Kurzberichte, in: Allgemeine Photographische Zeitung (1938) 5, 81, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=83">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=83</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Kurzberichte, in: Allgemeine photographische Zeitung (1938) 11, 177, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=183">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=183</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Innungsnachrichten, in: Allgemeine photographische Zeitung (1939) 7, 106, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1939&amp;page=108">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1939&amp;page=108</a> (3.12.2020).</p> <p>N. N., Innungsnachrichten, Heeresdienstleistung des Obermeisters Jelinek, in: Allgemeine Photographische Zeitung (1940) 3, 34, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1940&amp;page=38">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1940&amp;page=38</a> (3.12.2020).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-by field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen der Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Egon Jelinek, Einheit in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, in: Allgemeine photographische  Zeitung (1938) 10, 163–164, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=165">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1938&amp;page=165</a> (3.12.2020).<br /> Egon Jelinek, Rückblick und Vorschau, in: Allgemeine photographische Zeitung (1939) 2, 18–19, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1939&amp;page=20">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1939&amp;page=20</a> (3.12.2020).<br /> Egon Jelinek, Aufgeben des Photographenhandwerks im Osten, in: Allgemeine photographische  Zeitung (1942) 7, 50–51, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1942&amp;page=78">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1942&amp;page=78</a> (3.12.2020).<br /> Egon Jelinek, Brief aus Holland. So sah ich ein holländisches Atelier und seinen Meister, in: Allgemeine photographische Zeitung (1943) 1, 3, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1943&amp;page=5">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&amp;datum=1943&amp;page=5</a> (3.12.2020).<br /> Egon Jelinek, Das Photographenhandwerk als Betreuer der Bindung: Front und Heimat, in: Photographische Chronik und Allgemeine Photographische Zeitung (1943) 11/12, 1, URL:  (3.12.2020).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>OeStA/AdR, BKA, Zl. 210.199/2-2N/57, Jelinek Egon.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, Zl. 1306, Willi Pollak.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, Zl. 4060, Nachim Chefez.<br /> OeStA/AdR, PK, Zl. 15.601/1955, Ausnahmeansuchen gemäß § 27 VG 1947 des Egon Jellinek.<br /> OeStA/AdR, PK, Zl. 1.633/1957 Antrag auf Nachsicht der Sühnefolgen nach dem Verbotsgesetz 1947 für Egon Jelinek. Ebenso: GZl. 15.601/1955.</p> <p>WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 547, 3. Bez., Willi Pollak.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 1h Vr 6587/47, Alfred Wenzl, Egon Jelinek, Gustav Nohynek.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 12 Vr 3617/47, Egon Jelinek.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:41:14 +0000 acolono 1546 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Kauftheil, Hermann https://www.lexikon-provenienzforschung.org/kauftheil-hermann <span>Kauftheil, Hermann</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:38</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Hermann <strong>Kauftheil</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>31.10.1887 Neu Sandez, Galizien (heute Nowy Sącz, Polen) – 15.2.1941 deportiert ins Ghetto Opole</p> <p>bis 1932 Hirsch Isaac Kauftheil</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Hirsch Isaac Kauftheil übersiedelte 1899 mit seinen Eltern von Neu Sandez, Galizien, nach Wien. 1919 machte er sich als Juwelenhändler selbständig und heiratete 1922 Olga Esriel. Zwei Jahre später meldete er gemeinsam mit Sigmund Müller die offene Handelsgesellschaft "Kauftheil &amp; Müller, Bijouteriewaren aus Gold und Silber" in Wien 7, Siebensterngasse 16, an, als deren Alleininhaber er ab 1933 aufscheint. Im Jahr davor hatte er seinen Vornamen in Hermann geändert. Seit dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Hermann Kauftheil als Jude verfolgt. Im Herbst 1938 wurde seine Firma unter kommissarische Verwaltung des Uhrmachers <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e15d219d-e681-4f3e-87dc-615f2cbf15df" href="/maier-rudolf" title="Maier, Rudolf">Rudolf Maier</a> gestellt, wenige Monate später übernahm der Prokurist Andreas Käs von der Abwicklungsstelle für die Liquidierung und Arisierung des Uhren- und Juwelenfaches die Liquidierung, die mit der Löschung von Kauftheil &amp; Müller aus dem Firmenregister im Oktober 1941 vollzogen war. Die verbliebenen Warenbestände wurden an die zuständige Fachgruppe abgeliefert. Bereits 1938 hatte Kauftheil <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Ferdinand Spany</a> als Stellvertreter des kommissarischen Verwalters <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e15d219d-e681-4f3e-87dc-615f2cbf15df" href="/maier-rudolf" title="Maier, Rudolf">Maier</a> kennengelernt. Als ihm 1939 sein Vermieter die Wohnung kündigte, wandte sich Kauftheil an <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spany</a>, der dessen Notlage nutzte, um eigene Schulden bei seinem Cousin Alexander Sauer zu tilgen. Kauftheil musste für die illegale Zuweisung einer neuen Wohnung – über die Vermittlung <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spanys</a> – 500 Reichsmark an Sauer zahlen, der einen Teil davon wiederum für die Bestechung eines Beamten im Wohnungsamt aufwandte. Tatsächlich übersiedelte Kauftheil noch im November 1939 mit seiner Familie in eine Wohnung in Wien 20, Heinzelmanngasse 13. Wenige Wochen später wurde er gemeinsam mit <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spany</a> festgenommen und ein Verfahren wegen des Verdachtes auf Verleitung zum Missbrauch der Amtsgewalt eingeleitet. Am 4. Juni 1940 wurde Kauftheil von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst und in der Folge zu drei, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spany</a> zu sechs Monaten Haft verurteilt. Im August 1940 meldete er sich noch in Wien 9, Porzellangasse 39. Die seit 1938 beabsichtigte Flucht gelang Kauftheil nicht mehr. Am 15. Februar 1941 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Olga und seinem Sohn Kurt ins Ghetto Opole deportiert, wo er und seine Frau vermutlich zu Tode kamen. Ihr Sohn kehrte zwar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Wien zurück, verstarb dort aber am 29. Oktober 1945 an Tuberkulose. Laut Erkenntnis der Sammelstelle A im Jahr 1961 waren nach 1945 keine Rückstellungsansprüche bezüglich des Eigentums von Olga und Hermann Kauftheil geltend gemacht worden. Wegen der an die Fachgruppe abgelieferten Warenbestände von Kauftheil &amp; Müller wurden, soweit beim aktuellen Forschungsstand ersichtlich, keine Untersuchungen eingeleitet.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/82" hreflang="de">Kommissarische Verwaltung</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/19" hreflang="de">NS-Verfolgte/r</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/83" hreflang="de">Uhren- und Juwelenbranche</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>DÖW, Opferdatenbank des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes, Einträge zu Hermann und Olga Kauftheil, URL: <a href="https://www.doew.at/">www.doew.at/</a> (26.1.2017).</p> <p>N. N., Vermählungen und Verlobungen, in: Wiener Salonblatt, 2.12.1922, S. 6, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wsb&amp;datum=19221202&amp;seite=7">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wsb&amp;datum=19221202&amp;seite=7</a> (3.12.2020).</p> <p>Wilhelm Schischa/Johanna Schischa/Gustav Freudmann (Hg.), Was mit uns sein wird, wissen wir nicht: Briefe aus dem Ghetto, Wien-Graz-Klagenfurt 2015.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der IKG Wien, Bestand Jerusalem, A/W 2589,56.<br /> Archiv der IKG, Matriken, A/Vie/IKG Wien/II/FH/Buch/Beerdigungsprotokoll/528; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Geburtsbuch/91; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Geburtsbuch/82; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Sterbebuch/176; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Trauungsbuch/I. Bezirk (Innere Stadt)/229.</p> <p>IKG Wien, Friedhofskartei, Karteikarte zu Kurt Kauftheil.</p> <p>OeStA/AdR, Sammelstelle A &amp; B-N-H. N-234, K. 3841, Hermann Kauftheil.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 40518, Hermann Kauftheil.</p> <p>WStLA, Handelsgericht Wien, A43 A Registerakten, A 17, 169a, Kauftheil &amp; Müller.<br /> WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Hermann Kauftheil.<br /> WStLA, LG für Strafsachen, A11, Vr-Strafakten, Vr 2142-40, Ferdinand Spany, Hermann Kauftheil.<br /> WStLA, LG für Strafsachen, A11, Vr-Strafakten, Vr 4861-39, Heinrich Mayer u.a.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:38:37 +0000 acolono 1174 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Maier, Rudolf https://www.lexikon-provenienzforschung.org/maier-rudolf <span>Maier, Rudolf</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:38</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Rudolf <strong>Maier</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p><span><span><span>23.1.1895 Wien – 22.6.1979 Wien</span></span></span></p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p><span><span><span><span><span><span><span>Rudolf Maier absolvierte seine Uhrmacherlehre bei Ludwig Löwenstein in Wien 6, Gumpendorferstraße 20. Nach seiner Gesellenprüfung 1913 machte er sich 1921 als Uhrmacher mit Gold- und Silberhandel in Wien 13 (ab 1938 Wien 14), Hütteldorferstraße 190, selbständig und heiratete im selben Jahr Anna Sailer. Maier, der laut eigenen Angaben seit 1910 in sozialdemokratischen Jugendorganisationen engagiert gewesen war, wechselte bereits 1924 zur NSDAP und wurde ab 15. September 1926 als Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe Hietzing mit der Mitgliedsnummer 51.660 geführt. Im Folgejahr trat er der SA bei, innerhalb deren Organisationsstruktur er bis 1938 zum Obersturmführer aufstieg. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde der nunmehrige Uhrmachermeister, er hatte am 8. Februar 1930 seine Meisterprüfung abgelegt, zum kommissarischen Verwalter u. a. der Verlassenschaft nach Jakob Futterweit (Wien 15, Reindorfgasse 42–44) sowie der Betriebe Siegmund Hamburg (Reindorfgasse 39), Franz Kohn (Wien 14, Linzer Straße 54), Samuel Schutzmann und Norbert Futterweit's Wwe. (Wien 12, Meidlinger Hauptstraße 17 bzw. 19) sowie </span></span></span></span><span><span><span><span><span><a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6f99edf7-cdbf-4c2d-9184-0d9bcf70bf91" href="/kauftheil-hermann" title="Kauftheil, Hermann">Kauftheil</a> &amp; Müller<span><span><span><span> (Wien 7, Siebensterngasse 16) ernannt. Im Juni 1938 bat Maier die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="efa774e2-b230-4607-9687-751a8550aa50" href="/arisierungsstelle-der-zunft-der-uhrmacher-und-juweliere-und-der-gilde-des-uhren-und-juwelenhandels" title="Arisierungsstelle der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels">"Arisierungsstelle" bei der Zunft der Uhrmacher, Juweliere, Gold- und Silberschmiede</a> schriftlich, ihn bei etwaigen Zuteilungen "arisierter jüdischer Betriebe" zu berücksichtigen, um kurz darauf die Übernahme der Firma Norbert Futterweit’s Wwe. zu beantragen. Mit 11. November 1938 erfolgte die Genehmigung durch die </span></span></span></span></span><a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle"><span><span><span>Vermögensverkehrsstelle</span></span></span></a><span><span><span><span><span><span><span>, zehn Tage später wurde der Betrieb an Maier übergeben. Zudem war Maier seit 25. August 1938 Mitglied der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6067b041-3f33-4594-bc6c-e0d8c76fc133" href="/einkaufs-und-treuhandgenossenschaft-fuer-die-uhren-und-juwelenbranche" title="Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche">Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche</a> in Wien 1, Schwedenplatz 2, an welche die Warenbestände der kommissarisch verwalteten Betriebe abgeliefert und zu stark unterbewerteten Preisen an deren Mitglieder weiterverkauft wurden. Dort erwarb Maier bis 31. Dezember 1939 Waren um rund 28.000 Reichsmark. Nach der Absolvierung verschiedener Lehrgänge an den SA-Reichsschulen Wien und Dresden in den Jahren 1940 und 1941 wurde er als SA-Führer der Ordnungspolizei eingesetzt, während seine Frau den Betrieb des Geschäftes in der Meidlinger Hauptstraße aufrecht erhielt. Noch 1944 stellte er den Antrag auf Beförderung zum SA-Hauptsturmführer, der aber aufgrund der schlechten Beurteilungen seiner Führungsqualitäten abgelehnt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verurteilte das Wiener Volksgericht Maier im Jahr 1947 gemäß § 6 KVG (missbräuchliche Bereicherung) und §§ 10/1, 11 VG (Hochverrat) zu zwei Jahren Haft. Im Zuge der NS-Amnestie 1957 erließ ihm das Landesgericht für Strafsachen Wien per Beschluss sämtliche noch nicht bezahlten Verfahrenskosten und tilgte seine Verurteilung. Maier, der seit 1943 sowohl das Gewerbe des Uhrmachers als auch jenes des Handels mit Bijouteriewaren als ruhend gemeldet hatte, nahm seine Tätigkeit 1950 zuerst in Wien 13, Anton-Langer-Gasse 29,</span></span></span></span></span><strong> </strong><span><span><span><span><span>und später in Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 62/64, wieder auf. Im September 1966 erfolgte die endgültige Abmeldung seiner Gewerbeberechtigungen.</span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/77" hreflang="de">&quot;Arisierung&quot;</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/82" hreflang="de">Kommissarische Verwaltung</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/204" hreflang="de">SA-Mitglied</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/83" hreflang="de">Uhren- und Juwelenbranche</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Rudolf Maier.</p> <p>WStLA, A1 - Gauakten, Personalakten des Gaues Wien, Rudolf Maier.<br /> WStLA, M.Abt 119, A41, VEAV 118, 12. Bez., Rudolf Maier.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A42 - NS-Registrierung, Rudolf Maier.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 11 Vr 6357/46, Maier Rudolf.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 7a Vr 273/46, Andreas Käs.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:38:44 +0000 acolono 1235 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Möder, Robert https://www.lexikon-provenienzforschung.org/moeder-robert <span>Möder, Robert</span> <span><a title="View user profile." href="/user/30">Susanne Hehenberger</a></span> <span>Thu, 06/20/2024 - 12:05</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Robert <strong>Möder</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>24.3.1898 Wien – unbekannt</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Robert Möder, dessen Mutter Franziska Möder einen kleinen Betrieb am Tandelmarkt in Wien 9, Berggasse 34, besaß, trat 1926 oder 1927 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 53.171), er wurde jedoch 1930, u. a. wegen "parteischädigenden Verhaltens", ausgeschlossen. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich bekleidete er zahlreiche Funktionen, in denen er sich mit besonderer Skrupellosigkeit an der Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem Wirtschaftsleben beteiligte. Er fungierte als kommissarischer Verwalter, u. a. der Firmen Thonet &amp; Mundus, der Kunstmöbelfabriken Bothe u. Ehrmann – J. W. Müller A. G. und der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1fde0ea5-fb4b-4285-bb5d-f3002f9061c5" href="/brueder-soffer-moebel-und-antiquitaetenhaus" title="Brüder Soffer, Möbel- und Antiquitätenhaus">Möbel- und Antiquitätenhandlung Brüder Soffer</a> in Wien 1, Singerstraße 4, sowie als Schätzmeister, vor allem für Möbel und Altwaren, und leitender Schätzmeister des Gauwirtschaftsamtes. Gemeinsam mit Franz Horejsi gründete er im Herbst 1938 im Auftrag der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a> <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">(VVSt</a>) in einem Schulgebäude in Wien 5, Grüngasse 14, die "Liquidierungsstelle", auch "Aktion Grüngasse" genannt, die sich mit der Abwicklung von Betrieben der Möbel- und Altwarenbranche und weiterer Firmen und dem Verkauf der Warenbestände sowie der Veräußerung des Inventars von Unternehmen der Uhren- und Juwelenbranche befasste. Betroffen waren mindestens 75 Firmen. Robert Möder führte seit 1938 in Wien 5, Margaretenstraße 54, ein Altwaren- und Antiquitätengeschäft, das dem später in der Shoah ermordeten Max Schein gehört hatte und von Horejsi abgewickelt worden war. Anfang 1940 berief die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a> Möder und Horejsi ab und übertrug die restlichen Abwicklungen der Treuhandgesellschaft "Donau". Vor dem "Anschluss" ohne Vermögen, brachte es Möder ab 1938 zu beträchtlichem Wohlstand. Das Landgericht für Strafsachen Wien leitete 1942 ein Verfahren wegen Korruptionsverdachts gegen Robert Möder ein, um u. a. die Umstände zu untersuchen, unter denen er Einrichtungsgegenstände aus dem Palais der als Jüdin verfolgten <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="a256c2c6-c2eb-473f-b6e2-e3476af7df33" href="/springer-valentine" title="Springer, Valentine">Valentine Springer</a> geschätzt und schließlich selbst erworben hatte. Das Verfahren wurde eingestellt, vermutlich auch wegen Möders Einberufung zur Wehrmacht. Möder, der demonstrativ als "Parteigenosse" auftrat, kämpfte bis kurz vor Kriegsende vergeblich um Anerkennung als Parteimitglied bzw. Wiederaufnahme in die Partei.</p> <p>Nach dem Ende des NS-Regimes wurden die Möder im Verfahren von 1942 zur Last gelegten Tatbestände im Rahmen von zwei Volksgerichtsverfahren, in denen es um den Vorwurf der Verletzung der Menschenwürde sowie der missbräuchlichen Bereicherung (§ 4 und 6 Kriegsverbrechergesetz) ging, neuerlich aufgerollt, sie endeten für Möder ebenfalls mit der Einstellung.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/59" hreflang="de">Antiquitätenhandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/82" hreflang="de">Kommissarische Verwaltung</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/30" hreflang="de">SchätzmeisterIn</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/166" hreflang="de">Gabriele Anderl</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2024-06-18T22:00:00Z">18. Juni 2024</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Gabriele Anderl, Jüdisches Leben in Wien-Margareten, Wien-Berlin 2019.</p> <p>Gabriele Anderl, Die "Möbel- und Altwarenaktion Grüngasse" und ihre Leiter, Robert Möder und Franz Horejsi. Ein Beitrag zur Geschichte der Vermögensentziehungen im nationalsozialistischen Wien, in: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 72/73 (2016/2017), Wien 2018, 7–48.  </p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 36.582, Max Schein.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, K.1401, Möbel- und Altwarenaktion Liquidierungsstelle (Grüngasse).<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, K.1214, 1233, 1235, Abwickler Donau.</p> <p>WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Robert Möder.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 1240/45, Robert Möder, Viktor Blahut.; Vg Vr 6328/46, Robert Möder, Viktor Blahut, Julius Rittersporn, Anna Straubinger; Vg Vr 5640/1947, Robert Möder, Werner Heck, Franz Wilfert.</p></div> </div> Thu, 20 Jun 2024 12:05:09 +0000 Susanne Hehenberger 1678 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org