Kunsthandel https://www.lexikon-provenienzforschung.org/ de Almas Dietrich, Maria https://www.lexikon-provenienzforschung.org/almas-dietrich-maria <span>Almas Dietrich, Maria</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:40</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Maria <strong>Almas Dietrich</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>28.6.1892 München – 11.11.1971 Dachau</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Maria Dietrich wurde am 28. Juni 1892 als Tochter des Metzgers Heinrich Anton Georg Dietrich und Maria Dietrich, née Krach, geboren. Sie war laut eigenen Angaben vor dem Amtsgericht München 1937 seit 1918 im Kunsthandel tätig und auch ihre 1910 unehelich geborene Tochter Wilhelmine (genannt Mimi) Dietrich sollte sich ab Ende der 1920er-Jahre maßgeblich in den Kunsthandelsbetrieb einbringen. Laut Gewerbekarte meldete Maria Dietrich erstmals 1921 den Handel mit Teppichen und Antiquitäten in der Gabelsbergerstraße 59, München an. Im selben Jahr heiratete sie den in München ansässigen, türkischstämmigen Tabakhändler Ali Almas. Mit der Eheschließung wurde Maria Dietrich türkische Staatsbürgerin und konvertierte vom katholischen Religionsbekenntnis zum jüdischen Glauben. Im Februar 1933 trat sie aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Während der Ehe trugen sie und ihre Tochter den Nachnamen Diamant, die deutsche Version von Almas. Tatsächlich führte Maria Dietrich offiziell niemals den Nachnamen Almas, sie nutzte ihn aber als Markenzeichen ihrer Kunsthändlerinnentätigkeit. 1937 erfolgte die Scheidung des Ehepaares in Deutschland, welche die türkischen Behörden 1938 anerkannten. Ab diesem Zeitpunkt galt Maria Dietrich zwei Jahre lang als staatenlos, da ihre Anträge auf Wiedereinbürgerung abgelehnt worden waren. In einem Interrogation Report der US-amerikanischen Streitkräfte sollte sie im Jahr 1945 angeben, dass sie aufgrund dieser persönlichen Umstände wiederholt von der Gestapo verhört worden sei; weitere Konsequenzen für sie oder ihre Tochter sind nicht nachweisbar. Politisch trat Dietrich zwar nicht in Erscheinung, so liegen etwa keine Hinweise auf eine Mitgliedschaft bei der NSDAP vor, sie förderte allerdings die SS und die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) finanziell.</p> <p>Die Galerie Almas trat zu Beginn der 1930er-Jahre verstärkt im Münchner Kunsthandel in Erscheinung. Das Angebot war vielfältig und bestand zu diesem Zeitpunkt u. a. aus Antiquitäten, Porzellan, Gemälden und Perserteppichen. Durch den Kunstgeschmack ihrer wichtigsten Kunden begünstigt, erfolgte sukzessive eine Spezialisierung ihrer Verkaufstätigkeit auf die Münchner Schule des 19. Jahrhunderts. Ihre Bekanntschaft mit Heinrich Hoffmann ermöglichte Maria Dietrich den Zugang zu Adolf Hitler, an den sie bereits ab 1935 erste Verkäufe tätigte. Sie sollte ab 1939 zu einer der HaupteinkäuferInnen des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="aa59c949-7554-43f1-b21e-84c1fa7c32ce" href="/kunstmuseum-linz" title="Kunstmuseum Linz">"Sonderauftrags Linz"</a> avancieren und über ihre Galerie Almas etwa 1.000 Werke aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Österreich an den <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="aa59c949-7554-43f1-b21e-84c1fa7c32ce" href="/kunstmuseum-linz" title="Kunstmuseum Linz">"Sonderauftrag"</a> vermitteln. Legitimiert durch Martin Bormann war Maria Dietrich ab 1938 neben Ernst Schulte-Strathaus als einzige deutsche Kunsthändlerin berechtigt, Kunstgegenstände aus Österreich nach Deutschland auszuführen. Dietrich kaufte vor allem 1938 direkt aus den Sammlungen von verfolgten WienerInnen und konzentrierte sich auf Werke der Künstler Ferdinand Georg Waldmüller und Rudolf von Alt. Diese stammten u. a. aus dem Eigentum von Hortense und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="b84dc198-22f2-43be-a685-f498dd8a5036" href="/eissler-hermann" title="Eissler, Hermann">Hermann Eissler</a>, Gisela und Eduard Schweinburg, Stephan Kerlin, Richard Stein, Irma und Oskar Löwenstein, Edgar Schiffmann, Karl Ruhmann, Felix Stransky, sowie Margarethe und Julius Buchstab. Bei ihren Erwerbungen übte Maria Dietrich, etwa mittels "Hausbesuchen" und verbalen Drohgebärden, Druck auf die EigentümerInnen der begehrten Kunstgegenstände aus. Bei den Befragungen Dietrichs durch die Monuments, Fine Arts, and Archives Section zu ihren Linz-Einlieferungen, sollte sie 1949 hingegen erklären, dass ihr in Österreich alle Angebote aus freien Stücken gemacht worden seien. VermittlerInnen waren vermutlich die Kunsthändlerin <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="8e06d536-62fc-466a-ad80-ff31e4abaced" href="/nehammer-karoline" title="Nehammer, Karoline">Karoline Nehammer</a>, der Kunsthistoriker <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="9be502d9-915b-4761-9686-daab11390670" href="/grimschitz-bruno" title="Grimschitz, Bruno">Bruno Grimschitz</a> und das Händlerehepaar Maria und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="02ca77ed-fcf0-4578-8682-c3c97b34625e" href="/schatzker-otto" title="Schatzker, Otto">Otto Schatzker</a>, mit denen Dietrich nachweislich in Kontakt stand und die über den notwendigen Zugang zur Wiener Kunstszene verfügten. Aus der von 1939 bis 1942 reichenden Korrespondenz zwischen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="9be502d9-915b-4761-9686-daab11390670" href="/grimschitz-bruno" title="Grimschitz, Bruno">Bruno Grimschitz</a> und Maria Dietrich geht hervor, dass dieser als ihr Berater und Gutachter fungierte, insbesondere wenn es sich um Werke von Alt und Waldmüller handelte. Zudem gingen auf diese Weise einige Angebote der Galerie Almas in der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e70f94cc-eb9d-48c2-b4f0-e1e26c9e3ae1" href="/oesterreichische-galerie" title="Österreichische Galerie">Österreichischen Galerie</a> ein, woraus jedoch keine Ankäufe resultierten. Neben ihren Erwerbungen aus Privatsammlungen trat Dietrich im Wiener Kunsthandel der Jahre 1938 bis 1945 bei Hans W. Langes Wiener Auktionen, in Adolf Weinmüllers Wiener Dependance oder dem <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a> und Kunsthandlungen wie der Neuen Galerie, Strudlhofgalerie, Galerie Miethke, Galerie St. Lucas oder der Galerie Neumann als Käuferin auf.</p> <p>Obwohl in einer Nachricht des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="a2276f43-9407-44f4-9061-ca14b8ca1cc2" href="/bundesdenkmalamt" title="Bundesdenkmalamt">Bundesdenkmalamtes</a> Wien an das Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung 1949 darauf verwiesen wurde, dass Maria Dietrich mehrfach Kunstgegenstände aus beschlagnahmtem Besitz in Österreich angekauft hätte, konnte dies bisher nur in zwei Fällen bestätigt werden (u. a. Ferdinand Georg Waldmüller Familienbild, alter Invalide mit Kindern vor einem Haus). Aus einem Vermerk des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten, der nach einem Besuch Dietrichs im Jahr 1939 erstellt worden war, geht hervor, dass sie an dem Erwerb beschlagnahmter Werke interessiert gewesen war. Dietrichs Tochter Mimi, verheiratete tho Rahde, konnte die Münchner Kunsthandlung mit einer Spezialisierung auf Möbel und Porzellan bereits ab 1946 weiterführen. In einem Verfahren vor der Münchner Spruchkammer wurde Maria Dietrich 1948 als unbelastet eingestuft. 1951 übergab Dietrich die Münchner Firma zwar an ihre Tochter, blieb aber bis zu ihrem Unfalltod im Jahr 1971 im Hintergrund aktiv.</p> <p>Bereits in der Nachkriegszeit erfolgten Rückgaben von verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken, die in Zusammenhang mit der Galerie Almas standen. Etwa seit 2000 kommt es verstärkt zu Restitutionen aus deutschem Bundesbesitz, den Niederlanden, Frankreich und Österreich. So erfolgte beispielsweise nach einem Beschluss des Kunstrückgabebeirates im Jahr 2009 die Restitution von vier Apothekertafeln von Ferdinand Georg Waldmüller an die ErbInnen nach Hortense und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="b84dc198-22f2-43be-a685-f498dd8a5036" href="/eissler-hermann" title="Eissler, Hermann">Hermann Eissler</a>. Nachdem die Eisslers die Apothekertafeln 1938 an Maria Dietrich veräußert hatten, lieferte Dietrich die Tafeln an den <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="aa59c949-7554-43f1-b21e-84c1fa7c32ce" href="/kunstmuseum-linz" title="Kunstmuseum Linz">"Sonderauftrag Linz"</a>. Nach der Rückgabe an Österreich in der Nachkriegszeit gelangten die Bilder in die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e70f94cc-eb9d-48c2-b4f0-e1e26c9e3ae1" href="/oesterreichische-galerie" title="Österreichische Galerie">Österreichische Galerie</a>. Die Apothekertafeln wurden am 17. April 2012 als Los 179 im <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a> Wien von den ErbInnen versteigert. Sie befinden sich nun in Privatbesitz Wien.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/59" hreflang="de">Antiquitätenhandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/29" hreflang="de">Geschäftsfrau/Geschäftsmann</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/167" hreflang="de">Nadine Bauer</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2020-09-30T22:00:00Z">30. September 2020</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Beschluss des Kunstrückgabebeirats,<span> Hermann Eissler, 24.6.2009, URL: </span><a href="http://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Eissler_Hermann_2009-06-24.pdf" target="_blank">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Eissler_Hermann_2009-06-24.pdf</a> (3.12.2020).</p> <p>Gabriele Anderl, "Am Wiener Platz": Schlaglichter auf die Rolle des Wiener Kunsthandels während der NS-Zeit, in: Gabriele Anderl/Alexandra Caruso (Hg.), NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen, Innsbruck-Wien-Bozen 2005, 171–211.</p> <p>Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens<span><span> </span>(= Bibliothek des Raubes 8)</span>, Wien 2003.</p> <p>Birgit Schwarz, Geniewahn. Hitler und die Kunst, Wien 2009.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien: Zl. 381/1939, 498/1939, 80/1940, 39/1941, 185/1941, 271/1941, 507/1941, 136/1942, 251/1942, 481/1942.</p> <p>Archives diplomatiques, Paris: 209 SUP 184 A 153: Spoliation Fr. Welz, Affaire Walczok.</p> <p>BArch Berlin, R9361-II-10205, Almas-Diamant, Maria: Ausführliches Gesamturteil der NSDAP Gauleitung München-Oberbayern, 14.6.1939.</p> <p>BArch Koblenz, B323/331, Bl. 79.</p> <p>Bayerisches Wirtschaftsarchiv, München, K1 XV A 10c 264, Akt Fall 33.</p> <p>BDA-Archiv, Resitutionsmaterialien, K. 8, M. 15, PM  Almas Dietrich; K. 39/1, PM Stephan Kerlin; K. 40/2, PM Loeffler; K. 41/2, PM Betha Morelli; RH 11/2002, Edgar Schiffmann</p> <p>BDA-Ausfuhr, Zl. 1509/1938, 1724/1938, 2565/1938, 4107/1938, 7273/1938.</p> <p>National Archives and Records Administration, Washington D. C.: M1946, RG 260, Roll 0120, Records Concerning the Central Collecting Points ('Ardelia Hall Collection'), Munich Central Collecting Point, 1945-1951: Dietrich Maria Almas: Interrogation.</p> <p>Staatsarchiv München, Spk A K 285, Maria Dietrich.</p> <p>Stadtarchiv München, GEW-GK-II-18 Gewerbekarte Maria Dietrich; EWK 65 D834 Meldekarte; Standesamt München I, 1892/5447, Geburtsurkunde Maria Dietrich; Standesamt München IV, 1921/2003, Heiratsurkunde Maria Dietrich.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="http://d-nb.info/gnd/112659928X" rel="nofollow" target="_blank">GND: 112659928X</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/5419148876463049740005" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 5419148876463049740005</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q1308305" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q1308305</a></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:40:36 +0000 acolono 1494 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Blum, Babette https://www.lexikon-provenienzforschung.org/blum-babette <span>Blum, Babette</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:39</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Betty <strong>Blum</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>8.5.1975 Michelfeld am Heidelberg – 3.12.1967 Tel Aviv</p> <p>née Babette Weil</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Betty Blum heiratete 1913 den ursprünglich aus Polen stammenden Kaufmann Noe Blum, der in München einen Handel mit Antiquitäten, Ölgemälden, alten und neuen Möbeln, Gold und Silberwaren betrieb. In dem Geschäft, das sich in der Augustenstraße 92 befand, arbeitete Betty als Verkäuferin. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurden Betty und Noe Blum nach der NS-Machtergreifung in Deutschland verfolgt. Dies hatte zur Folge, dass Noe Blum im Oktober 1933 die Gewerbeberechtigung entzogen und das Geschäft liquidiert wurde, es folgte ihre Ausweisung aus dem Freistaat Bayern 1934. Über Prag emigrierte das Ehepaar nach Wien, wo Betty noch im selben Jahr in der Walfischgasse 4, Wien 1, eine Altwarenhandlung pachtete. Ende November 1938 suchte Betty Blum bei der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="a2276f43-9407-44f4-9061-ca14b8ca1cc2" href="/bundesdenkmalamt" title="Bundesdenkmalamt">Zentralstelle für Denkmalschutz</a> um Bewilligung der Ausfuhr von Kunstgegenständen – darunter Ölgemälde, Miniaturen, Zeichnungen – an, die bis Mitte Februar 1939 Gültigkeit hatte. Zuvor hatte sie fünf Zeichnungen des Grazer Künstlers Carl Meyer an die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="5b7440b3-53a0-47ab-8fa3-b89335c13812" href="/albertina" title="Albertina">Albertina</a> verkauft. 1939 flüchtete das Ehepaar Blum schließlich über Italien sowie England nach Palästina. Die im Jahr 1938 an die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="5b7440b3-53a0-47ab-8fa3-b89335c13812" href="/albertina" title="Albertina">Albertina</a> verkauften Zeichnungen empfahl der Kunstrückgabebeirat 2016 zur Restitution.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/59" hreflang="de">Antiquitätenhandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/103" hreflang="de">Firmen-Liquidation</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/11" hreflang="de">KunstsammlerIn</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/19" hreflang="de">NS-Verfolgte/r</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/170" hreflang="de">Julia Eßl</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Beschluss des Kunstrückgabebeirats, Betty Blum, 5.10.2016, URL: <a href="http://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Blum_Betty_2016-10-05.pdf" target="_blank">www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Blum_Betty_2016-10-05.pdf</a> (3.12.2020).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Betty Blum.</p> <p>Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Landesentschädigungsamt 6921, Entschädigungsakt Betty Blum.<br /> Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Landesentschädigungsamt 6949, Entschädigungsakt Noe Blum.</p> <p>BDA-Ausfuhr, Zl. 8435/38, Betty Blum.<br /> BDA-Ausfuhr, Zl. 4791/39, Noe Blum.</p> <p>Stadtarchiv München, Polizeidirektion München (Pol. Dir.) 11693, Noe Blum.</p> <p>WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Betty Blum.<br /> WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Noe Blum.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:39:42 +0000 acolono 1415 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Bondi-Jaray, Lea https://www.lexikon-provenienzforschung.org/bondi-jaray-lea <span>Bondi-Jaray, Lea</span> <span><a title="View user profile." href="/user/30">Susanne Hehenberger</a></span> <span>Fri, 06/03/2022 - 12:42</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Lea <strong>Bondi-Jaray</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>12.12.1880 Mainz – 15.2.1969 London</p> <p>bis August 1936 Lea Bondi, danach auch Lea Jaray</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p><span><span>Die Wiener Galeristin und Kunstsammlerin Lea Bondi war seit 1919 Prokuristin der Kunsthandlung Würthle &amp; Sohn Nachf. in der Weihburggasse 9 in der Wiener Innenstadt. 1922, mit der Umwandlung der Firma zu einer offenen Handelsgesellschaft, stieg Bondi als Gesellschafterin in diese ein. Im November 1924 wurde sie zur Geschäftsführerin bestellt und avancierte 1926 zur Alleininhaberin. In diesen Jahren begann sie das bisher als Kunsthandlung geführte Unternehmen inhaltlich zu erneuern und legte dabei den Schwerpunkt auf zeitgenössische Kunst, was sich auch in ihrer Position als Vorstandsmitglied des 1923 gegründeten Vereins Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst widerspiegelte. Werke junger KünstlerInnen wurden in der Galerie nicht nur verkauft, sondern zudem in den Räumlichkeiten ausgestellt – darunter auch Plastiken ihres späteren Ehemannes, des Bildhauers Alexander (Sándor) Jaray. Diesen sollte sie 1936 heiraten und dessen Namen als Lea Jaray bzw. Lea Bondi-Jaray führen. Durch ihre Zusammenarbeit mit wichtigen Kunsthändlern wie Alfred Flechtheim (Düsseldorf), Paul Cassirer (Berlin) und Daniel-Henry Kahnweiler (Paris) entwickelte sich die Galerie, in der gleichgesinnte Sammler wie der Wiener Fabrikant <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="329e9e53-3566-4aaa-b8ee-1b5ade5ab96c" href="/brill-otto" title="Brill, Otto">Otto Brill</a> als Teilhaber aufschienen, zu einem gefragten Treffpunkt für moderne Kunst in Wien. Obwohl diese Geschäftsbeziehungen nach einigen Jahren im Sand verliefen, gelang es Bondi weiterhin ein abwechslungsreiches und internationales Ausstellungsprogramm zu bieten.</span></span></p> <p><span><span>Aufgrund der diskriminatorischen Maßnahmen nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich sahen sich Lea Bondi-Jaray und ihr Mann zur Emigration gezwungen und flüchteten 1939 nach London. Davor hatte der Salzburger Kunsthändler Friedrich Welz die Kunsthandlung "arisiert" und den Betrieb in Galerie Welz umbenannt. Bondi-Jaray besaß auch selbst Kunstwerke, was Welz ebenso zu seinem Vorteil nützte und ihr im Zuge der Verhandlungen das wohl berühmteste Werk von Egon Schiele, das Bildnis von Walburga Neuzil (Wally) abpresste. Über weitere Werke ihrer Sammlung und deren Verbleib ist wenig bekannt. Belegt ist, dass Lea Jaray im Februar 1939 eine Auswahl verschiedener Zeichnungen sowie einige Klimt-Blätter zum weiteren Verkauf an die Neue Galerie übergeben hatte. In London blieb sie ihrer Tätigkeit treu und trat in die von Arthur R. Howell geführte St. George's Gallery Ltd. ein, wo sie zunächst als Sekretärin tätig war. 1943 übernahm sie dann gemeinsam mit <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="329e9e53-3566-4aaa-b8ee-1b5ade5ab96c" href="/brill-otto" title="Brill, Otto">Otto Brill</a>, der ebenso nach London emigriert war, die Leitung des Betriebes, mit dem Ziel, auch in London österreichische zeitgenössische KünstlerInnen zu repräsentieren.</span></span></p> <p><span><span>Die Rückstellung ihrer Wiener Kunsthandlung erfolgte 1948, die ab 1949 wieder unter Würthle und Sohn Nachf. firmierte. Die Geschäftsleitung überließ Bondi-Jaray der seit 1920 in der Kunsthandlung tätigen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2cd1b3d7-dc1e-487b-9b7c-d05156d27459" href="/kremlacek-aloisia-augustine" title="Kremlacek, Aloisia Augustine">Luise Kremlacek</a>, der auch Welz bei seiner Übernahme 1939 die Leitung der Galerie übertragen hatte. Die Rückstellung des Schiele-Gemäldes erlebte Bondi-Jaray, die 1969 verstarb, allerdings nicht mehr. Denn das Bild war 1950 irrtümlich an die ErbInnen des Wiener Zahnarztes und Kunstsammlers <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2299d2de-4947-44b3-b7d7-ec4da22d417c" href="/rieger-heinrich" title="Rieger, Heinrich">Heinrich Rieger</a> restituiert worden, die es unmittelbar danach an die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e70f94cc-eb9d-48c2-b4f0-e1e26c9e3ae1" href="/oesterreichische-galerie" title="Österreichische Galerie">Österreichische Galerie</a> verkauften. Von dort gelangte es dann im Tauschwege ins <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3bc94956-a53c-475c-a687-9cbab4e1ae63" href="/leopold-museum" title="Leopold Museum">Leopold Museum</a>, das sich nach einem zwölf Jahre andauernden Rechtsstreit im Juli 2010 schließlich in einem außergerichtlichen Vergleich zu einer Ausgleichszahlung an die RechtsnachfolgerInnen nach Lea Bondi-Jaray einigte und das Bild so behalten konnte.</span></span></p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/11" hreflang="de">KunstsammlerIn</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/19" hreflang="de">NS-Verfolgte/r</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/170" hreflang="de">Julia Eßl</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2022-03-21T23:00:00Z">21. März 2022</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel 45 (1924), URL: <a href="http://www.anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=obc&amp;datum=19241107&amp;seite=2&amp;zoom=33&amp;query=&quot;Lea%2BBondi&quot;&amp;ref=anno-search">www.anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=obc&amp;datum=19241107&amp;seite=2&amp;zoom=33&amp;query="Lea%2BBondi"&amp;ref=anno-search</a> (15.3.2022).</p> <p>Susanna Bichler, 1865–1995: Ein Überblick, in: Galerie Würthle. Jubiläumsausstellung, Wien 1995, 9–16.</p> <p>James Clegg (ed.), Clegg's International Directory of the World's Book Trade, New York 1950, 247.</p> <p>Georg Gaugusch, Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938, A–K (= Jahrbuch der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" – Wien 16), Wien 2011, 1261.</p> <p>Roswitha Juffinger, Die Galerie Welz, Wien – Friedrich Welz arisiert die Kunsthandlung Würthle &amp; Sohn, Nachf., in: Roswitha Juffinger/Gerhard Plasser, Salzburger Landessammlungen 1939–1955, Salzburg 2007, 92–103.</p> <p>Cherith Summers, St. George's Gallery, in: Brave New Visions. The Émigrés who transformed the British Art World, London 2019, 28–29, URL: <a href="http://www.issuu.com/bravenewvisions/docs/brave_new_visions">www.issuu.com/bravenewvisions/docs/brave_new_visions</a> (14.12.2021).</p> <p>Thomas Trenkler, Stiftung Leopold zahlt 19 Millionen Dollar, in: Der Standard, 21.7.2010, URL: <a href="http://www.derstandard.at/story/1277338571405/bildnis-wally-stiftung-leopold-zahlt-19-millionen-dollar">www.derstandard.at/story/1277338571405/bildnis-wally-stiftung-leopold-zahlt-19-millionen-dollar</a> (7.3.2022).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere Wien, Archiv der Neuen Galerie Wien, URL: <a href="https://digitale-bibliothek.belvedere.at/viewer/image/1439382465516/1/">digitale-bibliothek.belvedere.at/viewer/image/1439382465516/1/</a> (21.4.2022).</p> <p>OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 9392, Lea Jaray.</p> <p>Principal Probate Registry, COW633796, Lea Jaray.</p> <p>The National Archives (TNA), HO 334/208/41405, Naturalisation Certificate: Lea Jaray.<br /> The National Archives (TNA), HO 396/41/304, Aliens Department: Internees Index, Lea Jaray.</p> <p>Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, NL Viktor Matejka, ZPH 830/4; ZPH 830/13.</p> <p>WStLA, Handelsgericht Wien, A43 A Registerakten, A34, 88, Galerie Würthle.<br /> WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Lea Bondi-Jaray.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV Zl. 321, 1. Bez., Lea Bondi-Jaray.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q96774701" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q96774701</a></div> </div> Fri, 03 Jun 2022 12:42:05 +0000 Susanne Hehenberger 1613 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Brüder Soffer, Möbel- und Antiquitätenhaus https://www.lexikon-provenienzforschung.org/brueder-soffer-moebel-und-antiquitaetenhaus <span>Brüder Soffer, Möbel- und Antiquitätenhaus</span> <span><a title="View user profile." href="/user/30">Susanne Hehenberger</a></span> <span>Thu, 06/20/2024 - 12:11</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Möbel- und Antiquitätenhaus <strong>Brüder Soffer</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>Mitarbeiter:</p> <p>Arthur (Artur) Soffer, 6.1.1872 in Wien</p> <p>Hans Soffer, 26.11.1892 in Wien</p> <p>Ernst Soffer, Sohn von Arthur Soffer</p> <p>Leo und Erich Soffer, Söhne von Siegmund Soffer</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Das Möbel- und Antiquitätenhaus Brüder Soffer in Wien 1, Singerstraße 4, war 1867 von Jacques Wallis gegründet und 1908 von den Brüdern Arthur (Artur) Soffer, Siegmund (Sigmund) Soffer und <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="33236d86-0eec-4e6e-bb90-17a12f1b531e" href="/levai-alexander" title="Levai, Alexander">Alexander Levai </a>übernommen worden. Nach dem Austritt Levais trat 1922 Hans Soffer in das Unternehmen ein. Arthur, Siegmund und Hans Soffer waren Söhne des aus dem böhmischen Trebitsch stammenden Möbelhändlers Isak Ignatz Soffer und dessen Ehefrau Eleonora (Eleonore, Lora), née Feigelstock, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts Inhaberin einer Möbel-, Antiquitäten-, Gold- und Silberwarenhandlung in der Wiener Innenstadt gewesen war. 1936 ließ Arthur Soffer das alte "Drachenhaus" abreißen und vom Architekten Felix Augenfeld ein siebenstöckiges Wohn- und Geschäftshaus mit Ausstellungsräumen auf drei Etagen errichten. Die Firma besaß drei Gewerbeberechtigungen: für den Handel mit neuen Möbeln und Wohnungseinrichtungen, mit Antiquitäten und Kunstgegenständen sowie mit Altwaren, beschränkt auf Möbel und Wohnungseinrichtungen. Prokurist war 1938 Kurt Soffer, ein Sohn Arthur Soffers. Insgesamt waren damals 14 Personen im Unternehmen beschäftigt, u. a. weitere Söhne der Inhaber.</p> <p>Ende April 1938 wurde <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="c908768d-1849-4972-b40f-398102a7b74b" href="/moeder-robert" title="Möder, Robert">Robert Möder </a>kommissarischer Verwalter der Firma. Er erschien in Begleitung von SA-Männern und drohte den Eigentümern mit Verhaftung und dem KZ. Da Möder den Betrieb nicht wie erhofft selbst übernehmen durfte, brachte er <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="0a602ee1-d0b9-4e36-bf49-0eabb2462007" href="/blahut-viktor" title="Blahut, Viktor">Viktor Blahut</a>, einen Veteranen der NS-Bewegung in Österreich, ins Spiel, obwohl dieser weder die notwendigen Qualifikationen noch Geldmittel vorweisen konnte. In einer mündlichen Vereinbarung veranlasste Blahut die Brüder Soffer, ihm den Betrieb um rund 20.000 Reichsmark, einen Bruchteil des realen Wertes, zahlbar in Raten, zu überlassen. Das Warenlager hatte er gemeinsam mit Möder geschätzt. Da die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a> zunächst nicht mit diesem Kauf einverstanden war, intervenierte <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="0a602ee1-d0b9-4e36-bf49-0eabb2462007" href="/blahut-viktor" title="Blahut, Viktor">Blahut</a> beim Gauleiter Odilo Globocnik, der sich wiederum beim Leiter der VVSt Walter Rafelsberger für Blahut einsetzte. Im August 1938 erhielt dieser die Vorgenehmigung für den Erwerb. Der Bilanz- und Bücherrevisor Karl Sladek, den die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">VVSt</a> vor der endgültigen Genehmigung mit einer Prüfung beauftragte, wies auf das krasse Missverhältnis zwischen dem Wert des Unternehmens und dem Kaufpreis hin. Dennoch erhielt Blahut die Genehmigung zur "Arisierung", und nach einer neuerlichen Schätzung durch den Architekten und Sachverständigen Franz Wilfert und einer Intervention beim Reichswirtschaftsminister gelang es ihm, sich weitgehend seinen Zahlungsverpflichtungen zu entziehen. </p> <p>Arthur Soffer überlebte die Shoah nicht. Er dürfte nach Ungarn geflüchtet und dort unter unbekannten Umständen zu Tode gekommen sein. Siegmund und Hans Soffer ließen sich nach ihrer Flucht mit ihren Familien in den USA nieder – Siegmund in Cleveland, Hans in New York –, während Kurt Soffer nach Wien zurückkehrte. Da das Volksgericht <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="0a602ee1-d0b9-4e36-bf49-0eabb2462007" href="/blahut-viktor" title="Blahut, Viktor">Viktor Blahut</a> zu einer mehrjährigen Haftstrafe und zu Vermögensverfall verurteilt hatte, kam das 2. Rückstellungsgesetz zur Anwendung. 1949 wurde das Unternehmen restituiert. Im selben Jahr gründeten Siegmund, Hans und Kurt Soffer am alten Standort neuerlich eine offene Handelsgesellschaft, die die seit der "Arisierung" auf den Namen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="0a602ee1-d0b9-4e36-bf49-0eabb2462007" href="/blahut-viktor" title="Blahut, Viktor">Viktor Blahut</a> lautende Einzelfirma ersetzte und im November wieder als Brüder Soffer, Antike und moderne Raumkunst, in das Handelsregister eingetragen wurde. Die Löschung der Firma Brüder Soffer im Handelsregister erfolgte 1988.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/77" hreflang="de">&quot;Arisierung&quot;</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/166" hreflang="de">Gabriele Anderl</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2024-06-18T22:00:00Z">18. Juni 2024</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>DÖW, Namentliche Erfassung der österreichischen Shoah-Opfer, Arthur Soffer.</p> <p>OeStA/AdR, E-uReang, FLD, Zl. 15.066, Brüder Soffer.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Alter Hilfsfonds 9094, Hans Soffer.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, H. 2193, Brüder Soffer.<br /> OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 24.403, Arthur Soffer; VA 2707, Siegmund Soffer; VA 39.550, Hans Soffer; VA 37.080, Katharina Soffer.</p> <p>WStLA, Handelsgericht Wien, A43, A Registerakten, A7, 248 (HRA 3967, HRA 6458), Brüder Soffer.<br /> WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV, 438, 651, 1326, 1. Bez., Arthur, Hans und Siegmund Soffer.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 5640/47, Robert Möder, Franz Wilfert.<br /> WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 6328/46, Robert Möder, Viktor Blahut, Julius Rittersporn, Anna Straubinger.</p></div> </div> Thu, 20 Jun 2024 12:11:48 +0000 Susanne Hehenberger 1679 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Caurairy, Amatus https://www.lexikon-provenienzforschung.org/caurairy-amatus <span>Caurairy, Amatus </span> <span><a title="View user profile." href="/user/30">Susanne Hehenberger</a></span> <span>Tue, 05/28/2024 - 13:45</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Amatus <strong>Caurairy</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>22.6.1878 Schwechat – 18.11.1966 Wien</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>1905 stieg der gelernte Ingenieur Amatus Caurairy in die Kunsthandlung Reinhold Entzmann &amp; Sohn ein, die sein Schwiegervater Reinhold Entzmann senior 1894 am Standort in Wien 1, Seilerstätte 30, gegründet und 1903 in die Seilerstätte 21 verlegt hatte. Nach Entzmanns Tod im Jahr 1925 wurde Caurairy zum Alleininhaber des Unternehmens, gab diese Rolle aber Ende 1938 zugunsten seiner Tochter Yvonne auf, die den Betrieb später als Kunstverlag bis 1972 weiterführen sollte. In seiner seit 1931 bestehenden Funktion als gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister erhielt Caurairy ab 1938 von der <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1739dbbd-7aa5-473f-a8d9-4f559f541d9e" href="/vermoegensverkehrsstelle" title="Vermögensverkehrsstelle">Vermögensverkehrsstelle</a> (VVSt) Aufträge für Schätzungen von beschlagnahmten sowie sichergestellten Wiener Kunstsammlungen. So begutachtete und bewertete er u. a. die Sammlungen von Elisabeth Bachhofen-Echt, Richard Beer-Hofmann, Hugo Friedmann, Martha Gerngross, Fritz Hirsch, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="b0311826-9f62-4acc-9b2b-c65d9ee21297" href="/hupka-josef-franz" title="Hupka, Josef Franz">Josef Hupka</a>, Hans Krüger, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="774afdc0-4f23-4f51-9dc3-094ae280b693" href="/marmorek-hugo" title="Marmorek, Hugo">Hugo Marmorek</a>, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="a42c63fe-2910-427a-970c-fa91cfb363af" href="/mautner-anna-constanze" title="Mautner, Anna Constanze">Anna und Konrad Mautner</a>, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="ce3cebf2-9cf3-49bb-af04-2ca595acdb2f" href="/politzer-emil" title="Politzer, Emil">Emil Politzer</a>, <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="f3d99048-0096-4fe4-9c79-fb72a248305e" href="/reichel-oskar" title="Reichel, Oskar">Oskar Reichel</a> und Heinrich Reif. Aus einer Überprüfung seiner Tätigkeit und seiner politischen Zuverlässigkeit durch das Gau-Personalamt im Oktober 1938 geht hervor, dass Caurairy von September 1938 an Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF), der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und des Reichsluftschutzbundes (RLB) war, eine NSDAP-Mitgliedschaft hingegen lag nicht vor. 1946 stieg er als Gesellschafter erneut in die seit 1939 von seiner Tochter geführten Kunsthandlung ein und behielt diese Position bis zu seinem Tod im Jahr 1966.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/30" hreflang="de">SchätzmeisterIn</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/170" hreflang="de">Julia Eßl</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2024-02-28T23:00:00Z">28. Feber 2024</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p><a href="https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=obc&amp;datum=19310501&amp;seite=4&amp;zoom=33">Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, Nr. 18 (1931), 100.</a></p> <p>Roswitha Juffinger, Die Galerie Welz, Wien – Friedrich Welz arisiert die Kunsthandlung Würthle &amp; Sohn, Nachf., in: Roswitha Juffinger/Gerhard Plasser, Salzburger Landessammlungen 1939–1955, Salzburg 2007, 106.</p> <p>Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens, Wien 2003.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Firma Reinhold Entzmann &amp; Sohn.</p> <p>OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt  50675, Amatus Caurairy.</p> <p>WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Amatus Caurairy.</p></div> </div> Tue, 28 May 2024 13:45:31 +0000 Susanne Hehenberger 1667 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Dorotheum https://www.lexikon-provenienzforschung.org/dorotheum <span>Dorotheum</span> <div class="field field--name-field-figure field--type-image field--label-hidden field__item"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/large/public/prov_article/Dorotheum_Auktionsszene.jpg?itok=t4M11jEB" width="480" height="338" alt="Menschen bei Auktion, Schwarz-Weiß-Reproduktion einer Zeichung" title="Historische Auktionsszene, nach 1900. © Dorotheum" /> </div> <span><a title="View user profile." href="/user/29">Konstantin Ferihumer</a></span> <span>Mon, 07/04/2022 - 08:05</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item"><strong>Dorotheum</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p><span><span>weitere Bezeichnungen: K. k. Versatz- und Fragamt (1707–1901), K. k. Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt (1901–1918), Versteigerungsamt (1918–1923), Dorotheum Auktion-, Versatz- und Bank-GmbH (ab 1979), Dorotheum GmbH&amp;Co KG (seit 2001)</span></span></p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p><span><span>Am 14. März 1707 wurde das Wiener Versatz- und Fragamt von Kaiser Joseph I. in der Annagasse 20 / Seilerstätte 30 im heutigen 1. Bezirk gegründet. Hauptaufgabe war die Gewährung von Darlehen gegen ein Faustpfand, die Erträgnisse kamen dem Armenhausfonds zugute. Das Fragamt diente als Vermittlungsbüro für Wohnungs- und Dienstsuchende, sowie zur Bekanntmachung von Geschäften aller Art. Des Weiteren konnten Waren belehnt werden, die bei Nichtauslösung innerhalb einer Jahresfrist versteigert wurden. Das kaiserliche Patent sah seit Anfang auch freiwillige Versteigerungen vor, der älteste erhaltene mehrbändige Katalog einer Auktion erschien im Jahr 1792. Vier Jahre zuvor erfolgte bereits aus Platzmangel der Umzug des Amtes in das ehemalige Dorotheerkloster in der Dorotheergasse 18. Hier ist bis heute der Hauptstandort des Hauses, welches in den Jahren bis zur Neueröffnung 1901 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph durch den Architekten Emil Förster umfangreich erweitert und umgebaut wurde. Im nunmehrigen k. k. Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt kam das Verwahrungsamt als dritter Aufgabenbereich hinzu. Die stärkste Gewichtung hatte aber das Versteigerungsamt, dem die über zwei Stockwerke reichenden Präsentationsräume mit Oberlichten dienten. Eine eigene, 1900 gegründete Kunstabteilung diversifizierte den Bereich der Auktionen, Unterabteilungen und neue Sparten kamen hinzu. Aufgrund des starken Wachstums entstanden nach der bereits 1880 gegründeten Zweiganstalt in der Josefstadt zahlreiche weitere Filialen in Wien, Mödling, Wiener Neustadt, St. Pölten, Baden, Klagenfurt und Villach. Nach Ende der Monarchie und Gründung der Ersten Republik wurde ein neues Statut für das Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt notwendig: 1923 wurde der Name Dorotheum erstmals auch offiziell in die Unternehmensbezeichnung integriert, eine Bankkonzession erworben und eine kommerzielle Eigenständigkeit des republikeigenen Unternehmens festgesetzt. Während der Zwischenkriegszeit florierten die freiwilligen Versteigerungen weiter, prominente Sammlungen, wie die Bertha (von) Suttners, (Erzherzog) Ludwig Victors oder Albert Figdors mehrten das Renommée, so dass das Palais Dorotheum 1925/26 um ein ganzes Stockwerk erweitert werden musste, um der Nachfrage gerecht zu werden. 1935 erfuhren die privatrechtlichen Angestellten die Überführung in den Stand der öffentlichen Bediensteten, damit einher ging auch die eingeforderte Gesinnung für die Vaterländische Front, sowie ein Treuebekenntnis zu "Gott und Österreich".</span></span></p> <p><span><span>Unmittelbar nach dem "Anschluss" an das nationalsozialistische Deutsche Reich hatten die BeamtInnen dann den Schwur zum Gehorsam gegenüber Adolf Hitler zu leisten. Das Dorotheum befand sich seit März 1938 unter kommissarischer Verwaltung, MitarbeiterInnen der ersten und zweiten Führungsriege, darunter auch der Generaldirektor, wurden ausgetauscht. Der Sommer brachte die Entlassung von 29 jüdischen BeamtInnen, sofern sie nicht in den Ruhestand versetzt werden konnten. Die NSDAP-Mitglieder Franz Hofbauer und Anton Jennewein wurden neue Geschäftsführer des Dorotheum. Besonders Jennewein forcierte eine weitere Stärkung des Kunstgeschäftes gegenüber dem Pfandgeschäft und ersann neue Strategien für wirtschaftliches Wachstum. Neben der üblichen Akquise im Auktionsbereich wurde auch die Kooperation mit Zoll- und Finanzbehörden, der Gemeinde Wien und der Gestapo gesucht. Versteigerungen von Wohnungseinrichtungsgegenständen und Schmuck entrechteter "Jüdinnen" und "Juden" sowie anderer unter dem nationalsozialistischen Regime verfolgter Personen, darunter auch beschlagnahmtes Umzugsgut, welches über die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="1f6892d2-8ab8-4b53-9ce3-66e70b0c3dee" href="/vugesta" title="Vugesta">Vugesta</a> oder die "Güterverkehrsgesellschaft Adria" eingebracht worden war, führten zu den erwünschten Umsätzen. Nachdem die Gestapo Wohnungseinrichtungen in manchen Fällen unmittelbar nach der Beschlagnahme direkt in den jeweiligen Wohnräumen durch das Dorotheum versteigern ließ und den erzielten Erlös zum Gegenstand des Einziehungsverfahren machte, stiegen 1938 auch die sogenannten Haus- bzw. Wohnungsauktionen sprunghaft an. Diese verfügten über Kataloge und nannten die Adresse, aber nicht den Namen der Geschädigten. Der spätere Chefexperte der Kunstabteilung Johann (Hans) Herbst wickelte mangels ausreichender Ware im Inland auch in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Niederlanden und Frankreich lukrative Geschäfte ohne Scheu vor bedenklichen Provenienzen ab. Dadurch, dass die Einlieferungen von Objekten durch NS-Stellen ebenso behandelt wurden wie freiwillige Einlieferungen, und daher ohne gesonderte Kennzeichnungen nebeneinander in den Katalogen erschienen, ließ sich für KäuferInnen meist nicht erkennen, ob es sich bei den angebotenen Objekten um Zwangsverkäufe handelte. Nachdem die Gegenstände außerdem bereits zuvor durch den nationalsozialistischen Machtapparat entzogen worden waren, fielen die Dorotheumsverkäufe nach 1945 nicht unter das Nichtigkeitsgesetz. Das Dorotheum agierte bei den Veräußerungen meistens als Kommissionär, verkaufte die Ware also als Agent für einen Dritten und kassierte Provisionen zwischen 5 % und 12 % auf EinbringerInnen- und 19 % auf KäuferInnenseite. Die Auktionen erfolgten auf Rechnung des Deutschen Reiches, die Erlöse gingen direkt an dessen Organisationen oder auf Sperrkonten und kamen somit nicht den ursprünglichen EigentümerInnen zugute.</span></span></p> <p><span><span>Nach Kriegsende wurde der Geschäftsführer des Dorotheum Anton Jennewein im August 1946 wegen Hochverrats zu zwei Jahren schweren Kerkers verurteilt. Seine Tätigkeit im Dorotheum war dabei nicht Bestandteil des Verfahrens, vielmehr ging es um seine Angehörigkeit zur NSDAP seit 1933 sowie seine politischen Aktivitäten als Bezirksleiter des Tennengaus und Gauleiter des Landes Salzburg in den Jahren 1931–1935. Aufgrund der Entnazifizierungsmaßnahmen seit 1945 wurden schließlich weitere 170 Personen aus dem Dorotheum entlassen, der damalige MitarbeiterInnenstand lag bei knapp 900. Trotz eines massiven Bombenschadens am Hauptgebäude und der teilweise kompletten Zerstörung der Zweiganstalten gelang es dem Dorotheum innerhalb von wenigen Tagen nach Beendigung der Kriegshandlungen wieder einen eingeschränkten Betrieb aufzunehmen. Zunächst wurde das Pfand- und Einlagengeschäft, im Herbst auch das Versteigerungsgeschäft aktiviert. Die Geschäftstätigkeit erfuhr in der Zeit bis 1954 einen Aufschwung, der sich sowohl durch personelle als auch räumliche Erweiterung manifestierte. In der nach Kriegsende einsetzenden Restitutionsdebatte nahm das Dorotheum einen wichtigen Platz ein, war es doch damals aufgrund seiner Unterlagen in der Lage, sehr genau über die von den NS-Stellen eingebrachten Objekte zu informieren. Opfer der nationalsozialistischen Entziehungsmaßnahmen konnten die Akten des Dorotheum betreffend die ihnen entzogenen Gegenstände einsehen, sofern diese dem jeweiligen Namen zugeordnet werden konnten. Schriftliche Auskünfte durfte das Dorotheum sogar mit Namen der ErsteherInnen der entzogenen Güter erteilen, da der Datenschutz bis zum Auslaufen der Rückstellungsgesetze für das Dorotheum aufgehoben war. Dies betraf auch solche Gegenstände, die unter die sogenannte § 14-Anmeldung fielen und im Pfandbereich des Dorotheum gegen geringes Entgelt hatten abgegeben werden müssen. Aus Platzmangel hielt sich das Institut allerdings streng an die geltenden steuerlichen Aufbewahrungsfristen, wodurch auch die Akten der Versteigerungsanstalt nach Auslaufen der Rückstellungsgesetze vernichtet wurden, so dass heute kaum quellenbasierte Aussagen über Transaktionen zwischen 1938 und 1945 getroffen werden können. Die Neuorganisation durch das <em>Dorotheum-Gesetz</em> vom 1. Jänner 1979, welches die Rechtsstellung des Instituts neu regelte (Dorotheum Auktion-, Versatz- und Bank-GmbH), hatte die Auflösung einiger Zweigstellen, die Errichtung des Freiverkaufs und die Veräußerung der institutseigenen Bank zur Folge. Die Privatisierung des Unternehmens erfolgte schließlich 2001, nach fast 300 Jahren endete damit die staatliche Verwaltung. Um der historischen Verantwortung aufgrund der Verflechtungen mit dem NS-Staat nachzukommen, gingen 32 Millionen US-Dollar aus dem Verkaufserlös des Dorotheum in den Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus. Ein weiterer Ausdruck der Wahrnehmung der Verantwortung durch die neuen Eigentümer war die Einrichtung einer eigenen Abteilung für Provenienzforschung. Externe HistorikerInnen sichteten zudem das intern noch vorhandene Archivmaterial, welches anschließend dem Österreichischen Staatsarchiv übergeben und damit öffentlich zugänglich gemacht wurde. Nach mehrjähriger Forschung erschien 2006 die unternehmensgeschichtliche Darstellung und Analyse unter dem Titel <em>Zwischen Staat und Wirtschaft. Das Dorotheum im Nationalsozialismus.</em></span></span></p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/132" hreflang="de">Auktionshandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/88" hreflang="de">NS-Vermögensentzug</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/209" hreflang="de">Felicitas Thurn-Valsassina</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2022-06-14T22:00:00Z">14. Juni 2022</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Direktion des K. k. Versatzamtes, Das K. k. Versatzamt in Wien von 1707–1900, Wien 1901.</p> <p>Felix Czeike, Das Dorotheum. Vom Versatz- und Fragamt zum modernen Auktionshaus, Wien 1982.</p> <p>Georg Graf, Die österreichische Rückstellungsgesetzgebung. Eine juristische Analyse, Wien 2003.</p> <p>Stefan August Lütgenau/Alexander Schröck/Sonja Niederacher, Zwischen Staat und Wirtschaft. Das Dorotheum im Nationalsozialismus, Wien 2006.</p> <p>Daniela Gregori, Dorotheum. Die ersten 300 Jahre, Wien 2007.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 13/2.</p> <p>OeStA/AdR, Archivalien des Dorotheums.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="https://d-nb.info/gnd/2058319-9" rel="nofollow" target="_blank">GND: 2058319-9</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/143109720" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 143109720</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q668545" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q668545</a></div> </div> Mon, 04 Jul 2022 08:05:33 +0000 Konstantin Ferihumer 1624 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Exner, Anton https://www.lexikon-provenienzforschung.org/exner-anton <span>Exner, Anton</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:40</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Anton <strong>Exner</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>4.1.1882 Wien – 27.9.1952 Wien</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Anton Exner gilt als der bedeutendste Asiatikahändler und -sammler sowie Schätzmeister für asiatische Kunst im Wien der Zwischenkriegszeit. Seine Sammlung umfasste sämtliche Sparten ostasiatischer – vor allem chinesischer und japanischer – Kunst aus allen Epochen. Anton Exner arbeitete sich aus bescheidenen Verhältnissen empor. Er besaß keine formale höhere Schulbildung und erwarb seine Fachkenntnisse als Autodidakt. Während eines längeren Aufenthaltes in Kanada und den USA von 1908 bis 1910 knüpfte Exner erste Kontakte zu chinesischen HändlerInnen. Bei der Rückfahrt auf einem Frachter erwarb er in verschiedenen asiatischen Häfen Kunsthandwerksartikel und japanische Seidenblusen – sie bildeten die Basis für seine künftige Geschäftstätigkeit in Wien. Von da an unternahm Anton Exner beinahe jährlich Einkaufsreisen nach Fernost. Seinen Handel betrieb er ab etwa 1912 unter seiner Wohnadresse in Wien 8, Lerchenfelderstraße 66, von 1929 an in dem von ihm erworbenen Haus in Wien 4, Paniglgasse 18–20. Im Sommer 1914 wurde Exner auf der Rückreise aus Asien vom Beginn des Ersten Weltkriegs überrascht. Er schlug sich in die USA durch, wo er in der 56th Street in New York einen Handel mit ostasiatischer Kunst eröffnete. Eine Zeitlang war er als "feindlicher Ausländer" interniert. Erst Ende 1919 konnte er nach Wien zurückkehren. Das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a> in Wien bestellte ihn zum staatlich beeideten Schätzmeister für ostasiatische Kunst. Diese Funktion hatte Exner rund ein Vierteljahrhundert inne. Seit den frühen 1920er-Jahren war er mit Leihgaben an allen bedeutenden Ausstellungen ostasiatischer Kunst in Wien beteiligt. Die Herkunft seiner Vorfahren aus den Sudetengebieten prägte Exner ideologisch. Von Jugend an der großdeutschen Idee verpflichtet, trat er 1931 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 782.343). Er gehörte ihr auch während der Zeit des Parteiverbots an, wurde jedoch gleichzeitig Mitglied der Vaterländischen Front. Während der NS-Zeit schätzte Anton Exner vielfach Asiatika aus entzogenen Sammlungen von Jüdinnen und Juden, vor allem für die Auktionen des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a>s. 1938 entstand mit Unterstützung der Reichsstatthalterei (besonders des damaligen Staatssekretärs <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="988faa84-04a4-4aa4-ba12-10df6b063086" href="/muehlmann-kajetan" title="Mühlmann, Kajetan">Kajetan Mühlmann</a>) das Projekt eines eigenen Ostasienmuseums in Wien, dessen Grundstock die Sammlung Exner bilden sollte. Anton Exner und sein Sohn <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3ba57e19-be4b-4b62-a602-41374f072d7a" href="/exner-walter" title="Exner, Walter">Walter Exner</a> waren die treibenden Kräfte und sollten mit leitenden Funktionen betraut werden. Das Vorhaben scheiterte vor allem am Widerstand des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">Staatlichen Kunstgewerbemuseums in Wien</a>, da dieses seine eigenen Ostasienbestände hätte abgeben müssen. 1938 bot Anton Exner dem Museum einen Teil seiner Ostasiensammlung als Leihgabe an. Die Auswahl der Objekte erfolgte durch das Museum, ein Leihgabenvertrag wurde geschlossen. 1943 kam es zu einer größeren Tauschaktionen zwischen Exner und dem <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">Kunstgewerbemuseum</a>, bei der das Museum vor allem ostasiatische Export- und Kommerzwaren aus dem ehemaligen Handelsmuseum abgab und dafür hochwertige kunstgewerbliche Objekte erwarb. 1944 unterzeichnete Anton Exner einen Notariatsakt, der die temporäre Leihgabe in eine Leihgabe auf Lebensdauer bzw. eine Schenkung im Fall des Todes verwandelte. Diese "erste Schenkung" – sie umfasste 2.195 Objekte – war nicht mit Anton Exners Sohn <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3ba57e19-be4b-4b62-a602-41374f072d7a" href="/exner-walter" title="Exner, Walter">Walter Exner</a> abgesprochen, der zur Wehrmacht eingerückt war. Ein Protestschreiben <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3ba57e19-be4b-4b62-a602-41374f072d7a" href="/exner-walter" title="Exner, Walter">Walter Exners</a> 1944 an das Museum blieb folgenlos.</p> <p>Im Juni 1945 wurde Anton Exner als ehemaliger Nationalsozialist verhaftet und ein Volksgerichtsverfahren wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP in der Zeit der Illegalität (§ 10 des Verbotsgesetzes) sowie wegen des Verdachts der missbräuchlichen Bereicherung (§ 6 des Kriegsverbrechergesetzes) gegen ihn eingeleitet. Dabei ging es auch um die "Arisierung" der Kunsthandlung von Wilma Werner in der Wiener Innenstadt durch Anton Exners Tochter, Edith Schmaelz, hinter der Exner als treibende Kraft vermutet wurde. Auf Antrag des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">Kunstgewerbemuseums</a> wurden die Restbestände von Exners Privatsammlung staatlich sichergestellt und in Depots des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a>s überführt. In einer polizeilichen Niederschrift bot Anton Exner am 28. Juni 1945 an, die Objekte der Republik zum Geschenk zu machen. 1946 bestätigte er diese "zweite Schenkung" rechtsverbindlich, auch diesmal ohne Einwilligung seines Sohnes, der die Sammlung mit aufgebaut hatte. Jahrelange Bemühungen <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="3ba57e19-be4b-4b62-a602-41374f072d7a" href="/exner-walter" title="Exner, Walter">Walter Exners</a>, seinen Anteil an der Schenkung vom <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">MAK</a> zurückzubekommen, verliefen ergebnislos. Das Volksgerichtsverfahren gegen Anton Exner und mehrere enge Familienangehörige wurde eingestellt. Das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">MAK</a> besitzt gegenwärtig rund 3.700 größtenteils sehr wertvolle Objekte aus der Sammlung Exner, das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="10f692ee-24ea-4469-a4d3-e36f6e6c59ca" href="/weltmuseum-wien" title="Weltmuseum Wien">Weltmuseum Wien</a> 177 Inventarnummer derselben Provenienz. Die Schwierigkeiten für die Provenienzforschung ergaben sich vor allem aus dem Umstand, dass es keine verlässlichen Provenienzangaben zu den Voreigentümer­Innen und HändlerInnen gibt und unklar bleibt, welche Objekte auf den zahlreichen Einkaufsreisen von Anton (und Walter) Exner vor Ort und welche in Österreich und anderen europäischen Ländern – vor allem auch während der NS-Zeit – erworben wurden. Obwohl Anton Exner in einem Schreiben an das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">Österreichische Museum für angewandte Kunst</a> 1948 erklärt hatte, es würden sich seines Wissens keine entzogenen Objekte in seiner Sammlung befinden, kam es in der zweiten Hälfte der 1940er- und in den 1950er-Jahren zu einigen Rückstellungen des Museums aus dem Bestand der Sammlung Exner. Sie betrafen Objekte aus den Sammlungen Klara Mertens-Steiner, Ernst Dub, Richard E. Weiss sowie <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="56c48438-aa97-4fcf-ac74-1a318165f552" href="/czeczowiczka-caroline" title="Czeczowiczka, Caroline">Caroline Czeczowiczka</a>.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/11" hreflang="de">KunstsammlerIn</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/144" hreflang="de">Mitgliedschaft Vaterländische Front</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/30" hreflang="de">SchätzmeisterIn</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/166" hreflang="de">Gabriele Anderl</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2021-02-25T23:00:00Z">25. Feber 2021</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Gabriele Anderl, "Nicht einmal abschätzbarer Wert…". Anton und Walter Exner – Kunsthändler, Stifter, Nationalsozialisten – und ihre Sammlung asiatischer Kunst in Wien, in: Eva Blimlinger/Heinz Schödl (Hg.), Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 5), Wien-Köln-Weimar 2014, 339–406, URL: <span><a href="https://doi.org/10.7767/boehlau.9783205793564.339" rel="noopener nofollow noreferrer" target="_blank">doi.org/10.7767/boehlau.9783205793564.339</a></span>.</p> <p>Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Hg.), Zum Gedenken an Anton Exner (1882–1952), Festvorträge, Wien 1982.</p> <p>Walter Exner, Die Sammlung Exner, in: Josef Kreiner (Hg.), Japan-Sammlungen in Museen Mitteleuropas – Geschichte, Aufbau und gegenwärtige Probleme, Bonn 1981, 225–234.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>MAK-Archiv, Hauptakten (Auswahl): Zl. 75-1939, 10-1940, 1022-1941, 70-1942, 81-1942, 304-1944, 12-1945, 87-1946, 860-1948, 16-1950, 53-1954.</p> <p>OeStA/AdR, UWK, BMU, Kunstangelegenheiten, Sammelmappe 51, 02, Sammlung Anton Exner.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 295.193, Anton Exner.</p> <p>Weltmuseum Wien, Archiv, Sammlermappe Anton Exner.</p> <p>WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 9002/46, Anton Exner.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="http://d-nb.info/gnd/136831982" rel="nofollow" target="_blank">GND: 136831982</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/50610324" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 50610324</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q106708035" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q106708035</a></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:40:00 +0000 acolono 1448 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Exner, Walter https://www.lexikon-provenienzforschung.org/exner-walter <span>Exner, Walter</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:40</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Walter <strong>Exner</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>13.11.1911 Wien – 3.11.2003 Bad Wildungen</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Walter Exner war der Sohn des Asiatikahändlers und -sammlers <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="feffafd3-77e7-4c13-a086-7b55bc2c77a5" href="/exner-anton" title="Exner, Anton">Anton Exner</a>, mit dem er gemeinsam die Sammlung Exner aufbaute, von der sich heute der Großteil im <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">MAK</a> und ein wesentlich kleinerer Teil im <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="10f692ee-24ea-4469-a4d3-e36f6e6c59ca" href="/weltmuseum-wien" title="Weltmuseum Wien">Weltmuseum Wien</a> befindet. Wie viele Objekte der Sammlung sich nach 1945 noch im Privateigentum Walter Exners befanden, ist nicht bekannt. Weil er, zunächst als unbezahlte Arbeitskraft, im Kunsthandelsbetrieb des Vaters in der Lerchenfelderstraße mitarbeiten musste, brach er die Schule noch vor der Matura ab. Die Herkunft seiner Familie aus den Sudetengebieten prägte Walter Exner ideologisch: Er betonte schon als Jugendlicher seine "großdeutsche Gesinnung". Als evangelischer Mittelschüler trat er dem Bibelkreis "Kreuzfahrer" bei. 1930 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 300.121) und der SA. 1934 übernahm er die Geldverwaltung der SS-Standarte 81 und wurde zum Obertruppführer befördert. Kurz vor dem Juliputsch 1934 reiste Walter Exner, um einer befürchteten Verhaftung zu entgehen, nach England, von wo er im Oktober desselben Jahres nach Wien zurückkam. 1935 fuhr er zum ersten Mal gemeinsam mit seinem Vater in den Fernen Osten. Nach seiner Rückkehr nahm er mit Erlaubnis <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="feffafd3-77e7-4c13-a086-7b55bc2c77a5" href="/exner-anton" title="Exner, Anton">Anton Exners</a> Gegenstände aus dem Verkauf und begründete damit die Sammlung Exner, die bis zum "Anschluss" Österreichs auf mehrere tausend Objekte anwuchs. In der Folge erwarben <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="feffafd3-77e7-4c13-a086-7b55bc2c77a5" href="/exner-anton" title="Exner, Anton">Anton Exner</a> und Walter Exner auch Gegenstände explizit für ihre Sammlung. 1936/37 verbrachte Walter Exner ein Jahr in Peking und gründete dort den Siebenberg-Verlag, in dem von da an auch mehrere von Walter Exner (mit)verfasste Publikationen erschienen. Exner verlegte den Sitz des Verlages später nach Österreich und dann nach Deutschland. 1937 veranstaltete Walter Exner mit Objekten aus der Mandschurei seine erste Ausstellung im <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="10f692ee-24ea-4469-a4d3-e36f6e6c59ca" href="/weltmuseum-wien" title="Weltmuseum Wien">Museum für Völkerkunde</a>. Von seiner dritten und letzten Einkaufsreise nach Asien kehrte er kurz nach dem "Anschluss" zurück.</p> <p>Bis zu seiner freiwilligen Meldung zur Deutschen Wehrmacht nach Beginn des Zweiten Weltkriegs war er eigenen Angaben zufolge als V-Mann für ostasiatische Kunst beim SD in Wien tätig. Dort sei es vor allem seine Aufgabe gewesen, die Ausfuhr wertvoller Holzschnitte zu verhindern. Nachdem das Vorhaben eines Ostasienmuseums in Wien gescheitert war, begann Walter Exner 1939 mit dem Aufbau des Asienarbeitskreises, dessen Publikationsreihe u. a. von ihm herausgegeben wurde und ideologisch im Zeichen der deutschen Bündnispolitik mit Japan stand. Das enge, aber äußerst konflikthafte Verhältnis zu dem als übermächtig empfundenen, autoritären Vater prägte Walter Exners Leben. Zur vollständigen Entfremdung kam es, nachdem <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="feffafd3-77e7-4c13-a086-7b55bc2c77a5" href="/exner-anton" title="Exner, Anton">Anton Exner</a> ohne Einwilligung seines Sohnes eine gemeinsame Leihgabe an das damalige <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">Staatliche Kunstgewerbemuseum in Wien</a> 1944 in eine Schenkung auf den Todesfall umgewandelt und 1946 noch eine weitere nicht mit dem Sohn abgesprochene Schenkung an das Museum getätigt hatte.</p> <p>Nach dem Ende der NS-Zeit wurden gegen Walter Exner drei Strafverfahren vor dem Wiener Volksgericht gemäß den §§ 10, 11 des Verbotsgesetzes eingeleitet, in denen ihm seine Mitgliedschaft in der NSDAP und weiteren NS-Organisationen in der Zeit zwischen 1933 und 1938 zur Last gelegt wurde. Die Verfahren wurden eingestellt. Walter Exner kehrte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr dauerhaft nach Österreich zurück, sondern ließ sich in Frankenau, dem Geburtsort seiner Ehefrau, und später in Bad Wildungen nieder. In einem Entnazifizierungsverfahren vor der Spruchkammer in Frankenberg a. d. Eder (Hessen) wurde er dank entlastender Stellungnahmen von Bekannten als minderbelastet eingestuft. 1960 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an, ohne die österreichische zurücklegen zu müssen. Nach dem Tod seines Vaters transferierte er den auf ihn entfallenden Erbteil an Asiatika in die BRD und baute seine Sammlung durch Neuerwerbungen weiter aus. Sie umfasste u. a. wertvolle ostasiatische Porzellane und Plastiken und rund 2000 Holzschnitte. Von 1956 bis 1963 leitete Walter Exner das von ihm gegründete private "Asien-Institut" und ein dazugehöriges Asienmuseum in Frankenau, das er 1965 nach Bad Wildungen verlegte und dort bis 1977 weiterführte. Er war Mitherausgeber der Reihe <em>Geokultur. Beiträge zur Erforschung der geschichtlichen Dynamik</em>. Walter Exner verkaufte in seiner späteren Lebensphase den Großteil seiner Asiatikasammlung. Eine Anzahl von Objekten erwarben auch das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="2dfbad8d-9498-46d3-a5cd-de0167e9c8ee" href="/oesterreichisches-museum-fuer-angewandte-kunst" title="Österreichisches Museum für angewandte Kunst">MAK</a> sowie das <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="10f692ee-24ea-4469-a4d3-e36f6e6c59ca" href="/weltmuseum-wien" title="Weltmuseum Wien">Museum für Völkerkunde</a> in Wien. Die Ankäufe waren ebenso wie die Schenkungen von 1944 und 1946 Gegenstand der systematischen Provenienzforschung. Diese sah sich jedoch vor das Problem gestellt, dass wie bei praktisch allen Objekten aus der Sammlung Exner die Vorprovenienzen unbekannt sind.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/11" hreflang="de">KunstsammlerIn</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/126" hreflang="de">SS-Mitglied</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/22" hreflang="de">Verlagswesen</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/166" hreflang="de">Gabriele Anderl</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Gabriele Anderl, "Nicht einmal abschätzbarer Wert…". Anton und Walter Exner – Kunsthändler, Stifter, Nationalsozialisten – und ihre Sammlung asiatischer Kunst in Wien, in: Eva Blimlinger/Heinz Schödl (Hg.), Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 5), Wien-Köln-Weimar 2014, 339–406, URL: <span><a href="https://doi.org/10.7767/boehlau.9783205793564.339" rel="noopener nofollow noreferrer" target="_blank">doi.org/10.7767/boehlau.9783205793564.339</a></span>.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-by field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen der Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Walter Exner/Karl Gruber, Die westlichen Kaisergräber bei Peking, Peiping 1937.</p> <p>Walter Exner/Thomas Zwieauer, 111 chinesische Zeichen des Kunstkenners, Peking 1938.</p> <p>Walter Exner, Hiroshige: japanische Landschaftsbilder, Frankenau 1952.</p> <p>Walter Exner, Die Sammlung Exner, in: Josef Kreiner (Hg.), Japan-Sammlungen in Museen Mitteleuropas – Geschichte, Aufbau und gegenwärtige Probleme, Bonn 1981, 225–234.</p> <p>Walter Exner, Als Peking noch ummauert war. Erlebtes und Gehörtes, Waldeck (BRD) 1996.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>MAK-Archiv, Hauptakten (Auswahl) Zl. 53-1954, 51-1960, 14-1982.</p> <p>OeStA/AdR, UWK, BMU, Kunstangelegenheiten, Sammelmappe 51, 02, Sammlung Anton Exner.<br /> OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 48.627, Walter Exner.</p> <p>Weltmuseum Wien, Archiv, Sammlermappen Anton und Walter Exner.</p> <p>WStLA, Volksgericht, A1, Vg 9002/46, Vg 1689/49, Vg 361/51, Walter Exner.<br /> WStLA, Gauakten, A1, Personalakten des Gaues Wien, 76.973, Walter Exner.</p></div> </div> <div class="field field--name-field-links-external field--type-link field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="http://d-nb.info/gnd/120540274" rel="nofollow" target="_blank">GND: 120540274</a></div> <div class="field__item"><a href="http://viaf.org/viaf/27904275" rel="nofollow" target="_blank">VIAF: 27904275</a></div> <div class="field__item"><a href="https://www.wikidata.org/wiki/Q94938509" rel="nofollow" target="_blank">Wikidata: Q94938509</a></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:40:00 +0000 acolono 1449 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Eymer, August Friedrich https://www.lexikon-provenienzforschung.org/eymer-august-friedrich <span>Eymer, August Friedrich</span> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:38</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">August <strong>Eymer</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p><span>18.11.1894 Reutlingen, Württemberg – 7.8.1978 Wien</span></p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p><span><span><span><span><span><span><span>Die Eheleute August und Helene Eymer, die während der 1910er-Jahre nach Österreich gekommen waren und 1933 die österreichische Staatsbürgerschaft erlangten, führten die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="099f3d38-4b7d-4239-a727-c71358f35ace" href="/neumann-l-t" title="Neumann, L. T.">Kunsthandlung L. T. Neumann</a>, in der August als künstlerischer Leiter wirkte und seine Frau für finanzielle Belange und im Verkauf tätig war. Das 1833 gegründete Geschäft war in Familienbesitz, seit sie Augusts Onkel Julius Eymer 1900 übernommen hatte. August Eymer, seit 1919 Mitarbeiter und seit 1930 Gesellschafter von <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="099f3d38-4b7d-4239-a727-c71358f35ace" href="/neumann-l-t" title="Neumann, L. T.">L. T. Neumann</a> sowie zudem gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister, unterhielt gute Beziehungen zu Museen wie der </span></span></span></span><span><span><a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e70f94cc-eb9d-48c2-b4f0-e1e26c9e3ae1" href="/oesterreichische-galerie" title="Österreichische Galerie"><span><span><span>Österreichischen Galerie</span></span></span></a><span><span><span><span><span><span><span>, der </span></span></span></span></span><a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="5b7440b3-53a0-47ab-8fa3-b89335c13812" href="/albertina" title="Albertina"><span><span><span>Albertina</span></span></span></a><span><span><span><span><span><span><span> oder dem </span></span></span></span></span><a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="885d4804-c544-4ae6-9be6-b410b3d6fe98" href="/historisches-museum-der-stadt-wien" title="Historisches Museum der Stadt Wien"><span><span><span>Historischen Museum der Stadt Wien</span></span></span></a><span><span><span><span><span><span><span>, denen er Gemälde und Grafiken verkaufte und teilweise auch schenkte. Während der NS-Zeit war er Funktionär der Reichskammer der bildenden Künste in Wien und dort für den Kunsthandel zuständig und wurde 1940, nach zweijähriger Anwärterschaft, NSDAP-Mitglied. Nach 1945 gab er an, dadurch in der Lage gewesen zu sein, einer Reihe von aus "rassischen" Gründen Verfolgten zu helfen und auch Kunstwerke für sie in Wien zu verwahren, er habe außerdem mit Werken "verbotener Künstler" wie Isidor Kaufmann, <a href="liebermann">Max Liebermann</a> und Egon Schiele gehandelt. Des Weiteren sei er nach eigenen Angaben bei der Bergung von österreichischem Kunstgut, vor allem aus den Beständen des Künstlerhauses, auf Schlösser in Nieder- und Oberösterreich behilflich gewesen. 1948 wurde Eymer als "Minderbelasteter" gemäß § 17 VG 1947 eingestuft. Die <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="099f3d38-4b7d-4239-a727-c71358f35ace" href="/neumann-l-t" title="Neumann, L. T.">Galerie L. T. Neumann</a> führte er, teilweise gemeinsam mit Otto Urban, bis Ende des Jahres 1975, als er seine Gewerbeberechtigung zugunsten seines Nachfolgers Rudolf Kremayr zurücklegte.</span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></span></p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/30" hreflang="de">SchätzmeisterIn</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/192" hreflang="de">Pia Schölnberger</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-01-06T23:00:00Z">6. Jänner 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>I. Netopil, Nachruf auf August Eymer, in: Alte und Moderne Kunst 23, 159 (1978), 51–53, URL: <a href="http://hauspublikationen.mak.at/viewer/image/1369031013676_0001/57/">hauspublikationen.mak.at/viewer/image/1369031013676_0001/57/</a> (3.12.2020).</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft Wien, L.T. Neumann, Rudolf Kremayr.</p> <p>WStLA, M.Abt. 119, A42, NS-Registrierung, August Eymer, 1/27.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:38:01 +0000 acolono 149 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org Fiala, Erich Franz https://www.lexikon-provenienzforschung.org/fiala-erich-franz <span>Fiala, Erich Franz</span> <div class="field field--name-field-figure field--type-image field--label-hidden field__item"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/large/public/prov_article/GG_NG329%2C%20Erich%20Fiala%2C%20undatiert.jpg?itok=yeP5_udO" width="352" height="480" alt="Porträt, Gemälde" title="Erich Fiala, undatiert. © KHM-Museumsverband, Maler: Stephan Hlawa (1896–1977)" /> </div> <span><a title="View user profile." href="/user/1">acolono</a></span> <span>Thu, 09/03/2020 - 14:40</span> <div class="text-content clearfix field field--name-field-display-name field--type-text field--label-hidden field__item">Erich <strong>Fiala</strong></div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-biographical-data field--type-text-long field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Zusatzinformationen</div> <div class="field__item"><p>15.8.1910 Purkersdorf – 17.4.1978 Wien</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-lexicon-entry field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p>Erich Fiala wurde in Purkersdorf geboren, studierte in Wien und promovierte im Juni 1935 im Fach Staatswissenschaften. 1928 bis 1938 war er wie sein Vater Teilhaber der Manner-Fabrik – sein Großvater Johann Riedl war der Schwager des Firmengründers Josef Manner – und widmete sich schon früh dem Kunsthandel. Gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau Isolde Ahlgrimm erwarb er historische Klaviere und Streichinstrumente, um sie zu restaurieren. 1937 begannen sie mit der Reihe <em>Concerte für Kenner und Liebhaber</em>. Anlässlich der Eröffnung der Sammlung alter Musikinstrumente am 28. Oktober 1939 im Palais Pallavicini musizierte Isolde Ahlgrimm. Sie schrieb in ihren Erinnerungen, die im Archiv der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien aufbewahrt werden, dass sie immer dann ein Konzert im Palais Pallavicini gab, wenn ein bedeutendes Instrument spielbar gemacht worden war. So spielte sie als erste auf dem Erard-Flügel aus dem Besitz Beethovens. 1940 gründete Fiala die Strudelhof-Galerie und bat im Sommer desselben Jahres um Aufnahme in die Reichskammer der bildenden Künste. Bereits 1932 der NSDAP beigetreten, hatte Fiala 1938 einen Erfassungsantrag gestellt, dem mangels "ausreichender illegaler Betätigung" (Einstellung der Beitragsleistung bei der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation 1937) zunächst nicht stattgegeben wurde. Erst mit Stichtag 1. Jänner 1941 gelang Erich Fiala die offizielle Aufnahme in die NSDAP-Ortsgruppe Strudlhofstiege, wo er die Mitgliedsnummer 9,290.241 erhielt. War Fiala bereits 1938 einberufen worden, so erfolgte 1941 seine vorläufige Freistellung vom Wehrdienst außerhalb der "Ostmark" aufgrund eines medizinischen Befundes. Laut Aussage seiner Frau in einem undatierten Lebenslauf wurde Fiala 1943 vor ein Kriegsgericht gestellt und später im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 noch einmal verhaftet. 1948 gab er an, wegen Zersetzung der Wehrkraft zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden zu sein. Belegbar ist, dass er 1944 im Wehrmachtsgefängnis in Torgau an der Elbe arretiert war, der genaue Haftgrund und die Haftdauer sind nicht bekannt. Sein nach Kriegsende gestelltes Ansuchen auf Ausnahme von der strafrechtlichen Verfolgung und von Sühne-Folgen für ehemalige NSDAP-Mitglieder wurde gemäß § 27 des Verbotsgesetzes in der Fassung von 1947 bewilligt. Nach 1945 konnte die Reihe<em> Concerte für Kenner und Liebhaber</em> im Wiener Konzerthaus fortgesetzt werden. Fiala managte die Auftritte seiner Ehefrau, seine eigene Karriere als Kunsthändler dürfte allerdings nach 1945 einen Einbruch erlitten haben und er arbeitete teilweise wieder in der Manner-Fabrik. 1956 erfolgte die Scheidung. 1959 heiratete Fiala die Medizinstudentin Inge Weiskrab, die zuvor als Sekretärin bei ihm gearbeitet hatte. Er starb 1978 in Wien.</p> <p>In seiner Position als Galeriedirektor der Schwechater Brauerei AG, die Fiala während der NS-Zeit inne hatte, brachte er Bilder im <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="e3bfa5fb-d6fd-46fe-ab81-0b9e77ad805d" href="/dorotheum" title="Dorotheum">Dorotheum</a> zum Verkauf ein, die für den <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="aa59c949-7554-43f1-b21e-84c1fa7c32ce" href="/kunstmuseum-linz" title="Kunstmuseum Linz">"Sonderauftrag Linz"</a> erworben werden sollten. Darunter befand sich etwa eine <em>Landschaft mit Ruine und Maultier </em>von Oswald Achenbach, die aus dem Eigentum des jüdischen Kunsthändlers Richard Klein stammte. Daneben war Fiala aber v. a. ein Sammler alter Musikinstrumente und bemühte sich gemeinsam mit seiner Frau um eine historische Aufführungspraxis. Die Sammlung alter Musikinstrumente des <a data-entity-substitution="canonical" data-entity-type="node" data-entity-uuid="6692b23c-6604-4762-b118-45ebbf0aba96" href="/kunsthistorisches-museum" title="Kunsthistorisches Museum">Kunsthistorischen Museums Wien</a> erwarb zwischen 1938 und 1975 mehrere Objekte aus der Sammlung Ahlgrimm-Fiala. Da ein Großteil der Erwerbungen von Erich Fiala in die NS-Zeit fiel, war für die systematische Provenienzforschung in den Beständen ein begründeter Anfangsverdacht gegeben, dass er die Notlage jüdischer EigentümerInnen ausnutzte, um seine Sammlung zu vergrößern. Der Verdacht ließ sich jedoch nicht erhärten, da sich in den erhaltenen Erwerbsakten und Korrespondenzen kaum Informationen zu VorbesitzerInnen bzw. -eigentümerInnen finden ließen. Ein Dossier wurde 2019 dem Kunstrückgabebeirat zur Kenntnisnahme vorgelegt.</p></div> <div class="field field--name-field-keywords field--type-entity-reference field--label-above"> <div class="field__label">Schlagwörter</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/17" hreflang="de">Kunsthandel</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/11" hreflang="de">KunstsammlerIn</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/155" hreflang="de">Musikinstrumente</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/63" hreflang="de">NSDAP-Mitgliedschaft</a></div> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/126" hreflang="de">SS-Mitglied</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-author field--type-entity-reference field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">AutorIn</div> <div class="field__items"> <div class="field__item"><a href="/taxonomy/term/183" hreflang="de">Monika Löscher</a></div> </div> </div> <div class="field field--name-field-publication-date field--type-datetime field--label-visually_hidden"> <div class="field__label visually-hidden">Veröffentlichungsdatum</div> <div class="field__item"><time datetime="2019-07-29T22:00:00Z">29. Juli 2019</time> </div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-about field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen zur Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Joseph Hiestand, Alte Musikinstrumente aus dem Besitz von Dr. Fiala, Wien, in: Glareana. Nachrichten der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente, 22. Jg, Nr. 3/4, 31. Dezember 1973, 33–49.</p> <p>N. N., Erich Franz Fiala, URL: Frits Lugt, Les Marques de Collections de Dessins &amp; d’Estampes | Fondation Custodia: <a href="http://www.marquesdecollections.fr/detail.cfm/marque/6850/total/1" target="_blank">www.marquesdecollections.fr/detail.cfm/marque/6850/total/1</a> (3.12.2020).</p> <p>Peter Watchorn, Isolde Ahlgrimm, Vienna and the early music revival, Aldershot 2007.</p> <p>Regula Winkelman/Peter Watchorn, Die Cembalistin Isolde Ahlgrimm (1914–1995), Wien 2016.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-publications-by field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Publikationen der Person / Institution</div> <div class="field__item"><p>Erich Fiala, Die ökonomische Zurechnung und das betriebliche Rechnungswesen. Dissertation zur Erlangung des Doktorates der Staatswissenschaften an der Universität zu Wien, Wien 1934.<br /> Erich Fiala, Einleitende Notizen zu den von Philips aufgenommenen sämtlichen Werken für Clavicembalo von J. S. Bach gespielt von Isolde Ahlgrimm, Wien 1954.<br /> Erich Fiala, Das Bildnis meines Großvaters, Wien 1958.</p> <p>Erich Fiala/Isolde Ahlgrimm, Bach und die Rhetorik, Sonderdruck, Wien 1954.<br /> Erich Fiala/Isolde Ahlgrimm, Zur Aufführungspraxis der Bach'schen Cembalowerke, Sonderdruck, Wien 1954.</p></div> </div> <div class="text-content clearfix field field--name-field-archive-records field--type-text-long field--label-above"> <div class="field__label">Archivalien</div> <div class="field__item"><p>Archiv der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, NL Isolde Ahlgrimm.</p> <p>BArch Berlin, R 9361-II/232399 und R 9361-III/285446</p> <p>BDA-Archiv, Ausfuhr, Zl. 673/1957, Zl.1973/1958, Zl. 28045/1972, Zl. 3663/1972, Erich Fiala.<br /> BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 35, PM Erich Fiala.</p> <p>GNM Nürnberg, NL Rück, I, C-739, Korrespondenz Reimer – Rück.</p> <p>OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 295236, Erich Fiala.<br /> OeStA/AdR, Deutsche Wehrmacht, Gebührniskarte, Erich Fiala.</p> <p>KHM, Sammlung alter Musikinstrumente, Inventar, 5/SAM/1938/39, 15/SAM/1939/40, 31/SAM/1939/40, 38/SAM/1939/40, 15/SAM/1940/41, 33/SAM/1940/41, 46/SAM/1940/41, 22/SAM/1942/43, 28/SAM/1942/43, 35/SAM/1942/43, 28/SAM/1949, 18/SAM/1951, 19/SAM/1957, 9/SAM/1969, 69/SAM/1975, 40/SAM/2001, 26/KORR/1943.</p> <p>WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Erich Fiala.<br /> WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Prominentensammlung, Meldezettel Isolde Ahlgrimm, URL: <a href="http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++a82f88db-6967-44d3-b919-3167729a0613VERA#Akt_____a82f88db-6967-44d3-b919-3167729a0613VERA">wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++a82f88db-6967-44d3-b919-3167729a0613VERA#Akt_____a82f88db-6967-44d3-b919-3167729a0613VERA</a> (3.12.2020).<br /> WStLA, M.Abt. 212, A12/500, Totenbeschau, Erich Fiala, gest. 1978-04-18.</p></div> </div> Thu, 03 Sep 2020 14:40:41 +0000 acolono 1500 at https://www.lexikon-provenienzforschung.org