Konstantin Ferihumer https://www.lexikon-provenienzforschung.org/ de Akademie der bildenden Künste in Wien https://www.lexikon-provenienzforschung.org/akademie-der-bildenden-kuenste-wien <span>Akademie der bildenden Künste in Wien</span> <div class="field field--name-field-figure field--type-image field--label-hidden field__item"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/large/public/prov_article/Akademie_Aula_1940_PH_15587_72dpi-.jpg?itok=vU6liRoI" width="336" height="480" alt="Blick in die Säulenhalle mit Hitler-Büste, Schwarz-Weiß-Foto" title="Akademie der bildenden Künste Wien, Jahresausstellung 1940, Ansicht der Aula mit Hitler-Büste. © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien" /> </div> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:38</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item"><strong>Akademie der bildenden Künste in Wien</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>weitere Bezeichnungen: Academia von der Mallerey, Bildthauer, Fortification, Prospectiv und Architectur-Khunst (ab 1692), Kaiserl. Hof-Academie der Mahler- Bild-Hauer und anderer freyen Künste (ab 1725/26), k. k. Akademie der vereinigten bildenden Künste (ab 1772), k. k. Akademie der bildenden Künste (ab 1800), k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien (ab 1865), Akademie der bildenden Künste in Wien (ab 1918), Akademie der bildenden Künste Wien (ab 1998)</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Die Gründung der Akademie der bildenden Künste geht auf eine Privatinitiative des kaiserlichen Kammermalers Peter Strudel (1660–1714) zurück und fand ihre urkundliche Anerkennung durch das Kaiserhaus im Jahr 1692. Nach dem Tod Strudels erfolgte die Neugründung 1726 als öffentliche kaiserliche Hofakademie unter der Leitung von Jacob van Schuppen (1670–1751). Mit der Errichtung einer eigenständigen Kupferstecherakademie unter Jakob Mathias Schmutzer (1733–1811) 1766 wurde der Grundstock für die Sammlung des heutigen Kupferstichkabinetts gelegt. Schmutzers Kupferstecherakademie wurde 1772 in die "k. k. Akademie der vereinigten bildenden Künste", welche die bestehenden Wiener Kunstlehranstalten zu einer Institution zusammenschloss, eingegliedert und der Sammlungsbestand in Folge gezielt ausgebaut. Eine weitere am Haus existierende, ursprünglich als Lehrmittelkabinett gegründete und noch keiner expliziten Sammlungsstrategie unterliegende Bildersammlung erfuhr 1822 mit dem Legat von Anton Franz de Paula Graf von Lamberg-Sprinzenstein (1740–1822) – es beinhaltete u. a. Hieronymus Boschs Weltgerichtstriptychon sowie Werke von Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck und andere Niederländer des 17. Jahrhunderts – eine entscheidende Aufwertung hin zu einer eigenständigen Gemäldegalerie von internationaler Bedeutung. Nach wechselnden Standorten im heutigen 1. Wiener Bezirk und infolge zunehmenden Raummangels wurde 1871 der Neubau des Akademiegebäudes am Schillerplatz genehmigt, der 1877 feierlich eröffnet wurde. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gingen die Sammlungen der Akademie in das Eigentum der Republik Österreich über.</p> <p>Bereits während der Jahre des austrofaschistischen Regimes herrschte an der Akademie ein den Nationalsozialismus nicht ablehnendes Klima, das eine rasche "Gleichschaltung" nach dem "Anschluss" 1938 beförderte. Bereits am 12. März 1938 bestellte die Landesleitung Wien der NSDAP ein aus Ferdinand Andri, Wilhelm Dachauer und Alexander Popp bestehendes Leitungsgremium, das in Folge 13 Bedienstete vom Dienst entheben und bis zur Ernennung Popps zum Rektor im Sommer 1941 bestehen sollte. Die Akademie war nun der Abteilung IV des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten unter der Leitung von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="988faa84-04a4-4aa4-ba12-10df6b063086" href="/muehlmann-kajetan" title="Mühlmann, Kajetan">Kajetan Mühlmann</a>, ab 1940 dem Generalreferat Kunstförderung des Reichsstatthalters in Wien unterstellt. Ab dem Wintersemester 1944/45 fand an der Akademie kein regulärer Unterricht mehr statt – spätestens mit Jänner 1945 erfolgte ihre endgültige Schließung im Rahmen der allgemeinen Stilllegung der Kunsthochschulen.</p> <p>Der Gesamtbestand der Gemäldegalerie im Jahr 1938 betrug rund 1.900 Werke. Um das Sammlungsinventar zu erweitern, beabsichtigten das kommissarische Leitungsgremium und der Direktor der Gemäldegalerie, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2e6ea6cb-b35b-4fb1-8364-2d9f6914396b" href="/eigenberger-robert" title="Eigenberger, Robert">Robert Eigenberger</a>, 1939 an der Zuteilung von Kunstgegenständen aus entzogenen Sammlungen zu partizipieren – bei gegenwärtigem Forschungsstand können allerdings keine solchen Zuteilungen nachgewiesen werden. Im August desselben Jahres wurde <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2e6ea6cb-b35b-4fb1-8364-2d9f6914396b" href="/eigenberger-robert" title="Eigenberger, Robert">Eigenberger</a> beauftragt, die Bestände der Gemäldegalerie in die Kategorien A, B und C einzuteilen und angesichts des drohenden Kriegsbeginns die Bergung der Objekte der Kategorie A vorzubereiten. In den folgenden vier Bergungsphasen der Jahre 1939, 1942, 1944 und 1945 wurden mehr als 600 Objekte überwiegend der Kategorien A und B in die Bergungsstellen Stift Heiligenkreuz, Creditanstalt–Bankverein in Wien 1, Schottengasse 6-8, Schloss Schönborn in Niederösterreich und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="707df896-7001-4eee-9618-6f529381d3c7" href="/lauffen-salzbergwerk" title="Lauffen, Salzbergwerk">Bergwerk Lauffen</a> bei Bad Ischl verbracht. Beinahe 1.700 Objekte hatte <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2e6ea6cb-b35b-4fb1-8364-2d9f6914396b" href="/eigenberger-robert" title="Eigenberger, Robert">Eigenberger</a> 1939 als drittrangige Bestände kategorisiert, von denen etwa 1.300 im Akademiegebäude zurückgelassen wurden. Durch einen Bombentreffer am 12. März 1945 wurden 520 Werke zerstört bzw. gelten seither als verschollen. Zudem gingen 120 der in externe Bergungsorte ausgelagerten Werke u. a. durch Plünderungen verloren. Ende 1942 waren auch in der Bibliothek und den ihr angegliederten Sammlungen des heutigen Kupferstichkabinetts Bergungsmaßnahmen eingeleitet worden. Die wertvollsten Bestände wurden in einen Banktresor in der Wiener Rockhgasse und weniger wertvolle Objekte in ein Kellerdepot der Akademie umgelagert, während die minderbewerteten Restbestände in den bisherigen Räumlichkeiten belassen wurden. Die aktuelle Quellenlage bietet, mit wenigen Ausnahmen, keinen detaillierten Aufschluss darüber, welche Bestände des heutigen Kupferstichkabinetts tatsächlich geborgen wurden oder kriegsbedingte Verluste erlitten.</p> <p>Am 19. April 1945, nach dem Ende der Kämpfe im Wiener Stadtgebiet, übernahm Herbert Boeckl die provisorischen Geschäfte des Rektors, die Wiederaufnahme des Unterrichts folgte nur wenige Tage später. Im Zuge der Entnazifizierung des Personalstandes kam es zu 37 Dienstenthebungen unmittelbar nach Kriegsende. Ein Großteil der betroffenen Personen wurde jedoch spätestens mit der Verabschiedung des Nationalsozialistengesetzes 1947 rehabilitiert.</p> <p>1988 wurde der Gemäldegalerie die Glyptothek der Akademie angegliedert. Im Rahmen des Kunsthochschul-Organisationsgesetzes erfuhr die Akademie 1998, unter Beibehaltung des leicht gekürzten Namens "Akademie der bildenden Künste Wien", die Ernennung zur Universität. 2003 wurde das Kupferstichkabinett als selbständige Organisationseinheit von der Bibliothek getrennt. Die systematische Provenienzforschung in den Sammlungen der Akademie startete im Jahr 2013. Basierend auf deren Forschungsergebnissen empfahl der Kunstrückgabebeirat am 11. Jänner 2019 die Rückgabe von drei Grafiken aus dem Sammlungsbestand des Kupferstichkabinetts, die sich ursprünglich im Eigentum von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="0dbd15a2-448f-4194-8040-9d2850d38da3" href="/gruenebaum-moriz" title="Grünebaum, Moriz">Moriz Grünebaum</a> befunden hatten und im Februar 2021 an dessen ErbInnen ausgefolgt werden konnten. Im November 2021 sprach sich der Kunstrückgabebeirat zudem für die Restitution von 33 Druckgrafiken aus der Sammlung <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb38a447-5304-456b-8c88-f7f420e56ab1" href="/stiassny-sigmund" title="Stiassny, Sigmund">Sigmund Stiassny</a> sowie von 319 Zeichnungen und Druckgrafiken mit der Provenienz Maria und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="223a1b84-2ef0-43a0-967a-7b76b61a0069" href="/perlberger-rudolf" title="Perlberger, Rudolf">Rudolf Perlberger</a> aus, die sich aufgrund einer Schenkung in den 1980er-Jahren im Bestand des Kupferstichkabinetts befunden hatten.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/139" hreflang="de">Bergungsmaßnahmen</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/87" hreflang="de">Kriegsbedingte Verluste</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2021-11-08T23:00:00Z">8. November 2021</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Beiratsbeschluss Sigmund Stiassny, 5.11.2021, URL: <a href="https://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Stiassny_Sigmund_2021-11-05.pdf">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Stiassny_Sigmund_2021-11-05.pdf</a> (9.11.2021).<br /> Beiratsbeschluss Maria Perlberger, 5.11.2021, URL: <a href="https://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Perlberger_Maria_2021-11-05.pdf">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Perlberger_Maria_2021-11-05.pdf</a> (9.11.2021).<br /> Beiratsbeschluss Moriz Grünebaum, 11.1.2019, URL: <a href="https://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Gruenebaum_Moriz_2019-01-11.pdf">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Gruenebaum_Moriz_2019-01-11.pdf</a> (9.11.2021).</p> <p>Beatrix Bastl, "Herrschaft des Abschaums". Universitätsbibliothek und Universitätsarchiv der Akademie der Bildenden Künste Wien von 1933 bis 1948, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich (2012) 2, 7–28.</p> <p>Beatrix Bastl/Paul Köpf, Universitätsbibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien in der Zeit zwischen 1933 und 1948, in: Bruno Bauer/Christina Köstner-Pemsel/Markus Stumpf (Hg.), NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit, Graz-Feldkirch 2011, 273–288, <span>URL: </span><a href="https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/objects/o:290050/methods/bdef:Content/download">fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/objects/o:290050/methods/bdef:Content/download</a> (3.12.2020).</p> <p>Martin Bilek, Die Akademie der bildenden Künste 1967/68 bis 1991/92. Statistik der Meisterschulen und Institute, Wien 1992.</p> <p>Heribert Hutter, Akademie der bildenden Künste in Wien. Akademie heute. Schenkungen d. Professoren u. andere Widmungen, Wien 1977.</p> <p>Elisabeth Klamper, Zur politischen Geschichte der Akademie der bildenden Künste 1918 bis 1948. Eine Bestandsaufnahme, in: Hans Seiger/Michael Lunardi/Peter Josef Populorum (Hg.), Im Reich der Kunst. Die Wiener Akademie der bildenden Künste und die faschistische Kunstpolitik, Wien 1990, 5–64.</p> <p>Monika Knofler, 1688, 1692, 1726, 1772. Die ersten 100 wechselvollen Gründungsjahre der Akademie der bildenden Künste Wien, in: DERDIEDAS, Akademiezeitung Sondernummer zum 325 Jahre Jubiläum, Wien 2017, 28–33.</p> <p>Carl Friedrich Arnold von Lützow, Geschichte der k. k. Akademie der bildenden Künste. Festschrift zur Eröffnung des neuen Akademie-Gebäudes, Wien 1877.</p> <p>Irene Nierhaus, Adoration und Selbstverherrlichung. Künstlerische und kunstpolitische Schwerpunkte an der Akademie der bildenden Künste von den dreißiger bis Ende der vierziger Jahre, in: Hans Seiger/Michael Lunardi/Peter Josef Populorum (Hg.), Im Reich der Kunst. Die Wiener Akademie der bildenden Künste und die faschistische Kunstpolitik, Wien 1990, 65–158.</p> <p>Verena Pawlowsky, Die Akademie der bildenden Künste Wien im Nationalsozialismus. Lehrende, Studierende und Verwaltungspersonal, Wien-Köln-Weimar 2015.</p> <p>Margatethe Poch-Kalous, Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien, Wien 1968.</p> <p>René Schober, "...da ihre Beschädigung keinen Verlust von unersetzlichen Kulturwerten darstellen würde". Bergungen und Kriegsverluste der Akademischen Gemäldegalerie im Zweiten Weltkrieg, in: Pia Schölnberger/Sabine Loitfellner (Hg.), Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe – Auswirkungen (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 6), Wien-Köln-Weimar 2016, 149–174, URL: <a href="https://doi.org/10.7767/9783205201564-009"><span>doi.org/10.7767/9783205201564-009</span></a><span><span><span>.</span></span></span></p> <p>Renate Trnek, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien. Illsutriertes Bestandsverzeichnis, Wien 1989.</p> <p>Walter Wagner, Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien, Wien 1967.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-by field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen der Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Akademie der bildenden Künste Wien, Die K. K. Akademie der Bildenden Künste in Wien in den Jahren 1892–1917. Zum Gedächtnis des zweihundertfünfundzwanzigjährigen Bestandes der Akademie, Wien 1917.<br /> Akademie der bildenden Künste in Wien, Die Akademie der bildenden Künste Wien, Jahrbuch 1940, Wien 1940.<br /> Akademie der bildenden Künste in Wien, Jubiläumsausstellung, 25.10.1942–3.1.1943, Wien 1942.</p> <p>Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste, Wien (Hg.), Meisterzeichnungen des 16. und 17. Jahrhunderts aus dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien. Ausgewählt und bearbeitet von Erwin Pokorny, Wien 1998.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>UAAbKW, Verwaltungsakten.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="http://d-nb.info/gnd/2003761-2" rel="nofollow" target="_blank">GND: 2003761-2</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/159216717" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 159216717</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q414219" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q414219</a></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:38:51 +0000 acolono 1339 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Arisierungsstelle der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels https://www.lexikon-provenienzforschung.org/arisierungsstelle-der-zunft-der-uhrmacher-und-juweliere-und-der-gilde-des-uhren-und-juwelenhandels <span>Arisierungsstelle der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:41</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item"><strong>Arisierungsstelle der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>weitere Bezeichnung: Arisierungskommission der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels</p> <p>übergeordnete Behörde: <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a></p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Noch bevor die Dritte Verordnung zum Reichsbürgergesetz zur "listenmäßigen Erfassung der jüdischen Betriebe" am 14. Juni 1938 in Kraft trat, hatte der in Wien ansässige Uhrmacher <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Bartholomäus Schmid</a> bereits damit begonnen, derartige Listen anzufertigen. Damit unternahm er laut eigenen Angaben bei der "Ersten großdeutschen Versammlung der Uhrmacher in Wien" im Jänner 1939 den Versuch, das Problem zu lösen, dass "weder beim Handel, noch bei den Zünften verlässliche Aufzeichnungen darüber existierten, nach denen lückenlos die jüdischen Betriebe" erfasst werden konnten. Parallel dazu intervenierte <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Schmid</a> beim Staatskommissar in der Privatwirtschaft und Leiter der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a> (<a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a>) Walter Rafelsberger, um die Errichtung einer für die "Betriebsarisierungen" der Branche zuständigen Institution zu erreichen. Mit Unterstützung von Rafelsberger und unter der Leitung von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Schmid</a> sollte diese als "Arisierungsstelle der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels" im Juni 1938 in Wien 1, Schulhof 6 eingerichtet werden. Für die Sparte der UhrmacherInnen saßen Stefan Saghy und Josef Weishäupl, für jene der JuwelierInnen Karl Schwab und Othmar Halder im Gremium der "Arisierungsstelle". Stellvertretend für die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a> agierte dort Franz Mauritz, der später durch Franz Drabek ersetzt werden sollte. Zudem entsandten die Wiener Gauleitung, die Abteilung Einzelhandel der Fachgruppe 12 (Juwelen, Gold- und Silberwaren) sowie die Kreisleitung und das Wirtschaftsamt in Wien Sachverständige, um Einfluss auf die in der "Arisierungsstelle" getroffenen Entscheidungen nehmen zu können. Zentrale Aufgabe der "Arisierungsstelle" war es, in einem ersten Schritt darüber zu befinden, ob ein als jüdisch klassifizierter Betrieb "arisiert" oder liquidiert werden sollte. Zu diesem Zweck zog das Gremium die von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Schmid</a> angefertigten Listen und Pläne sowie die von der brancheninternen buchhalterischen Überprüfungsstelle (der sogenannten Buchstelle) zur Verfügung gestellten Unterlagen zur Geschäftsgebarung des jeweiligen Unternehmens heran. In einem zweiten Schritt legte sie fest, wer einen Betrieb zu welchem Kaufpreis "arisieren" sollte. Die in der Branche tätigen "arischen" BerufskollegInnen erhielten ab Ende Juni 1938 die Möglichkeit, ihre "Arisierungsgesuche" direkt an die nunmehr dafür zuständige Stelle zu richten. Formell verfügte die "Arisierungsstelle" lediglich über ein Vorschlagsrecht gegenüber der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a>. Dieser oblag es, die letztgültige "Arisierungsgenehmigung" zu erteilen. In der Praxis dürfte sie dem Vorschlag der "Arisierungsstelle" gefolgt sein. Bereits im Jänner 1939 verkündete <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Schmid</a>, dass die "Arisierung" der Branche weitgehend abgeschlossen sei. Mehr als 100 als jüdisch klassifizierte Betriebe waren seinen Angaben zufolge "in arischen Besitz übergeleitet", die restlichen – mehr als 540 Betriebe – der Liquidation zugeführt worden. Die "Arisierungsstelle" dürfte mit der Erledigung ihrer Aufgabe, nach nur wenigen Monaten ihres Bestehens im Frühjahr 1939 ihre Aktivität wieder eingestellt haben. Die große Zahl der von ihr zur Liquidation bzw. Restabwicklung vorgesehenen Betriebe sollte jedoch die Überprüfungsstelle bzw. später "Abwicklungsstelle" der Branche sowie die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6067b041-3f33-4594-bc6c-e0d8c76fc133" href="/einkaufs-und-treuhandgenossenschaft-fuer-die-uhren-und-juwelenbranche" title="Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche">Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft</a> (<a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6067b041-3f33-4594-bc6c-e0d8c76fc133" href="/einkaufs-und-treuhandgenossenschaft-fuer-die-uhren-und-juwelenbranche" title="Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche">ETG</a>) noch mehrere Jahre beschäftigen.</p> <p>Die "Arisierungsstelle" war zur zentralen Instanz innerhalb der Branche avanciert, die darüber entschied, ob ein Betrieb liquidiert oder "arisiert" wurde bzw. wer die Genehmigung zur "Arisierung" erhielt, und prägte damit die Weitergabe der entzogenen Wertgegenstände. Etwa im Fall des Betriebes Ernst Steiner in Wien 7, Mariahilferstraße 62 stimmte sie dessen "Arisierung" durch den Uhrmacher <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Bartholomäus Schmid</a> zu, der in weiterer Folge einzelne Objekte an das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="a2ab933a-e4cb-4d29-b534-1e27956c4a46" href="/technisches-museum-wien" title="Technisches Museum Wien ">Technische Museum Wien</a> abgab, wo sie zum Gegenstand der dort seit 1998 durchgeführten systematischen Provenienzforschung wurden, aber nicht mehr aufgefunden werden konnten. Das Unternehmen von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3b2c0c8a-48ae-45e5-a328-8435ff1b4996" href="/grosz-alexander" title="Grosz, Alexander">Alexander Grosz</a> in Wien 1, Wipplingerstraße 22 sah die "Arisierungsstelle" hingegen zur Liquidation vor. Während der Großteil seines Warenlagers der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6067b041-3f33-4594-bc6c-e0d8c76fc133" href="/einkaufs-und-treuhandgenossenschaft-fuer-die-uhren-und-juwelenbranche" title="Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche">ETG</a> übergeben wurde, erwarb das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8beff627-e42d-4899-8adb-e524e0c59d3a" href="/uhrenmuseum-wien" title="Uhrenmuseum Wien">Uhrenmuseum Wien</a> 70 Uhren aus dessen Eigentum. Aufgrund des Beschlusses der Wiener Restitutionskommission vom 1. Juli 2003 erfolgte die Restitution der 40 im Bestand des Museums verbliebenen Uhren an die RechtsnachfolgerInnen nach <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3b2c0c8a-48ae-45e5-a328-8435ff1b4996" href="/grosz-alexander" title="Grosz, Alexander">Alexander Grosz</a> im Jahr 2013.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/77" hreflang="de">&quot;Arisierung&quot;</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/103" hreflang="de">Firmen-Liquidation</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/88" hreflang="de">NS-Vermögensentzug</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/83" hreflang="de">Uhren- und Juwelenbranche</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2020-04-20T22:00:00Z">20. April 2020</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p><span><span><span>Vierter Bericht des amtsführenden Stadtrates für Kultur und Wissenschaft über die gemäß dem Gemeinderatsbeschluss vom 29. April 1999 erfolgte Übereignung von Kunst- und Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der Stadt Wien sowie der Wiener Stadt- und Landesbibliothek vom 10. November 2003 (Restitutionsbericht 2003), URL: <a href="https://www.wienmuseum.at/fileadmin/user_upload/PDFs/Restitutionsbericht_2003.pdf">www.wienmuseum.at/fileadmin/user_upload/PDFs/Restitutionsbericht_2003.pdf</a></span></span></span> (3.12.2020).</p> <p>Gabriele Anderl/Edith Blaschitz/Sabine Loitfellner/Mirjam Triendl/Niko Wahl, "Arisierung" von Mobilien (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich 15), Wien-München 2004, URL: <a href="https://hiko.univie.ac.at/PDF/15.pdf">hiko.univie.ac.at/PDF/15.pdf</a> (3.12.2020).</p> <p>Ralf Banken, Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im "Dritten Reich" 1933–1945, Berlin 2009.</p> <p>N. N., Erste großdeutsche Versammlung der Uhrmacher in Wien, Redeprotokoll Bartholomäus Schmid, in: Uhrmacherkunst 64 (10.2.1939) 7, 103–104.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Landesarchiv Berlin, B Rep. 039-01, Nr. 333, 337, 340.</p> <p>OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Laconia-Käs.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, 3127, ETG.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Rechtsabteilung, 8973, ETG.</p> <p>TMW-Archiv, Anlage zur Inv. Nr. 16094 und 16095.</p> <p>WStLA, LG für Strafsachen, A11, Vr-Strafakten, Vr 5752/38, Walter Kienast, Gottfried Duda, Karl Maurer.<br /> WStLA, M.Abt. 202, A5 - Personalakten, 1. Reihe, Bartholomäus Schmid.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 3f Vr 3121/45, Stefan Saghy u. a.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 6 Vr 6936/47, Bartholomäus Schmid.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 6c Vr 5864/46, Bartholomäus Schmid.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 7a Vr 9139/46, Othmar Kober u. a.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 8c Vr 124/53, Stefan Saghy, Karl Krepinsky.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 8e Vr 231/53, Bartholomäus Schmid.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:41:00 +0000 acolono 1528 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Baranyi, Karl https://www.lexikon-provenienzforschung.org/baranyi-karl <span>Baranyi, Karl</span> <div class="field field--name-field-figure field--type-image field--label-hidden field__item"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/large/public/prov_article/Wiener%20Neuste%20Nachrichten%201.1.jpg?itok=apLyWW8e" width="480" height="302" alt="Zeitungsannoce, links eine Zeichnung des Möbelhauses von außen, rechts der Text" title="Anzeige des Möbelhauses Baranyi in Wien 7, Neubaugasse 68. Quelle: Wiener Neuste Nachrichten, 1.1.1938, S. 39, abgerufen über ANNO/Österreichische Nationalbibliothek " /> </div> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:38</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Karl <strong>Baranyi</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>2.9.1895 Deutsch Liebau / Horní Libina, Böhmen – Todestag und -ort unbekannt</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Karl Baranyi, der aus Böhmen stammte, meldete erstmals 1919 seinen Wohnsitz in Wien, wo er als Versteigerer im 7. Gemeindebezirk, Neubaugasse 68, tätig war, bis er 1932 aufgrund einer Gefängnisstrafe wegen Veruntreuung seine Konzession verlor. Der damit einhergehende Verlust seiner Geschäftsgrundlage veranlasste ihn dazu, nach Berlin zu übersiedeln, um im Kaffeehaus seiner Mutter Hedwig Baranyi zu arbeiten. Im Dezember 1938 kehrte er nach Wien zurück und trat als Geschäftsführer in den Betrieb seines Bruders Gustav Baranyi ein, welcher neben Möbeln auch mit Altwaren handelte und wiederum in der Neubaugasse 68 ansässig war. Ab 1935 war Karl Baranyi förderndes Mitglied der SS und ab 1938 Parteianwärter der NSDAP. Sein Mitgliedschaftsantrag wurde jedoch 1941 aufgrund seiner Vorstrafe und mit der Begründung, er würde die Parteiangehörigkeit nur aus persönlichem Geschäftsinteresse anstreben, abgelehnt. 1939 erwarb Baranyi zusammen mit seinem Bruder und seiner Mutter eine Liegenschaft in Baden, Andreas-Hofer-Zeile 23, von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="49838447-4f90-4485-bd39-5422e59547dd" href="/lilienthal-caecilie" title="Lilienthal, Cäcilie">Cäcilie Lilienthal</a>, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Josef Lilienthal in Wien eine Kunstsammlung und weitere Liegenschaften besaß und zu diesem Zeitpunkt aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurde. In einer dem Kaufvertrag beigelegten Liste wurden jene Mobilien vermerkt, welche nicht Teil des verkauften Guts waren. Da die Baranyis die Ausfolgung dieser Gegenstände trotz mehrfacher Aufforderung weiter hinauszögerten, strengte <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="49838447-4f90-4485-bd39-5422e59547dd" href="/lilienthal-caecilie" title="Lilienthal, Cäcilie">Cäcilie Lilienthal</a> schließlich im August 1941 ein Verfahren vor dem Landesgericht Wien an, welches noch im selben Jahr mit einem außergerichtlichen Vergleich endete. Im Juli 1942 wurde <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="49838447-4f90-4485-bd39-5422e59547dd" href="/lilienthal-caecilie" title="Lilienthal, Cäcilie">Cäcilie Lilienthal</a> vermutlich zuerst in das Ghetto Theresienstadt und von dort weiter nach Auschwitz deportiert, wo sie zu Tode kam.</p> <p>1946 meldete Karl Baranyi gemäß VEAV den Erwerb der Liegenschaft, während <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="49838447-4f90-4485-bd39-5422e59547dd" href="/lilienthal-caecilie" title="Lilienthal, Cäcilie">Cäcilie Lilienthals</a> Sohn Karl René beim Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung bezüglich desselben Sachverhaltes Meldung erstattete. In Folge wurde gegen Baranyi ein Verfahren vor dem Volksgericht Wien wegen des Verdachtes auf missbräuchliche Bereicherung nach § 6 Kriegsverbrechergesetz eingeleitet, das nur ein Jahr später wieder eingestellt wurde. Aufgrund von fünf Teilerkenntnissen der Rückstellungskommission beim Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen in den Jahren 1950 bis 1955 musste Baranyi die Liegenschaft in Baden sowie noch vorhandenes Inventar, darunter Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände ebenso wie zahlreiche Grafiken und Gemälde, an die Nachkommen von Josef und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="49838447-4f90-4485-bd39-5422e59547dd" href="/lilienthal-caecilie" title="Lilienthal, Cäcilie">Cäcilie Lilienthal</a> rückerstatten. 1952 wurde Karl Baranyi aus den "besonderen Listen zur Verzeichnung der Nationalsozialisten" gestrichen, da er nie als Mitglied in die NSDAP aufgenommen worden und als förderndes Mitglied der SS nicht registrierungspflichtig gewesen sei. Auf Basis der vorliegenden Quellen können keine Angaben zum weiteren Leben Baranyis gemacht werden.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/59" hreflang="de">Antiquitätenhandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/64" hreflang="de">NSDAP-Anwartschaft</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 83.069, Karl Baranyi.<br /> OeStA/AdR, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 8849, Karl Rene Lilienthal.</p> <p>WStLA, LG für Zivilrechtssachen, A24, Cg; Nc - Streitsachen; Außerstreitsachen 28 Cg 191/41, Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A42, NS-Registrierung Karl Baranyi, geb. 2.9.1985.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 2527/48, Karl Baranyi.<br /> WStLA, Wiener historische Meldeunterlagen, Karl Baranyi.<br />  </p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:38:37 +0000 acolono 1163 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Deutsch, Friedrich https://www.lexikon-provenienzforschung.org/deutsch-friedrich <span>Deutsch, Friedrich</span> <span><a title="View user profile." href="/user/30">Susanne Hehenberger</a></span> <span>Mon, 10/17/2022 - 14:03</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Friedrich <strong>Deutsch</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>1.7.1894 Wien – den 8.5.1945 nicht überlebt</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Friedrich Deutsch war gelernter Bankbeamter, der ab 1926 in Wien 9, Servitengasse 9 eine kleine Fluss- und Seefischhandlung betreiben sollte. Am 3. Juni 1919 heiratete er Berta, née Hermann, und wohnte mit dieser und ihrer 1922 geborenen Tochter Friederike in Wien 1, Elisabethstraße 26. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich sah sich Friedrich Deutsch aufgrund seiner jüdischen Herkunft mit zunehmenden Repressalien des NS-Regimes konfrontiert. Die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögenverkehrsstelle (VVSt)</a> unterband die Warenzuteilung für die Fischhandlung, womit sie Friedrich Deutsch und seiner Familie die Geschäftsgrundlage entzog. Nachdem die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a> im August 1938 auch den Verkauf des Betriebs von Friedrich Deutsch an dessen "arische" Ehefrau zum Preis von 1.000 Reichsmark untersagt hatte, ließ sich das Ehepaar, im Glauben das Geschäft so retten zu können, am 5. Dezember 1938 scheiden. Dies gelang nicht, ebenso scheiterte in der Folge ein Fluchtversuch Friedrich Deutschs an der Grenze zur Schweiz.</p> <p>Berta Deutsch, die mittlerweile bei dem halbseitig gelähmten Arzt <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb38a447-5304-456b-8c88-f7f420e56ab1" href="/stiassny-sigmund" title="Stiassny, Sigmund">Sigmund Stiassny</a> als Pflegerin tätig war, überließ ihrem geschiedenen Ehemann, dem es nicht möglich gewesen war, eine bezahlte Anstellung zu finden, diese Arbeitsstelle. Am 29. Juni 1939 meldete sich Friedrich Deutsch bei <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb38a447-5304-456b-8c88-f7f420e56ab1" href="/stiassny-sigmund" title="Stiassny, Sigmund">Stiassny</a> in Wien 1, Bösendorferstraße 6 wohnhaft. Nur wenige Monate später musste er mit dem ebenfalls aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgten <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb38a447-5304-456b-8c88-f7f420e56ab1" href="/stiassny-sigmund" title="Stiassny, Sigmund">Stiassny</a> in eine Sammelwohnung in Wien 1, Nibelungengasse 8 übersiedeln, wo er bis zum 26. Jänner 1942 gemeldet bleiben sollte. Bis zum Tod <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="eb38a447-5304-456b-8c88-f7f420e56ab1" href="/stiassny-sigmund" title="Stiassny, Sigmund">Stiassnys</a> unterstützte er diesen nicht nur bei der Bestreitung seines Lebensalltags, sondern war diesem auch bei der Veräußerung von dessen Kunstsammlung behilflich. Am 10. Jänner 1942 internierte die Gestapo Deutsch, am 26. Jänner 1942 erfolgte seine Deportation nach Riga, wo er entweder in das dortige Ghetto eingewiesen wurde oder im nahen Lager Salaspils Zwangsarbeit verrichten musste. Das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien stellte auf Antrag von Berta Deutsch mit der Todeserklärung vom 13. April 1950 fest, dass Friedrich Deutsch den 8. Mai 1945 nicht überlebt hatte.</p> <p>Einem Antrag auf Anerkennung im Sinne des Opferfürsorgegesetzes von Berta Deutsch leistete das Referat Opferfürsorge der Wiener Magistratsabteilung 12 am 25. Jänner 1954 keine Folge, da aufgrund der Scheidung dieser kein "einwandfreies [...] Verhalten gegenüber dem Opfer vor und in der Zeit seiner Verfolgung" attestiert werden könne. Auch ein von Berta Deutsch gestelltes Nachsichtsansuchen lehnte die Opferfürsorgekommission im März 1960 ab. Erst aufgrund eines im selben Jahr gestellten Ansuchens gemäß Kriegs- und Verfolgungssachschädengesetz sollte ihr die Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland für die liquidierte Inneneinrichtung der Fischhandlung ihres Ehemannes eine geringfügige Entschädigungszahlung zusprechen.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/19" hreflang="de">NS-Verfolgte/r</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/88" hreflang="de">NS-Vermögensentzug</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2022-08-09T22:00:00Z">9. August 2022</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Beiratsbeschluss Sigmund Stiassny, 5.11.2021, URL: <a href="http://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Stiassny_Sigmund_2021-11-05.pdf">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Stiassny_Sigmund_2021-11-05.pdf</a> (12.7.2022).<br /> Beiratsbeschluss Maria Perlberger, 5.11.2021, URL: <a href="http://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Perlberger_Maria_2021-11-05.pdf">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Perlberger_Maria_2021-11-05.pdf</a> (12.7.2022).</p> <p>Opferdatenbank des Dokumentationsarchives des Österreichischen Widerstands (<a href="http://www.doew.at">www.doew.at</a>), Friedrich Deutsch (11.7.2022).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>IKG-Archiv Wien, Hauslisten 1941/42 (Lebensmittelkarten für Juden), Nibelungengasse 8.</p> <p>OeStA/AdR, E-uReang, KVSG, 60.479, Berta Deutsch.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, KVSG, 59.700, Friederike Deutsch.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Arisierungsakt, 4813, Friedrich Deutsch.<br /> OeStA/AdR, FLD, 15. Transport, Zl. 137, Friedrich Deutsch.</p> <p>WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 686, 4. Bez., Berta Deutsch.<br /> WStLA, Opferfürsorgeakt Berta Deutsch, Zl. D 228/57.</p></div> </div> Mon, 17 Oct 2022 14:03:38 +0000 Susanne Hehenberger 1628 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Eigenberger, Robert https://www.lexikon-provenienzforschung.org/eigenberger-robert <span>Eigenberger, Robert</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:39</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Robert <strong>Eigenberger</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>14.2.1890 Sedlitz, Böhmen – 14.4.1979 Wien</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Robert Eigenberger studierte Kunstgeschichte an der deutschen Universität in Prag und promovierte 1913 über den Bildhauer Adam Krafft. Noch im selben Jahr wurde er Praktikant, später Assistent der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="a2276f43-9407-44f4-9061-ca14b8ca1cc2" href="/bundesdenkmalamt" title="Bundesdenkmalamt">k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege</a> in Wien. Während des Ersten Weltkriegs rückte er im Mai 1915 als Kriegsfreiwilliger ein, wurde aber nach nur einem halben Jahr wegen einer schweren Typhuserkrankung entlassen und in der Kriegsmetallsammlung eingesetzt. 1917 erfolgte seine Bestellung als Kustos der Gemäldegalerie der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien</a>. In seiner ab 1922 bekleideten Funktion als Direktor der Gemäldegalerie führte er eine Neuaufstellung der Schausammlung durch und veröffentlichte 1927 einen umfassenden Bestandskatalog. Er betätigte sich zudem als freischaffender Maler, erhielt 1930 den österreichischen Staatspreis für Malerei und war Mitglied der Vereinigung bildender Künstler Wiener Secession. 1926 war ihm der Titel Professor verliehen worden und ab Sommersemester 1927 hatte er zusätzlich die Stelle eines Honorardozenten für Kunstgeschichte an der Wiener <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a> inne. Seit spätestens 1930 war er außerdem als Gutachter und Experte des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a>s tätig. 1933 wurden ihm die Restaurieragenden der Gemäldegalerie und die Leitung des an der Akademie eingerichteten Restaurierkurses übertragen. Es folgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor sowie zum Leiter der Lehrkanzel für Konservierung und Technologie im Jahr 1934. Nach eigenen Angaben war Eigenberger ab etwa 1934 für die illegale NSDAP unter anderem im Bereich des Nachrichtendiensts tätig, trat ihr offiziell aber erst im Mai 1938 bei. Zur gleichen Zeit wechselte er das Glaubensbekenntnis von römisch-katholisch zu gottgläubig, wurde förderndes Mitglied der SS und in Folge NS-Dozentenführer an der Wiener <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a>. 1940 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor sowie die Verleihung der Erinnerungsmedaille an den 13. März 1938 für seine "nationalsozialistische Tätigkeit während der illegalen Zeit". 1942 wurde er mit dem Silbernen Treudienstehrenzeichen ausgezeichnet. Eigenberger war Luftschutzbeauftragter der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a> und Bergungsbeauftragter der Gemäldegalerie, womit er die Verantwortung für die wesentlichen Entscheidungen zur kriegsbedingten Sicherung von deren Sammlungsbeständen während des Zweiten Weltkrieges trug. So organisierte er ab 1939 die Verbringung von mehr als 600 Objekten des Bestandes der Gemäldegalerie in externe Bergungsstellen in und außerhalb von Wien. Rund 1.300 von ihm als drittrangig kategorisierte Werke beließ er im Akademiegebäude. Bei einem Bombentreffer am 12. März 1945 wurden davon rund 520 Objekte zerstört bzw. gelten seither als verschollen. Zudem gingen 120 der in externe Bergungsorte ausgelagerten Werke u. a. durch Plünderungen verloren.</p> <p>Im Juni 1945 wurde Eigenberger seiner Funktionen enthoben, aber schon im November 1946 für die Wiederaufnahme seines Lehrauftrags an die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a> zurückgeholt. Ein Beschluss des Bundespräsidenten vom 13. September 1947 stufte Eigenberger auf dem Gnadenwege, u. a. aufgrund seines "aussergewöhnlich hohen Könnens", als minderbelastet ein, 1949 folgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor. Im selben Jahr leitete das Bundesministerium für Unterricht (BMU) eine Untersuchung gegen Eigenberger ein, da es ihm vorwarf, im Zuge von 1938/1939 durchgeführten Restaurierungsarbeiten nachhaltige Schäden verursacht zu haben. Die im Frühjahr 1949 von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="61bf09a0-1af8-498c-bfe1-43af911d6655" href="/baldass-ludwig" title="Baldass, Ludwig">Ludwig Baldass</a>, Otto Benesch, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3f4c3f14-351a-42e2-8136-8963d2c612f7" href="/garzarolli-thurnlackh-karl" title="Garzarolli-Thurnlackh, Karl">Karl Garzarolli-Thurnlackh</a>, Josef Hajsinek und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="d5b03bba-2214-4b30-9253-27da6c4b044e" href="/sochor-franz" title="Sochor, Franz">Franz Sochor</a> verfassten Gutachten stellten Eigenbergers Qualifikation als Restaurator bzw. als Leiter der Meisterschule für Restaurierung und Technologie grundlegend in Frage – Eigenberger hatte keine Ausbildung als Restaurator, sondern war Autodidakt. Da auch die Einsetzung eines Komitees zur Prüfung der Vorwürfe gegen Eigenberger – vier der fünf Mitglieder waren Professoren der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a> – zu keiner zufriedenstellenden Klärung führte, setzte das BMU 1950/51 einen externen Sachverständigen ein – was zu Protesten des Professorenkollegiums der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a> führte. Inwieweit das Verfahren Konsequenzen für Eigenberger hatte, ist den Akten nicht zu entnehmen. In der Professorenkollegiumssitzung vom 1.6.1951 wurde er für die Studienjahre 1951/52 und 1952/53 zum Rektor der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a> gewählt, eine weitere Funktionsperiode als Rektor folgte im Studienjahr 1954/55. In den Jahren 1953/54 und 1955–1957 fungierte Eigenberger als Prorektor. 1955 wurde er zudem ordentlicher Professor. Nach seiner Emeritierung am 27. Juli 1961 behielt Eigenberger die Leitung der Meisterschule für Konservierung und Technologie sowie den Lehrauftrag im gleichnamigen Fach und übernahm zudem 1962–1965 den Vorstand des Institutes für sakrale Kunst an der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie</a>. Mit 30. September 1965 schied er aus dem aktiven Dienst aus. War Eigenberger bereits 1960 der Goldene Lorbeer des Wiener Künstlerhauses verliehen worden, so folgten 1976 die große Ehrenurkunde der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie der bildenden Künste in Wien</a> und 1977 die Ehrenmitgliedschaft der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (Künstlerhaus).</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/10" hreflang="de">Kunstgeschichte</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/48" hreflang="de">RestauratorIn</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/79" hreflang="de">Sachverständige/r</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/126" hreflang="de">SS-Mitglied</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/191" hreflang="de">René Schober</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Heribert Hutter (Hg.), Dr. Robert Eigenberger. Gedächtnisausstellung, Akademie der bildenden Künste Wien, Wien 1979.</p> <p>Gertrude Prammer (Hg.), Robert Eigenberger 1890–1979, Mistelbach 1980.</p> <p>René Schober, "...da ihre Beschädigung keinen Verlust von unersetzlichen Kulturwerten darstellen würde". Bergungen und Kriegsverluste der Akademischen Gemäldegalerie im Zweiten Weltkrieg, in: Pia Schölnberger/Sabine Loitfellner (Hg.), Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe – Auswirkungen (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 6), Wien-Köln-Weimar 2016, 149–174, URL: <span><a href="https://doi.org/10.7767/9783205201564-009">doi.org/10.7767/9783205201564-009</a></span>.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-by field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen der Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Robert Eigenberger, Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien, Textband, Wien-Leipzig 1927.<br /> Robert Eigenberger, Neue Aufgaben der Denkmalpflege, in: Österreichische Kunst 9 (1938) 4, 11–14, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oku&amp;datum=1938&amp;page=115">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oku&amp;datum=1938&amp;page=115</a> (3.12.2020).<br /> Robert Eigenberger, Zum Wesen und zu den Aufgaben des Instituts für Konservierung und Technologie an der Wiener Akademie für bildende Künste, in: Österreichische Kunst 9 (1938) 10, 19–21, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oku&amp;datum=1938&amp;page=317">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oku&amp;datum=1938&amp;page=317</a> (3.12.2020).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>OeStA/AdR, UWK, BMU, Personalakten, Robert Eigenberger.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 306.009, Robert Eigenberger.</p> <p>UAAbKW, Geheimakten.<br /> UAAbKW, PA Robert Eigenberger.</p> <p>WStLA, M.Abt 119, A 42, NS-Registrierung, Robert Eigenberger.<br /> WStLA, B7/1, NS-Registrierungslisten, 4. Bezirk, Blechturmgasse, Liste Nr. 8.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="http://d-nb.info/gnd/129167681" rel="nofollow" target="_blank">GND: 129167681</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/1083814" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 1083814</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q19997585" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q19997585</a></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:39:23 +0000 acolono 1382 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche https://www.lexikon-provenienzforschung.org/einkaufs-und-treuhandgenossenschaft-fuer-die-uhren-und-juwelenbranche <span>Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:41</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item"><strong>Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche</strong> (ETG)</div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>weitere Bezeichnung: Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung</p> <p>übergeordnete Behörde: <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a></p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Auf Initiative des Leiters der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="efa774e2-b230-4607-9687-751a8550aa50" href="/arisierungsstelle-der-zunft-der-uhrmacher-und-juweliere-und-der-gilde-des-uhren-und-juwelenhandels" title="Arisierungsstelle der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels">"Arisierungsstelle"</a> <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Bartholomäus Schmid</a> und des Zunftmeisters Konrad Schalk sowie mit Unterstützung des Staatskommissars in der Privatwirtschaft Walter Rafelsberger und des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich Josef Bürckel erfolgte am 5. August 1938 die Gründung der Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft (ETG) mit Sitz in Wien 1, Schwedenplatz 2. Laut Statut hatte sie die "Förderung der Arisierungsbestrebungen in der Uhren- und Juwelenbranche" zum Ziel und sollte konkret für die Übernahme und den Weiterverkauf der Warenbestände aus liquidierten Betrieben der Branche zuständig sein. In der konstituierenden Generalversammlung der ETG wurden die Uhrmacher Konrad Schalk und Josef Weishäupl zum Obmann bzw. Obmannstellvertreter und der Diplomkaufmann Fritz Langauer zum Geschäftsführer der Genossenschaft gewählt. Für den Aufsichtsrat nominierte die Generalversammlung <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Bartholomäus Schmid</a> sowie den Leiter der "Oberaufsicht der kommissarischen Verwalter in der Uhren- und Juwelenbranche" Stefan Saghy und den Juwelen- und Goldwarengrossisten Hans Anderl, den Vorsitz übernahm <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8cd96bb7-1ad6-412f-8bb2-757ab66a9846" href="/schmid-bartholomaeus" title="Schmid, Bartholomäus">Schmid</a>. Zudem entsandte Rafelsberger den stellvertretenden Leiter der Abteilung Handwerk der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a> (<a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a>) Franz Mauritz in den Aufsichtsrat der ETG. Diese Funktion sollte im Februar 1939 Arnold Kött und Ende 1939 Fridolin Puhr übernehmen. Die Uhrmacher Stefan Saghy und Josef Weishäupl waren für die Einbringung der liquidierten Warenlager in die Depots der ETG zuständig, ab November 1938 unterstützte sie der Gestapo-Beamte Rudolf Gruber. Vor dem Weiterverkauf der Waren erfolgten zwei Bewertungen durch beeidete Schätzmeister der ETG: eine erste niedrige legte den Liquidations-und eine zweite höhere den Weiterverkaufswert fest. Die dazwischen liegende Gewinnspanne floss der ETG zu.</p> <p>Waren aus den liquidierten Beständen zu kaufen, blieb den Mitgliedern der ETG exklusiv vorbehalten. Laut § 3 der Statuten konnte "jeder gewerbeberechtigte Juwelier, Gold- und Silberschmied, Uhrmacher, Metallschläger, Edelsteinschleifer, Goldwaren- und Edelsteinhändler arischer Abkunft" Mitglied werden. Dies galt auch für branchenfremde, "arische" Personen "insoweit sie die Ziele und Zwecke der Genossenschaft zu fördern geneigt"<em> </em>waren. Die Mitgliederanzahl stieg bis Ende 1939 auf mehr als 350 Personen. Bis zum 31. Dezember 1939 erwarben die GenossenschafterInnen der ETG bei selbiger Waren im Wert von mehr als 3 Millionen Reichsmark, zumindest bis Ende 1941 konnte der Gesamtumsatz noch erheblich gesteigert werden. Im Jänner 1942 erfolgte schließlich die vorläufige Ruhendstellung der ETG, nachdem sie die Verwertung der liquidierten Warenbestände erfolgreich durchgeführt hatte. Den bis zu diesem Zeitpunkt erwirtschafteten Reingewinn von rund 1 Million Reichsmark führte sie gemäß § 26 ihrer Statuten an die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a> ab. Die endgültige Liquidation der ETG wurde auf die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vertagt, bis dahin sollte sie noch für "karitative" Zwecke, wie die Wecker- und Uhrensammlung für eingerückte Soldaten, zur Verfügung stehen. Die in den Räumlichkeiten der ETG angelegte umfangreiche KundInnen- und Warenkartei verbrannte laut Geschäftsführer Othmar Kober am Ende des Zweiten Weltkrieges. Als reichsweites Unikum war die ETG im Prozess der "Arisierung" der Wiener Uhren- und Juwelenbranche zentraler Umschlagplatz der Warenbestände liquidierter Unternehmen. Hatte die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="efa774e2-b230-4607-9687-751a8550aa50" href="/arisierungsstelle-der-zunft-der-uhrmacher-und-juweliere-und-der-gilde-des-uhren-und-juwelenhandels" title="Arisierungsstelle der Zunft der Uhrmacher und Juweliere und der Gilde des Uhren- und Juwelenhandels">"Arisierungsstelle"</a> einen Betrieb zur Liquidation vorgesehen, so übernahm die ETG dessen Warenbestände bzw. deren weitere Verwertung und Verteilung unter ihren GenossenschafterInnen. Dass einzelnen Institutionen aber hier dennoch die Gelegenheit geboten wurde, sich direkt an den entzogenen Vermögenswerten zu bedienen, zeigt exemplarisch der Fall <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3b2c0c8a-48ae-45e5-a328-8435ff1b4996" href="/grosz-alexander" title="Grosz, Alexander">Alexander Grosz</a>. Aus dessen bereits zur Liquidation vorgesehenen Warenbeständen erwarb das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8beff627-e42d-4899-8adb-e524e0c59d3a" href="/uhrenmuseum-wien" title="Uhrenmuseum Wien">Wiener Uhrenmuseum</a> noch 70 Uhren. 2003 beschloss die Wiener Restitutionskommission die Rückgabe der 40 erhaltenen Exemplare an <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3b2c0c8a-48ae-45e5-a328-8435ff1b4996" href="/grosz-alexander" title="Grosz, Alexander">Grosz</a>' RechtsnachfolgerInnen, die 2013 erfolgte.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/88" hreflang="de">NS-Vermögensentzug</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/83" hreflang="de">Uhren- und Juwelenbranche</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2020-04-20T22:00:00Z">20. April 2020</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p><span><span><span>Vierter Bericht des amtsführenden Stadtrates für Kultur und Wissenschaft über die gemäß dem Gemeinderatsbeschluss vom 29. April 1999 erfolgte Übereignung von Kunst- und Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der Stadt Wien sowie der Wiener Stadt- und Landesbibliothek vom 10. November 2003 (Restitutionsbericht 2003), URL: <a href="https://www.wienmuseum.at/fileadmin/user_upload/PDFs/Restitutionsbericht_2003.pdf">www.wienmuseum.at/fileadmin/user_upload/PDFs/Restitutionsbericht_2003.pdf</a></span></span></span> (3.12.2020).</p> <p>Gabriele Anderl/Edith Blaschitz/Sabine Loitfellner/Mirjam Triendl/Niko Wahl, "Arisierung" von Mobilien (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich 15), Wien-München 2004, URL: <a href="https://hiko.univie.ac.at/PDF/15.pdf">hiko.univie.ac.at/PDF/15.pdf</a> (3.12.2020).</p> <p>Ralf Banken, Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im "Dritten Reich" 1933–1945, Berlin 2009.</p> <p>N. N., Erste großdeutsche Versammlung der Uhrmacher in Wien, Redeprotokoll Bartholomäus Schmid, in: Uhrmacherkunst, 64 (10.2.1939) 7, 103–104.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Landesarchiv Berlin, B Rep. 039-01, Nr. 333, 337, 340.</p> <p>OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Laconia-Käs.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, 3127, ETG.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Rechtsabteilung, 8973, ETG.</p> <p>WStLA, LG für Strafsachen, A11, Vr-Strafakten, Vr 5752/38, Walter Kienast, Gottfried Duda, Karl Maurer.<br /> WStLA, M.Abt. 202, A5 - Personalakten, 1. Reihe, Bartholomäus Schmid.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 3f Vr 3121/45, Stefan Saghy u. a.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 6 Vr 6936/47, Bartholomäus Schmid.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 6c Vr 5864/46, Bartholomäus Schmid.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 7a Vr 9139/46, Othmar Kober u. a.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 8c Vr 124/53, Stefan Saghy, Karl Krepinsky.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 8e Vr 231/53, Bartholomäus Schmid.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:41:03 +0000 acolono 1529 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Gurlitt, Wolfgang https://www.lexikon-provenienzforschung.org/gurlitt-wolfgang <span>Gurlitt, Wolfgang</span> <div class="field field--name-field-figure field--type-image field--label-hidden field__item"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/large/public/prov_article/Wolfgang%20Gurlitt%2C%201958%2C%20Fotografin%20Timpe_72dpi_0.jpg?itok=qkJEVZ_V" width="469" height="480" alt="Porträt, Schwarz-Weiß-Foto" title="Wolfgang Gurlitt vor seiner Galerie in München, um 1954. © Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv, Fotografin: Felicitas Timpe" /> </div> <span><a title="View user profile." href="/user/29">Konstantin Ferihumer</a></span> <span>Tue, 11/30/2021 - 12:46</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Wolfgang <strong>Gurlitt</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>15.2.1888 Berlin – 25.3.1965 München</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Wolfgang Gurlitt wurde am 15. Februar 1888 als Sohn des Kunsthändlers Fritz Gurlitt (1853–1893) und dessen Ehefrau Anarella, née Im-Hof (1858–1935), geboren. Sein Vater betrieb die in Berlin, Behrenstraße 29 ansässige Galerie Fritz Gurlitt, deren Geschäfte nach dessen Tod im Februar 1893 der Galerieteilhaber Willy Waldecker fortführte. 1912 übernahm Wolfgang Gurlitt die Kunsthandlung, die zu diesem Zeitpunkt bereits in geschäftlichen Beziehungen zur Wiener Kunstszene stand: So war Waldecker etwa spätestens ab 1912 und Wolfgang Gurlitt spätestens ab 1914 in direktem Kontakt mit Egon Schiele, wobei Gurlitt schon ab diesen frühen Jahren nicht nur als Kunsthändler, sondern auch als Sammler aufgetreten sein dürfte. Ab 1918 fungierte Gurlitt als alleiniger Inhaber der Galerie und heiratete im selben Jahr Karoline Julia (genannt Juliette) Goob. Zudem lernte er in dieser Zeit die aus Ungarn stammende Lilly Agoston (1894–1950) kennen, die ihn Zeit ihres Lebens begleiten sollte. Gurlitt lebte mit seiner Ehefrau, deren älterer Schwester und Lilly Agoston am Berliner Matthäikirchplatz 7 zusammen. Zugleich ging er ab Ende der 1920er-Jahre mit seiner wesentlich jüngeren Sekretärin Käthe von Salzen (née Lange, 1900–1976) eine Liebesbeziehung ein. Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau heiratete er von Salzen am 20. Mai 1937.</p> <p>Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Großmutter Elisabeth Gurlitt (née Lewald, 1823–1909) galt Gurlitt unter dem NS-Regime als "Mischling 2. Grades" bzw. "Vierteljude". Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, nach Möglichkeiten zu suchen, um von der NS-Kunst- und Kulturpolitik zu profitieren, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Sein Cousin, der ebenfalls als Kunsthändler tätige Hildebrand Gurlitt (1895–1956) sollte dabei weitaus erfolgreicher sein. So war Wolfgang Gurlitt gemeinsam mit Lilly Agoston als Käufer von "entarteter Kunst" im In- und Ausland tätig. Agoston sah sich aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Frühjahr 1939 allerdings dazu gezwungen, in ihre Heimatstadt Budapest zu fliehen. Erst eine von Wolfgang Gurlitt arrangierte Scheinehe zwischen ihr und dem dänischen Staatsbürger Hans Peter Christiansen ermöglichte es ihr 1940 nach Berlin zurückzukehren. Im selben Jahr erwarben Käthe und Juliette Gurlitt gemeinsam eine Villa in Bad Aussee, Reitern 38, die im Laufe der 1940er-Jahre zum Lebensmittelpunkt der Familie werden sollte. Gurlitt veranstaltete weiterhin Ausstellungen in seinen Berliner Räumlichkeiten und beteiligte sich an der Erwerbung von entzogenen Kunstwerken, so etwa im Wiener <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a>. Dort kaufte er beispielsweise bei der 471. Kunstauktion im Februar 1942 das Schiele-Gemälde <em>Stadt am Fluss/Krumau 1916</em>, das von der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1f6892d2-8ab8-4b53-9ce3-66e70b0c3dee" href="/vugesta" title="Vugesta">Vugesta</a> eingebracht worden war und aus dem entzogenen Eigentum der geflüchteten Daisy Hellmann stammte. Ab 1941 intensivierte Gurlitt zudem seine Bemühungen um Beteiligung an den lukrativen Geschäften rund um den sogenannten <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="aa59c949-7554-43f1-b21e-84c1fa7c32ce" href="/kunstmuseum-linz" title="Kunstmuseum Linz">"Sonderauftrag Linz"</a>. Mit seinen Anstrengungen scheiterte er sowohl bei <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="fdccd065-7167-4a33-b23b-9ab1444ddc3c" href="/posse-hans" title="Posse, Hans">Hans Posse</a>, mit dem ihn eine jahrelange Bekanntschaft verband, als auch bei dessen Nachfolger <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="ca8745ca-c83a-4c73-a59b-816f9b0d3274" href="/voss-hermann" title="Voss, Hermann">Hermann Voss</a>, da diesen die Qualität der von ihm angebotenen Kunstgegenstände nicht genügte. Bereits im Juni 1943 hatte Gurlitt seinen und den Kunstbesitz von Lilly Christiansen nach Bad Aussee verlagert. Nach der Rückkehr von einer Einkaufs-Reise für den <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="aa59c949-7554-43f1-b21e-84c1fa7c32ce" href="/kunstmuseum-linz" title="Kunstmuseum Linz">"Sonderauftrag Linz"</a> im Elsass hielten sich beide wieder in Berlin auf, als in der Nacht vom 22. auf den 23. November 1943 sowohl die Wohnung als auch die Galerie samt Geschäftsunterlagen und verbliebenen Kunstobjekten bei einem Luftangriff zerstört wurden.</p> <p>Nunmehr von Bad Aussee aus beteiligte sich Gurlitt weiterhin am Handel mit Kunstgegenständen und bemühte sich erfolglos um eine Anstellung bei der Bergung der für das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="aa59c949-7554-43f1-b21e-84c1fa7c32ce" href="/kunstmuseum-linz" title="Kunstmuseum Linz">Führermuseum Linz</a> erworbenen Kunstgegenstände, um so einer Einberufung zur Wehrmacht zu entgehen. Vor Ort erweiterte er sein persönliches Netzwerk, lernte im Ausseer Umfeld etwa <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="d73dc0de-fde0-4c5e-8f5e-e7915a490038" href="/seiberl-herbert" title="Seiberl, Herbert">Herbert Seiberl</a>, den damaligen Leiter des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="a2276f43-9407-44f4-9061-ca14b8ca1cc2" href="/bundesdenkmalamt" title="Bundesdenkmalamt">Institutes für Denkmalpflege</a>, oder auch den damaligen Kulturbeauftragten des Gaues Oberdonau Justus Schmidt (1903–1970) kennen. Schmidt war es auch, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als nunmehriger Kunstreferent der oberösterreichischen Landesregierung der Stadt Linz den Vorschlag machte, eine Galerie moderner Kunst basierend auf der Privatsammlung Gurlitts einzurichten. Einen diesbezüglichen Vertrag schloss die Stadt Linz mit Gurlitt im Juli 1946 ab. Gurlitt stellte der damit gegründeten Neuen Galerie die Kunstwerke seiner Sammlung unentgeltlich als Leihgaben zur Verfügung und stand ihr selbst als ehrenamtlicher Leiter vor. Die Eröffnung erfolgte am 23. Oktober 1948. Mit der Stadt Linz hatte sich Gurlitt auf deren Titulierung <em>Neue Galerie der Stadt Linz, Gründer und Leiter Wolfgang Gurlitt</em> geeinigt. Ab 1949 trat Gurlitt in Verkaufsverhandlungen mit der Stadt Linz, die schließlich mit dem im Jänner 1953 geschlossenen Kaufvertrag 76 Gemälde und 33 Grafiken um rund 1,4 Millionen Schilling von Gurlitt ankaufte. Aufgrund weiterer Erwerbungen bei Gurlitt sollte sich die Summe bis 1956 auf rund 1,85 Millionen Schilling belaufen. Der rege Betrieb seiner 1950 in München, Galeriestraße 2b neu gegründeten Kunsthandlung führte dazu, dass sich Gurlitt zusehends von Lilly Christiansen und nach deren überraschendem Tod im September 1950 von seinem langjährigen Mitarbeiter Walter Kasten (1902–1984) in Linz vertreten ließ. Mit 31. Jänner 1956 musste er schließlich die Leitung der Neuen Galerie zurücklegen, die in weiterer Folge Kasten übernehmen und bis 1973 innehaben sollte. Anfang der 1960er-Jahre sah sich Gurlitt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten dazu gezwungen, seine Egon Schiele-Sammlung u. a. über die Galleria Galatea in Turin zu verkaufen. Nach dem Tod Gurlitts am 26. März 1965 führte seine Witwe Käthe Gurlitt die Galerie zusammen mit dem Mitarbeiter Andreas Bartsch fort, der diese im Jahr 1977 endgültig auflöste.</p> <p>Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Kunstwerke mit Provenienz Wolfgang Gurlitt nicht nur in den Bestand der Neuen Galerie in Linz, sondern auch in andere öffentliche Sammlungen wie die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e70f94cc-eb9d-48c2-b4f0-e1e26c9e3ae1" href="/oesterreichische-galerie" title="Österreichische Galerie">Österreichische Galerie</a>, die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="5b7440b3-53a0-47ab-8fa3-b89335c13812" href="/albertina" title="Albertina">Albertina</a> oder das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3bc94956-a53c-475c-a687-9cbab4e1ae63" href="/leopold-museum" title="Leopold Museum">Leopold Museum</a> gelangt. Diese sahen sich, wie auch schon davor Gurlitt selbst, mit der Frage nach der zum Teil problematischen Herkunft einzelner Werke konfrontiert. Nach frühen (erfolglosen) Rückstellungsverfahren etwa von Daisy Hellman Ende der 1940er Jahre, sollte insbesondere die mit Ende der 1990er-Jahre beginnende NS-Provenienzforschung schließlich zu Rückgaben von Kunstgegenständen an die ursprünglichen EigentümerInnen bzw. deren RechtsnachfolgerInnen führen. So beschloss die Stadt Linz die Restitution von Werken, die sie in den 1950er-Jahren von Gurlitt angekauft hatte, an die ErbInnen nach Fritz Loewenthal (1999), Daisy Hellmann (2003), Aranka Munk (2009), Harry Fuld junior (Vergleich 2011), <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="f3d99048-0096-4fe4-9c79-fb72a248305e" href="/reichel-oskar" title="Reichel, Oskar">Oskar und Malvine Reichel</a> (2012) und Jean und Ida Baer (2014). Der österreichische Kunstrückgabebeirat empfahl 2011 die Restitution eines Ölgemäldes von Walter Leistikow aus dem Bestand der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e70f94cc-eb9d-48c2-b4f0-e1e26c9e3ae1" href="/oesterreichische-galerie" title="Österreichische Galerie">Österreichischen Galerie</a>, das diese 1944 von Gurlitt angekauft hatte, an die RechtsnachfolgerInnen nach Ella Lewenz. Im selben Jahr einigte sich die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3bc94956-a53c-475c-a687-9cbab4e1ae63" href="/leopold-museum" title="Leopold Museum">Leopold Museum – Privatstiftung</a> in einem Vergleich mit den RechtsnachfolgerInnen nach <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="f3d99048-0096-4fe4-9c79-fb72a248305e" href="/reichel-oskar" title="Reichel, Oskar">Oskar Reichel</a> bezüglich drei Gemälden von Anton Romako, die von Rudolf Leopold bei Gurlitt erworben und in den Bestand des 1994 gegründeten Museums eingebracht worden waren. Bis heute sind mit Gurlitt in Zusammenhang stehende Kunstwerke Gegenstand der Provenienzforschung.</p> <p>Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Julia Eßl und Anneliese Schallmeiner.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/11" hreflang="de">KunstsammlerIn</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2022-06-12T22:00:00Z">12. Juni 2022</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Beiratsbeschluss Ella Lewenz, 15.4.2011, URL: <a href="http://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Lewenz_Ella_2011-04-15.pdf">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Lewenz_Ella_2011-04-15.pdf</a> (17.5.2022).</p> <p>Beiratsbeschluss Ida Baer, 3.7.2014, URL: <a href="http://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Baer_Ida_2014-07-03.pdf">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Baer_Ida_2014-07-03.pdf</a> (26.8.2021).</p> <p>Beschluss des beratenden Gremiums Oskar Reichel, 25.6.2010, URL: <a href="http://www.bmkoes.gv.at/dam/jcr:750cb9dd-c141-4ccf-8223-4f9ff4c1db66/beschluss_reichel.pdf">www.bmkoes.gv.at/dam/jcr:750cb9dd-c141-4ccf-8223-4f9ff4c1db66/beschluss_reichel.pdf</a> (26.8.2021).</p> <p>Michael Wladika, Dossier Dr. Oskar Reichel, Leopold Museum – Privatstiftung, Dezember 2009, URL: <a href="http://www.bmkoes.gv.at/dam/jcr:4680ba78-4a3d-4c25-b325-0b9c9b37e340/dossier_reichel.pdf">www.bmkoes.gv.at/dam/jcr:4680ba78-4a3d-4c25-b325-0b9c9b37e340/dossier_reichel.pdf</a> (19.8.2021).</p> <p>Lukas Bächer, Hildebrand Gurlitts Biografie im Zeitgeschehen, in: Kunstmuseum Bern/Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hg.), Bestandsaufnahme Gurlitt, München 2017, 322–329.</p> <p>Will Grohmann, Zeichnungen von Klimt, Kokoschka, Schiele. Ein Beitrag zur Geschichte der neuen Kunst in Wien, in: Monatshefte für Bücherfreunde und Graphiksammler (1925) 1, 508–520.</p> <p>Birgit Gropp, Studien zur Kunsthandlung Fritz Gurlitt in Berlin 1880–1943, unpublizierte Dissertation FU Berlin 2000.</p> <p>Michael John, Die 'Connection' Bad Aussee – Berlin – Linz. Kunsthandel mit Folgen, in: Eva Blimlinger/Monika Mayer (Hg.), Kunst sammeln, Kunst handeln. Beiträge des Internationalen Symposiums in Wien (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 3), Wien-Köln-Weimar 2012, 101–118, URL: <a href="http://doi.org/10.7767/boehlau.9783205791997.101">doi.org/10.7767/boehlau.9783205791997.101</a>.</p> <p>LENTOS Kunstmuseum Linz (Hg.), Wolfgang Gurlitt Zauberprinz. Kunsthändler – Sammler, München 2019.</p> <p>Neue Galerie der Stadt Linz, Wolfgang-Gurlitt-Museum (Hg.), Sammlungskatalog 1979, Malerei, Graphik, Plastik und Objektkunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Redaktion und Gestaltung: Peter Baum, Linz 1979.</p> <p>Walter Schuster, Die "Sammlung Gurlitt" der Neuen Galerie der Stadt Linz, unpublizierte Dokumentation der "Sammlung Gurlitt", Linz 1999, URL: <a href="http://www.lootedart.com/web_images/pdf2016/Walter%20Schuster%20Die%20Sammlung%20Gurlitt%20der%20Neuen%20Galerie%20der%20Stadt%20Linz.pdf">www.lootedart.com/web_images/pdf2016/Walter%20Schuster%20Die%20Sammlung%20Gurlitt%20der%20Neuen%20Galerie%20der%20Stadt%20Linz.pdf</a> (26.8.2021).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-by field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen der Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Ausstellungen (Auswahl):</p> <p>Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Tsogouharu Foujita und Egon Schiele, Berlin 1926.</p> <p>Neue Galerie der Stadt Linz, Egon Schiele 11.VI 1890–31.X.1918, März 1949.</p> <p>Neue Galerie der Stadt Linz, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik zeitgenössischer österreichischer Künstler, 16. bis 25. Juli 1949, Bad Aussee.</p> <p>Neue Galerie der Stadt Linz, Katalog von Werken der Malerie und Zeichenkunst des XIX. u. XX. Jahrhunderts, o. J. (um 1950).</p> <p>Neue Galerie der Stadt Linz, Oskar Kokoschka, Linz 1951.</p> <p>Galerie Wolfgang Gurlitt München, II. Ausstellung österreichischer Kunst des 19. und 20. JH. Egon Schiele 1890–1918. Aquarelle – Zeichnungen, 14. Februar bis 11. März 1957.</p> <p>Heidelberger Kunstverein, Gustav Klimt 1862–1918, Egon Schiele 1890–1918 (Sammlung Wolfgang Gurlitt München), 18. Februar bis 18. März 1962.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Albertina-Archiv, Ausstellungsakten, Zl. 200/1949, 211/1949.<br /> Albertina-Archiv, Ausstellungsakten, Gustav Klimt-Ausstellung 1962, Gustav Klimt-Mappe 1964.<br /> Albertina Wien, Egon Schiele Archiv, ESA 152, 442, 782.</p> <p>BArch Koblenz, B323/134, Nr. 73–209.</p> <p>BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 33, PM Lilly Christiansen.<br /> BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 36/3, PM Wolfgang Gurlitt.<br /> BDA-Ausfuhr, Zl. 8191/1948, 2067/1949, 2923/1949, 3470/1949, Lilly Christiansen.<br /> BDA, LK OÖ, Ausfuhr, Zl. 1024/1955, 1032/1955, 1208/1955, Wolfgang Gurlitt.</p> <p>OÖLA, Landeskonservator Oberösterreich und Salzburg.</p> <p>LAB, Rp. 005-07, Nr. 938, Kriegschadenmeldung Wolfgang Gurlitt.</p> <p>Leopold Museum, Archiv, Korrespondenz Rudolf Leopold, Wolfgang Gurlitt, Oktober/November 1955.</p> <p>Wienbibliothek im Rathaus, H.I.N. 180670, Handschriftlicher Brief von Egon Schiele an Arthur Roessler, 16.11.1912, H.I.N. 180678, Schreiben von Egon Schiele an Arthur Roessler, 19.2.1914.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="https://d-nb.info/gnd/116930802" rel="nofollow" target="_blank">GND: 116930802</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/22905857" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 22905857</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q89304" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q89304</a></div> </div> Tue, 30 Nov 2021 12:46:54 +0000 Konstantin Ferihumer 1596 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Kauftheil, Hermann https://www.lexikon-provenienzforschung.org/kauftheil-hermann <span>Kauftheil, Hermann</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:38</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Hermann <strong>Kauftheil</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>31.10.1887 Neu Sandez, Galizien (heute Nowy Sącz, Polen) – 15.2.1941 deportiert ins Ghetto Opole</p> <p>bis 1932 Hirsch Isaac Kauftheil</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Hirsch Isaac Kauftheil übersiedelte 1899 mit seinen Eltern von Neu Sandez, Galizien, nach Wien. 1919 machte er sich als Juwelenhändler selbständig und heiratete 1922 Olga Esriel. Zwei Jahre später meldete er gemeinsam mit Sigmund Müller die offene Handelsgesellschaft "Kauftheil &amp; Müller, Bijouteriewaren aus Gold und Silber" in Wien 7, Siebensterngasse 16, an, als deren Alleininhaber er ab 1933 aufscheint. Im Jahr davor hatte er seinen Vornamen in Hermann geändert. Seit dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Hermann Kauftheil als Jude verfolgt. Im Herbst 1938 wurde seine Firma unter kommissarische Verwaltung des Uhrmachers <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e15d219d-e681-4f3e-87dc-615f2cbf15df" href="/maier-rudolf" title="Maier, Rudolf">Rudolf Maier</a> gestellt, wenige Monate später übernahm der Prokurist Andreas Käs von der Abwicklungsstelle für die Liquidierung und Arisierung des Uhren- und Juwelenfaches die Liquidierung, die mit der Löschung von Kauftheil &amp; Müller aus dem Firmenregister im Oktober 1941 vollzogen war. Die verbliebenen Warenbestände wurden an die zuständige Fachgruppe abgeliefert. Bereits 1938 hatte Kauftheil <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Ferdinand Spany</a> als Stellvertreter des kommissarischen Verwalters <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e15d219d-e681-4f3e-87dc-615f2cbf15df" href="/maier-rudolf" title="Maier, Rudolf">Maier</a> kennengelernt. Als ihm 1939 sein Vermieter die Wohnung kündigte, wandte sich Kauftheil an <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spany</a>, der dessen Notlage nutzte, um eigene Schulden bei seinem Cousin Alexander Sauer zu tilgen. Kauftheil musste für die illegale Zuweisung einer neuen Wohnung – über die Vermittlung <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spanys</a> – 500 Reichsmark an Sauer zahlen, der einen Teil davon wiederum für die Bestechung eines Beamten im Wohnungsamt aufwandte. Tatsächlich übersiedelte Kauftheil noch im November 1939 mit seiner Familie in eine Wohnung in Wien 20, Heinzelmanngasse 13. Wenige Wochen später wurde er gemeinsam mit <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spany</a> festgenommen und ein Verfahren wegen des Verdachtes auf Verleitung zum Missbrauch der Amtsgewalt eingeleitet. Am 4. Juni 1940 wurde Kauftheil von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst und in der Folge zu drei, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spany</a> zu sechs Monaten Haft verurteilt. Im August 1940 meldete er sich noch in Wien 9, Porzellangasse 39. Die seit 1938 beabsichtigte Flucht gelang Kauftheil nicht mehr. Am 15. Februar 1941 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Olga und seinem Sohn Kurt ins Ghetto Opole deportiert, wo er und seine Frau vermutlich zu Tode kamen. Ihr Sohn kehrte zwar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Wien zurück, verstarb dort aber am 29. Oktober 1945 an Tuberkulose. Laut Erkenntnis der Sammelstelle A im Jahr 1961 waren nach 1945 keine Rückstellungsansprüche bezüglich des Eigentums von Olga und Hermann Kauftheil geltend gemacht worden. Wegen der an die Fachgruppe abgelieferten Warenbestände von Kauftheil &amp; Müller wurden, soweit beim aktuellen Forschungsstand ersichtlich, keine Untersuchungen eingeleitet.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/82" hreflang="de">Kommissarische Verwaltung</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/19" hreflang="de">NS-Verfolgte/r</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/83" hreflang="de">Uhren- und Juwelenbranche</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>DÖW, Opferdatenbank des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes, Einträge zu Hermann und Olga Kauftheil, URL: <a href="https://www.doew.at/">www.doew.at/</a> (26.1.2017).</p> <p>N. N., Vermählungen und Verlobungen, in: Wiener Salonblatt, 2.12.1922, S. 6, URL: <a href="http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wsb&amp;datum=19221202&amp;seite=7">anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wsb&amp;datum=19221202&amp;seite=7</a> (3.12.2020).</p> <p>Wilhelm Schischa/Johanna Schischa/Gustav Freudmann (Hg.), Was mit uns sein wird, wissen wir nicht: Briefe aus dem Ghetto, Wien-Graz-Klagenfurt 2015.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der IKG Wien, Bestand Jerusalem, A/W 2589,56.<br /> Archiv der IKG, Matriken, A/Vie/IKG Wien/II/FH/Buch/Beerdigungsprotokoll/528; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Geburtsbuch/91; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Geburtsbuch/82; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Sterbebuch/176; A/Vie/IKG/I/Buch/MA/Trauungsbuch/I. Bezirk (Innere Stadt)/229.</p> <p>IKG Wien, Friedhofskartei, Karteikarte zu Kurt Kauftheil.</p> <p>OeStA/AdR, Sammelstelle A &amp; B-N-H. N-234, K. 3841, Hermann Kauftheil.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 40518, Hermann Kauftheil.</p> <p>WStLA, Handelsgericht Wien, A43 A Registerakten, A 17, 169a, Kauftheil &amp; Müller.<br /> WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Hermann Kauftheil.<br /> WStLA, LG für Strafsachen, A11, Vr-Strafakten, Vr 2142-40, Ferdinand Spany, Hermann Kauftheil.<br /> WStLA, LG für Strafsachen, A11, Vr-Strafakten, Vr 4861-39, Heinrich Mayer u.a.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:38:37 +0000 acolono 1174 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Leopold Museum https://www.lexikon-provenienzforschung.org/leopold-museum <span>Leopold Museum</span> <div class="field field--name-field-figure field--type-image field--label-hidden field__item"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/large/public/prov_article/Leopold%20Museum%202_Ouriel%20Morgensztern%20KUNSTistUREWIG_kleiner.jpg?itok=YUxnjfYy" width="480" height="320" alt="Blick auf das Museumsgebäude, Farbfoto" title="Leopold Museum, Wien, 2020 © Leopold Museum – Privatstiftung, Fotograf: Ouriel Morgensztern" /> </div> <span><a title="View user profile." href="/user/29">Konstantin Ferihumer</a></span> <span>Wed, 12/01/2021 - 10:48</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item"><strong>Leopold Museum</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>weitere Bezeichnung: Leopold Museum – Privatstiftung</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Ab den 1950er-Jahren legte der in Wien ansässige Augenarzt Rudolf Leopold (1925–2010) zusammen mit seiner Ehefrau, der Augenärztin Elisabeth Leopold (geb. 1926), eine umfangreiche Kunstsammlung an. Sein anfänglicher Fokus auf österreichische Kunst des 19. Jahrhunderts erweiterte sich zusehends um solche der österreichischen Moderne des frühen 20. Jahrhunderts. Leopold tätigte Erwerbungen im Kunsthandel sowie bei privaten SammlerInnen und Museen wie der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e70f94cc-eb9d-48c2-b4f0-e1e26c9e3ae1" href="/oesterreichische-galerie" title="Österreichische Galerie">Österreichischen Galerie</a> und stand im regen Austausch mit verschiedenen Kunst- und Kultureinrichtungen. Zu seinem großen Netzwerk zählten KunstexpertInnen und -sammlerInnen wie Erich Lederer, Arthur Roessler oder Otto Kallir, KunsthändlerInnen wie <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="95fae0c8-8c47-4818-b5b1-f7ae7a3bc717" href="/gurlitt-wolfgang" title="Gurlitt, Wolfgang">Wolfgang Gurlitt</a>, Serge Sabarsky und Franz Kieslinger, ebenso Museumsfachleute wie <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="9be502d9-915b-4761-9686-daab11390670" href="/grimschitz-bruno" title="Grimschitz, Bruno">Bruno Grimschitz</a> und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3f4c3f14-351a-42e2-8136-8963d2c612f7" href="/garzarolli-thurnlackh-karl" title="Garzarolli-Thurnlackh, Karl">Karl Garzarolli-Thurnlackh</a> oder NachkommInnen der KünstlerInnen wie Egon Schieles Schwester Melanie Schuster. Verfolgte Leopold schon ab den 1970er-Jahren die Idee der Gründung eines seiner Sammlung gewidmeten Museums, so sollte dieses 1994, nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Republik Österreich, mit der Leopold Museum – Privatstiftung (LMPS) realisiert werden. Laut Stiftungsurkunde besteht ihr Zweck darin, "die vom Stifter gegründete Sammlung auf Dauer zu erhalten, der Öffentlichkeit durch den Betrieb eines Museums zugänglich zu machen, zu dokumentieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten". Als Stifter brachte Rudolf Leopold einen Großteil seiner privaten Kunstsammlung, insgesamt 5.266 Objekte, darunter Gemälde und Grafiken ebenso wie Plastiken, Möbel und Autografen, in die Stiftung ein. Im Gegenzug verpflichtete sich die Republik Österreich zur Zahlung von 2,2 Milliarden Schilling, die es dem Stifter ermöglichte, seine erheblichen Bank-Verpflichtungen zu begleichen und so die Sammlung unbelastet in die Stiftung einbringen zu können. Dem Stiftungsvorstand, bestehend aus acht paritätisch vom Stifter wie von der Republik bestellten Mitgliedern, oblag es, ein kaufmännisches wie museologisches Direktorium zu ernennen, wobei Rudolf Leopold mit letzteren Agenden auf Lebenszeit betraut ebenso wie er zusammen mit seiner Ehefrau auf Lebzeit als Mitglied des Stiftungsvorstandes designiert wurde. Nach der Wahl eines geeigneten Standortes erfolgte auf dem Areal des MuseumsQuartiers der durch den Staat Österreich finanzierte und von den Architekten Manfred und Laurids Ortner geplante Bau des Leopold Museums, das am 21. September 2001 eröffnet werden sollte. Mit dem Ableben Rudolf Leopolds im Jahr 2010 erlosch sein Bestellungsrecht als Stifter. Seit dem Austritt Elisabeth Leopolds 2022 sind keine von Seiten des Stifters ernannten Mitglieder mehr im Vorstand vertreten.</p> <p>Noch vor der Museumseröffnung organisierte die LMPS zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. So zeigte das New Yorker Museum of Modern Art vom 12. Oktober 1997 bis zum 4. Jänner 1998 unter dem Titel <em>Egon Schiele. The Leopold Collection, Vienna</em> zentrale Werke der Sammlung. Nur wenige Tage nach dem Ende der Ausstellung ließ die New Yorker Staatsanwaltschaft zwei Gemälde Egon Schieles, <em>Bildnis Wally Neuzil</em> und <em>Tote Stadt III,</em> beschlagnahmen. Die RechtsnachfolgerInnen nach <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="7d95405d-ace8-423b-bf72-a610878323c0" href="/bondi-jaray-lea" title="Bondi-Jaray, Lea">Lea Bondi-Jaray</a> und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="f5aa565b-597a-47e4-a347-6f9ad522aebe" href="/gruenbaum-franz-friedrich" title="Grünbaum, Franz Friedrich">Fritz Grünbaum</a> hatten einen Antrag auf Herausgabe eingebracht und diesen mit dem Entzug der Kunstwerke während der Zeit des Nationalsozialismus begründet. Die Beschlagnahme sowie der daraus folgende Rechtsstreit begleitet von großem internationalen medialen Interesse lieferten den Anstoß, um sich mit der bisher nur unzureichend erforschten Herkunft von Objekten im Bestand der LMPS, aber auch österreichweit mit im Bundeseigentum befindlichen Werken auseinanderzusetzen. Als unmittelbares Resultat daraus sollte Anfang 1998 die Kommission für Provenienzforschung eingerichtet und im November desselben Jahres das <em>Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen aus Österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen</em> beschlossen werden. Das Kunstrückgabegesetz entfaltete auf die Bestände des Leopold Museums jedoch keine Rechtswirksamkeit, da es sich bei der Privatstiftung um eine private, vom Bund zu unterscheidende Rechtsträgerin handelte. Das Leopold Museum beauftragte schließlich 2003 einen Provenienzforscher mit den Recherchen zur Herkunft der Werke im Sammlungsbestand. Das anhaltend hohe mediale und internationale Interesse, anhängige Restitutionsbegehren und eine sich zuspitzende Auseinandersetzung mit der Israelitischen Kultusgemeinde führten dazu, dass das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur 2008 zusätzlich zwei externe, bundesfinanzierte ProvenienzforscherInnen zur systematischen Beforschung der Bestände einsetzte. Diese fassten die Ergebnisse ihrer Recherchen in den Folgejahren zu fallbezogenen Dossiers zusammen. Ein von der zuständigen Bundesministerin Claudia Schmied eingerichtetes "beratendes Gremium betreffend Provenienzen von Werken aus der Sammlung der Leopold Museum – Privatstiftung", das in seiner konstituierenden Sitzung am 1. März 2010 erstmals zusammentrat, sollte die Bewertung zukünftig vorgelegter Sachverhaltsdarstellungen vornehmen. Angelehnt an das Kunstrückgabegesetz erwog dieses, ob die Voraussetzung für die Rückgabe an die ursprünglichen EigentümerInnen bzw. deren ErbInnen erfüllt wären, stünden sie im Eigentum des Bundes. Die Beschlüsse des beratenden Gremiums ergingen als Empfehlungen an den Vorstand der LMPS, der sich verpflichtet hatte, nach "gerechten und fairen Lösungen" im Sinne der 1998 von der internationalen Washington Conference on Holocaust-Era Assets verabschiedeten <em>Washington Principles on Nazi-Confiscated Art</em> zu suchen.</p> <p>Bereits in seiner Sitzung vom 25. Juni 2010 stellte das beratende Gremium einen NS-verfolgungsbedingten Entziehungshintergrund bei drei Gemälden von Anton Romako fest und empfahl deren Restitution an die RechtsnachfolgerInnen nach <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="f3d99048-0096-4fe4-9c79-fb72a248305e" href="/reichel-oskar" title="Reichel, Oskar">Oskar Reichel</a>. Ebenso kam das Gremium in derselben Sitzung zu dem Schluss, dass das Werk von Egon Schiele <em>Häuser am Meer</em> an die ErbInnen nach Jenny Steiner zurückzustellen wäre, würde es unter die Bestimmungen des Kunstrückgabegesetzes fallen. In einer weiteren Sitzung am 18. November 2010 empfahl das Gremium, fünf Werke Egon Schieles zur Restitution an die RechtsnachfolgerInnen Karl Mayländers sowie zwei Gemälde Romakos an jene des Kunstsammlers Moriz Eisler. War das beschlagnahmte Bild <em>Tote Stadt III</em> bereits 1999 wieder an das Leopold Museum ausgefolgt worden, da die beanspruchende Partei nicht erbberechtigt war, so gelang es schließlich den mehr als zehn Jahre dauernde Rechtsstreit um das <em>Bildnis Wally Neuzil</em> in einem Vergleich zwischen den ErbInnen nach <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="7d95405d-ace8-423b-bf72-a610878323c0" href="/bondi-jaray-lea" title="Bondi-Jaray, Lea">Bondi-Jaray</a> und der LMPS 2010 beizulegen. Im Gegenzug für die Zahlung von rund 15 Millionen Euro an die RechtsnachfolgerInnen nach Bondi-Jaray sowie für die Anbringung eines das Schiele-Werk ergänzenden Ausstellungstextes, der auf dessen NS-verfolgungsbedingten Entziehungshintergrund verweist, konnte die LMPS das Gemälde im selben Jahr wieder in seinen Bestand übernehmen. In den Jahren 2011 und 2012 einigte sich der Vorstand der LMPS zudem mit den ErbInnen nach <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="f3d99048-0096-4fe4-9c79-fb72a248305e" href="/reichel-oskar" title="Reichel, Oskar">Reichel</a>, Eisler und Steiner in Vergleichen darauf, deren Rückstellungsansprüche finanziell abzugelten. 2016 erfolgte schließlich ein weiterer Vergleich mit den RechtsnachfolgerInnen nach Mayländer – zwei der fünf Schiele-Blätter wurden an die ErbInnen ausgefolgt, drei verblieben im Bestand des Leopold Museums.</p> <p>Bis 2020 konnte der überwiegende Teil der Provenienzen der in der Sammlung befindlichen Gemälde und Zeichnungen von Egon Schiele, Gustav Klimt und Oskar Kokoschka beforscht werden. Basierend auf den daraus resultierenden Dossiers fasste das beratende Gremium seither insgesamt 145 Beschlüsse, deren Veröffentlichung zusammen mit den zugehörigen Dossiers auf der Website des zuständigen Ministeriums erfolgte. Seit 2020 wird die vom nunmehrigen Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport finanzierte systematische Provenienzforschung im Leopold Museum in enger Abstimmung mit der Kommission für Provenienzforschung fortgeführt. Die Dossiers werden nun dem Kunstrückgabebeirat zur Erwägung und Beschlussfassung vorgelegt, wobei die Mitglieder des ehemaligen beratenden Gremiums weiterhin zur Beratung herangezogen werden können.<br />  </p> <p>Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Sonja Niederacher.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/124" hreflang="de">Museum</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2021-11-02T23:00:00Z">2. November 2021</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Beschlüsse des beratenden Gremiums betreffend Provenienzen von Werken aus der Sammlung der Leopold Museum – Privatstiftung sowie diesem vorgelegte Dossiers, URL: <a href="http://www.bmkoes.gv.at/Kunst-und-Kultur/restitution/leopold-museum-privatstiftung.html">www.bmkoes.gv.at/Kunst-und-Kultur/restitution/leopold-museum-privatstiftung.html</a> (20.9.2021).</p> <p>Parnass, Sonderheft Nr. 10/1994, Die Sammlung Leopold.</p> <p>Diethard Leopold, Rudolf Leopld, Kunstsammler, Wien 2003.</p> <p>Rudolf Leopold, Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Salzburg 1972 [Überarbeitete 2. Auflage, herausgegeben von Elisabeth Leopold unter Mitwirkung von Stefan Kutzenberger, Sonja Niederacher und Michael Wladika, Wien-München 2021].</p> <p> </p> <p><em>Zeitungsberichte (Auswahl, chronologisch):</em></p> <p>Horst Christoph, Leichen im Keller?, in: profil, 5.1.1998, 80–81.</p> <p>Horst Christoph, Böse Folgen, in: profil, 12.1.1998, 75–78.</p> <p>Hubertus Czernin, "Alle sind in Wien auf Leopolds Seite", in: Der Standard, 30./31.5.1998, 2.</p> <p>Hubertus Czernin, The Austrian Evasion, in: ARTnews, June 1998, 112–119.</p> <p>N. N., Schiele heimgekehrt, in: Die Presse, 24.9.1999, 27.</p> <p>Hubertus Czernin, Im Geist des jüdischen Großbürgertums, in: Der Standard, 17.3.2000, URL: <a href="https://www.derstandard.at/story/190294/im-geist-des-juedischen-grossbuergertums" target="_blank">www.derstandard.at/story/190294/im-geist-des-juedischen-grossbuergertums</a> (14.10.2021).</p> <p>Thomas Trenkler, Der Raubkunstsammler, in: Der Standard, 20.11.2000, URL: <a href="https://www.derstandard.at/story/364702/der-raubkunstsammler-von-thomas-trenkler-" target="_blank">www.derstandard.at/story/364702/der-raubkunstsammler-von-thomas-trenkler-</a> (14.10.2021).</p> <p>Thomas Trenkler, Kunstrückgabegesetz: Grüne fordern Novelle, in: Der Standard, 22.10.2000, URL: <a href="https://www.derstandard.at/story/364701/kunstrueckgabegesetz-gruene-fordern-novelle" target="_blank">www.derstandard.at/story/364701/kunstrueckgabegesetz-gruene-fordern-novelle</a> (14.10.2021).</p> <p>O. Iten, Nachbeben der Arisierungen in Österreich. Jüdische Forderungen – Zwist um Kunstwerke, in: Neue Zürcher Zeitung, 4./5.8.2001, S. 6.</p> <p>Marianne Enigl, Der Fall "Wally", in: profil, 10.7.2006, 42–43.</p> <p>Sophie Lillie, Too Little, Too Late, in: ARTnews, December 2006, 136–137.</p> <p>Ernst Ploil, Trifft die Leopold Museum – Privatstiftung eine Restitutionspflicht?, in: Parnass, Nr. 2/2008, 105–107.</p> <p>Rudolf Lambrecht/Silke Müller, Im Schatten der Geschichte, in Stern Nr. 48/2008, 196–205.</p> <p>Peter Schneeberger, "Was heißt hier antisemitisch?", in: profil, 3.3.2008, 128–132.</p> <p>Thomas Trenkler, "Raubkunst bleibt Raubkunst", in: Der Standard, 9.11.2008, URL: <a href="https://www.derstandard.at/story/1226067160654/raubkunst-bleibt-raubkunst" target="_blank">www.derstandard.at/story/1226067160654/raubkunst-bleibt-raubkunst</a> (14.10.2021).</p> <p>Heinz Sichrovsky, Die Schlacht ums Leopold Museum, in: News Nr. 5/2009, 100–102.</p> <p>Thomas Trenkler, Museum will für Wally-Deal erotische Schiele-Blätter verkaufen, in: Der Standard, 21.7.2010, URL: <a href="https://www.derstandard.at/story/1277338646137/plan-museum-will-fuer-wally-deal-erotische-schiele-blaetter-verkaufen" target="_blank">www.derstandard.at/story/1277338646137/plan-museum-will-fuer-wally-deal-erotische-schiele-blaetter-verkaufen</a> (14.10.2021).</p> <p>Thomas Trenkler/APA, Stiftung Leopold zahlt 19 Millionen Dollar, in: Der Standard, 21.7.2010, URL: <a href="https://www.derstandard.at/story/1277338571405/bildnis-wally-stiftung-leopold-zahlt-19-millionen-dollar" target="_blank">www.derstandard.at/story/1277338571405/bildnis-wally-stiftung-leopold-zahlt-19-millionen-dollar</a> (14.10.2021).</p> <p>APA, "Bildnis Wally" seit Montag im Leopold Museum zu sehen, in: Der Standard, 23.8.2010, URL: <a href="https://www.derstandard.at/story/1282273378601/wien-bildnis-wally-seit-montag-im-leopold-museum-zu-sehen" target="_blank">www.derstandard.at/story/1282273378601/wien-bildnis-wally-seit-montag-im-leopold-museum-zu-sehen</a> (14.10.2021).</p> <p>Wiliam D. Cohan, The $ 19 Million Solution, in: ARTnews, September 2010, 48–49.</p> <p>Thomas Trenkler, Neue Begehrlichkeiten nach Egon Schieles "Tote Stadt III", in: Kurier, 4.6.2015, URL: <a href="https://kurier.at/kultur/neue-begehrlichkeiten-nach-egon-schieles-tote-stadt-iii/134.313.325" target="_blank">kurier.at/kultur/neue-begehrlichkeiten-nach-egon-schieles-tote-stadt-iii/134.313.325</a> (14.10.2021).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-by field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen der Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Magdalena Dabrowski/Rudolf Leopold, Egon Schiele. The Leopold Collection, Vienna, New York 1997, URL: <a href="https://assets.moma.org/documents/moma_catalogue_264_300063176.pdf?_ga=2.160130810.696376375.1635948034-2041595409.1635948034">assets.moma.org/documents/moma_catalogue_264_300063176.pdf?_ga=2.160130810.696376375.1635948034-2041595409.1635948034</a> (3.11.2021).</p> <p>Rudolf Leopold/Romana Schuler (Hg.), Leopold. Meisterwerke aus dem Leopold Museum Wien, Köln 2001.</p> <p>Leopold Museum – Privatstiftung (Hg.), 5 Jahre Leopold Museum. 12 Jahre Leopold Museum – Privatstiftung. Eine Zeitskizze, Wien 2006.</p> <p>Leopold Museum – Privatstiftung (Hg.), 20 Jahre Leopold Museum – Privatstiftung, Wien 2014.</p> <p>Tobias G. Natter/Elisabeth Leopold (Hg.), Gustav Klimt. Die Sammlung im Leopold Museum, Ostfildern 2013.</p> <p>Hans-Peter Wipplinger (Hg.), 20 Jahre Leopold Museum. 2001–2021, Wien 2021.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Bundesgesetz betreffend die Finanzierung der "Sammlung Leopold", BGBl 621/1994, URL: <a href="https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/1994_621_0/1994_621_0.pdf" target="_blank">www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/1994_621_0/1994_621_0.pdf</a> (20.9.2021).</p> <p>Bundesgesetz betreffend die neue Erlassung des Bundesmuseen-Gesetzes sowie Änderung des Forschungsorganisationsgesetzes, des Bundesgesetzes zur Errichtung einer Museumsquartier-Errichtungs- und Betriebsgesellschaft und des Bundesgesetzes betreffend die Finanzierung des Erwerbs der "Sammlung Leopold", BGBl I 14/2002, URL: <a href="https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/2002_14_1/2002_14_1.pdf" target="_blank">www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/2002_14_1/2002_14_1.pdf</a> (20.9.2021).</p> <p>Bundesrecht konsolidiert: Gesamte Rechtsvorschrift für Finanzierung des Erwerbs der "Sammlung Leopold", URL:<a href="http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&amp;Gesetzesnummer=10004872"> www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&amp;Gesetzesnummer=10004872</a> (20.9.2021).</p> <p>Leopold Museum, Archiv Rudolf Leopold.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="https://d-nb.info/gnd/5337960-3" rel="nofollow" target="_blank">GND: 5337960-3</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/124783227" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 124783227</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q59435" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q59435</a></div> </div> Wed, 01 Dec 2021 10:48:57 +0000 Konstantin Ferihumer 1598 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Lilienthal, Cäcilie https://www.lexikon-provenienzforschung.org/lilienthal-caecilie <span>Lilienthal, Cäcilie</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:38</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Cäcilie <strong>Lilienthal</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>27.5.1886 Jassy – am 17.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt / Terezín deportiert, von dort ins KZ Auschwitz; mit 8.5.1945 für tot erklärt</p> <p>née Cäcilie Rosenthal</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Cäcilie Rosenthal heiratete den aus Zurawno, Galizien, stammenden Rechtsanwalt Josef Lilienthal 1911 in Lemberg, gemeinsam hatten sie drei Kinder: Sylvia Lilith, Ricarda Antonia Eleonora und Karl René. Nach ihrer Übersiedlung nach Wien bezog die Familie 1914 eine Wohnung in Wien 7, Lerchenfelderstraße 13, und übersiedelte 1934 in eine zweigeschoßige Wohnung in Wien 2, Obere Augartenstraße 42. Neben anderen Immobilien besaß das Ehepaar Lilienthal ab 1925 eine Villa in Baden, Andreas-Hofer-Zeile 23, die 1927 in Cäcilies alleiniges Eigentum überging. Sowohl die Badener Villa als auch die Wiener Wohnung waren mit zahlreichen Kunstgegenständen ausgestattet, die Josef Lilienthal 1938 gegenüber der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a> als "Bilder ohne musealen Wert, eine Kommode, Skulpturen, Stockuhren" beschrieb. Cäcilie Lilienthal führte zudem noch Schmuck- und andere Wertgegenstände an. Die Familie wurde unter dem nationalsozialistischen Regime aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt bzw. vertrieben: Während Karl René 1939 nach London, Sylvia und Ricarda nach Palästina flüchten konnten, verstarb Josef Lilienthal nach schwerer Krankheit im März 1940 in der Wohnung in der Oberen Augartenstraße. Zwischen 1938 und 1940 hatten er und Cäcilie bereits einen Teil ihrer Immobilien verkauft, darunter auch die Villa in Baden, welche die Möbel- bzw. Altwarenhändler Gustav und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="52d45ede-21ec-4062-984a-f353f40c66f4" href="/baranyi-karl" title="Baranyi, Karl">Karl Baranyi</a> gemeinsam mit ihrer Mutter Hedwig erworben hatten. Nach dem Tod ihres Mannes veräußerte Cäcilie Lilienthal, vermutlich zur Finanzierung ihrer geplanten Flucht, Objekte der verbliebenen Kunstsammlung, wobei in mehreren Fällen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Ferdinand Spany</a> als Zwischenhändler fungiert haben dürfte. Noch im Herbst 1941 endete ein von Cäcilie Lilienthal gegen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="52d45ede-21ec-4062-984a-f353f40c66f4" href="/baranyi-karl" title="Baranyi, Karl">Karl Baranyi</a> angestrengter Prozess wegen von ihr aus der Badener Villa geforderter Gegenstände in einem außergerichtlichen Vergleich zu ihren Gunsten. Trotz konkreter Vorbereitungen gelang ihr die Flucht nicht mehr. Am 17. Juni 1942 wurde sie vermutlich zuerst ins Ghetto Theresienstadt und später ins KZ Auschwitz deportiert. Die in ihrem Eigentum verbliebenen Liegenschaften sowie ihr restliches Vermögen wurden für dem Deutschen Reich verfallen erklärt.</p> <p>Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte auf Antrag ihrer Kinder die Toterklärung von Cäcilie Lilienthal mit 8. Mai 1945. Zudem führten Karl René, Sylvia und Ricarda seit 1946 zahlreiche Verfahren, in denen sie Rückstellungsansprüche hinsichtlich des entzogenen Eigentums ihrer Eltern anmeldeten – so auch gegen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="52d45ede-21ec-4062-984a-f353f40c66f4" href="/baranyi-karl" title="Baranyi, Karl">Karl Baranyi</a> und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Ferdinand Spany</a>. Bis Mitte der 1950er-Jahre wurden die Immobilien rückgestellt, 1949 zwei Gemälde an Karl René Lilienthal übergeben. Nach 1950 endete ein Verfahren gegen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="daa0b247-dc3b-474e-8033-489344e40dba" href="/spany-ferdinand" title="Spany, Ferdinand">Spany</a> in einem außergerichtlichen Vergleich zugunsten der Nachkommen von Josef und Cäcilie Lilienthal. Diese meldeten nach erstem und zweitem Kunst- und Kulturgutbereinigungsgesetz (KKBG) Eigentumsansprüche auf mehr als 200 Positionen an. Bis 1997 wurde ihren Ansprüchen in 33 Fällen stattgegeben. Eines der nach dem KKBG I restituierten Gemälde wurde 1995 als Dauerleihgabe an die Gemäldegalerie der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2f4c9320-55de-4fe5-82f1-663f53edbcb5" href="/akademie-der-bildenden-kuenste-wien" title="Akademie der bildenden Künste in Wien">Akademie der bildenden Künste in Wien</a> übergeben, die es 2006 erwarb.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/11" hreflang="de">KunstsammlerIn</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/19" hreflang="de">NS-Verfolgte/r</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/171" hreflang="de">Konstantin Ferihumer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>DÖW, Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes,  Eintrag zu Cäcilie Lilienthal, URL: <a href="https://www.doew.at/">www.doew.at/</a> (6.10.2023).</p> <p>Otto Fritscher, Kontroversen um den "Mauerbach-Schatz". Die Restitutionsverfahren von 1969 bis 1986, Wien 2012.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der IKG Wien, Bestand Wien, A/VIE/IKG/AUS/Devisenberatungsstelle/Kartei Konto „D“, Cäcilie Lilienthal, 11.2.1941.<br /> Archiv der IKG Wien, Matriken, Beerdigungsprotokoll 1940, Bd. 1, Josef Lilienthal.<br /> Archiv der IKG Wien, Matriken, Geburtsbuch/74, Ricarda Antonia Eleonora Lilienthal.<br /> Archiv der IKG Wien, Matriken, Geburtsbuch/82, Sylvia Lilith Lilienthal.</p> <p>BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 40/1, PM Karl René Lilienthal.</p> <p>IKG Wien, Friedhofskartei, Karteikarte zu Josef Lilienthal.</p> <p>OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 83.069, Karl Baranyi.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 8849, Karl René Lilienthal.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 8850, Ricarda Klausner.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 10.271.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Sammelstellen A und B Negativ-Akten, Liegenschaften N 1224.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 35513, Cäcilie Lilienthal.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 42666, Josef Lilienthal.</p> <p>UAW, Nationale der Juridische Fakultät, WS 1894/95 und SoSe 1895, Josef Lilienthal.</p> <p>UAAbKW, Gemäldegalerie, Akten zur Erwerbung.</p> <p>WStLA, BG Innere Stadt, A4/22-22A, 22A 797/40, Verlassenschaftsabhandlung Josef Lilienthal.<br /> WStLA, BG Innere Stadt, Verlassenschaftsabhandlung Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Josef Lilienthal.<br /> WStLA, LG für Strafsachen, A11, Vr-Strafsachen, Vr 2141/40; Vr. 2142/40.<br /> WStLA, LG für Zivilrechtssachen, A24 – Cg; Nc – Streitsachen; Außerstreitsachen: 28 Cg 191/41: Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 227n, 1. Bez., Josef und Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 351, 2. Bez., Josef und Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 1367, 2. Bez., Josef und Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 5, 4./5. Bez., Josef und Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 466, 5. Bez., Josef und Cäcilie Lilienthal.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A42, NS-Registierung, Karl Baranyi.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 3d Vr 2527/48, Karl Baranyi.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg 2d Vr 2251/45, Ferdinand Spany u.a.</p> <p>Datenbank des RKD, Netherlands Institute for Art History: Frans Francken (II), De Heilige familie en de aanbidding der wijzen, URL: <a href="https://rkd.nl/explore/images/232563" title="Go to https://rkd.nl/explore/images/232563">rkd.nl/explore/images/232563</a> (3.12.2020).</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q106475490" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q106475490</a></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:38:28 +0000 acolono 579 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org