Wölfl, Maria

Maria Wölfl

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28.11.1907 Wien – 6.5.1987 Wien

Maria Wölfl begann 1923 ihre Lehre bei der Wiener Fotografin Trude Fleischmann, die sie im November 1925 mit der Gesellenprüfung und dem Besuch der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien abschloss. Danach arbeitete sie weiter in Fleischmanns Atelier bis sie im Sommer 1934 ihr eigenes in Wien 3, Dapontegasse 5/15 eröffnete. Im April 1935 legte sie die Meisterprüfung ab, arbeitete als Porträt-, Sach- und Werbefotografin und nahm 1935 an der Ausstellung der Österreichischen Photographen-Genossenschaft in Wolfsberg und 1936 an jener in Baden bei Wien teil. Sie publizierte ihre Arbeiten in illustrierten Magazinen und Zeitschriften wie Die Bühne, Moderne Welt oder Radio Wien und war darüber hinaus nach eigenen Angaben für die Handelskammer Wien, das Österreichische Museum für Industrie, für das Handelsministerium und für Ausstellungen der österreichischen Bundesregierung tätig. Im März 1939 "arisierte" sie mit Genehmigung der Vermögensverkehrsstelle (VVSt) das Fotoatelier von Franz Löwy in Wien 6, Mariahilferstraße 17, nachdem sie schon im Juli 1938 vom Staatskommissar für die Privatwirtschaft eine vorläufige Übernahmegenehmigung erteilt bekommen hatte und von der Fotografenzunft als "erste Anwärterin" für die "Arisierung" des Ateliers vorgemerkt worden war. Wölfl begründete die von ihr angestrebte "Arisierung" gegenüber der VVSt mit der für sie vorteilhaften Standortverlegung und der sich bietenden Gelegenheit für sie als "eine der wenigen bekannten arischen Jungfotografinnen" ihre "Kenntnisse dem Publikum auf einem günstigen Standort zu zeigen und auch finanziell zu verwerten". Im selben Schreiben an die VVSt bezichtigte sie jüdische FotografInnen "unsauberer" Geschäftspraktiken.

1948 stellte Franz Löwy einen Rückstellungsantrag beim Landesgericht Wien gegenüber Maria Wölfl, nunmehr verheiratete Borik, der im Oktober 1948 in einem Vergleich zwischen Löwy und Wölfl endete und sie zur Zahlung einer Abgeltung und der Rückgabe von Fotoapparaturen verpflichtete. In ihrer 1946 abgegebenen Anmeldung entzogener Vermögen hatte sie versucht, die "Arisierung" rückwirkend zu verschleiern, indem sie das Atelier von Löwy als Konkursfall beschrieb und dem Eigentümer vorwarf, "ohne etwas zu verlautbaren eines Tages ins Ausland unbekannten Aufenthalts gefahren" zu sein, ohne ihr die Möglichkeit gegeben zu haben, "irgendeine Vereinbarung mit ihm zu treffen". Wölfl erklärte sich zu einer Gegnerin des NS-Regimes und die "Arisierung" zu einem Versuch Löwys Atelier vor der nationalsozialistischen Inbesitznahme zu retten. Nach dem Krieg arbeitete sie bis Ende der 1950er-Jahre als Architektur- und Industriefotografin weiter.

 

Aus dem Projekt Durch das NS-Regime aus Österreich vertriebene und ermordete Fotografinnen und Fotografen und der Verbleib ihrer fotografischen Sammlungen (Gefördert vom Nationalfonds der Republik Österreich. Durchgeführt von Dr. Walter Mentzel.)

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Publikationen zur Person / Institution

Josef A. Detoni, Fachausstellung in Baden, in: Allgemeine Photographische Zeitung 18 (1936) 11, 158–162, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&datum=1936&page=166 (3.12.2020).

N. N., Prämiierung von Ausstellern bei der Verbandsausstellung 1935, in: Allgemeine Photographische Zeitung 17 (1935) 6/7, 70, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phz&datum=1935&page=98 (3.12.2020).

Archivalien

OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, 1189, Franz Löwy.

WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 905, 6. Bez., Franz Löwy.