Post- und Telegraphen Museum Wien

Post- und Telegraphen Museum Wien

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weitere Bezeichungen: k. k. Postmuseum Wien (1889–1918), Postmuseum Wien (1918–1930), Post- und Telegraphen-Museum Wien (1930–1938), Reichspostmuseum, Abteilung Wien (1938–1945), Post- und Telegraphen-Museum Wien (1945–1980)

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Das 1889 durch Verfügung des Handelsministers gegründete k. k. Postmuseum war ab 1891 in der Rotunde im Wiener Prater für das Publikum zugänglich. Ab 1913 übersiedelte das Museum in das neuerrichtete Gebäude des Technischen Museums Wien (TMW). Der Bereich des Postmuseums im TMW konnte, verzögert durch den Ersten Weltkrieg, jedoch erst 1923 eröffnet werden. Ab 1930 hieß es, um auch die modernen technischen Entwicklungen im Postwesen besser abbilden zu können, Post- und Telegraphen-Museum. Nach dem "Anschluss" war das Museum zunächst der Abwicklungsstelle des Reichspostministeriums für das Land Österreich unterstellt. Später wurde es wie auch die postgeschichtlichen Sammlungen in Nürnberg, Stuttgart und Dresden als Abteilung dem Reichspostmuseum Berlin eingegliedert und verlor somit seine inhaltliche Unabhängigkeit; in Personalfragen war es aber der Reichspostdirektion Wien zugeordnet. Ein an der Universität Wien 1943 gegründetes Institut für die Geschichte des Postwesens ging auf die Initiative des damaligen Direktors des Postmuseums, Abteilung Wien, Erhard Riedel zurück. Dieser setzte sich maßgeblich für die 1943/44 erfolgte Übergabe von umfangreichem Archivmaterial (Bilder, Urkunden, Fotos und Bücher) aus dem Bestand des Museums an das Institut ein. Nach dessen Auflösung 1947 kehrten diese Bestände jedoch zurück. 1945 erlangte das Post- und Telegraphen-Museum wieder seine Eigenständigkeit. Das Museum unterstand in der Zweiten Republik der Generaldirektion für die Post- und Telegraphenverwaltung, zunächst Abteilung 4, ab 1951 dem Büro des Generaldirektors. 1980 erfolgte die Auflösung des Postmuseums, ebenso wie im Fall des Eisenbahnmuseums, und seine Eingliederung in das Technische Museum Wien, jedoch übernahm das TMW nicht den gesamten Bestand. So übersiedelten Teile der Bibliothek und des Archivs in die Generaldirektion der österreichischen Post.

Dossiers zu zwei Sammlungen liegen dem Kunstrückgabebeirat vor: Die ca. 1200 Briefe aus der westukrainischen Stadt Kamenz Podolsk, die 1942/43 ein Wehrmachtssoldat dem Reichspostmuseum, Abteilung Wien übergab, restituierte die Republik Österreich im Jahr 2009 und 2015 ohne Beiratsbeschluss an die Republik Ukraine, da es sich dabei um im Zuge der NS-Besatzung verbrachtes Kulturgut handelte. Dieser Fall fiel de jure nicht unter das Kunstrückgabegesetz. Bei den Zuweisungen von philatelistischen Gegenständen von der Finanzlandesdirektion Wien, Niederösterreich, Burgenland, die 1967 an das Postmuseum erfolgte, konnten im Zuge der Provenienzrecherchen mehrere dutzend Briefkuverts Personen zugeordnet werden, die in der NS-Zeit verfolgt worden waren. Die Dossiers zu Aranka Baumhorn, Laura und Robert Blumenfeld, der Firma Bunzl, Antonie und Berthold Hermann, Hans Koller, Eduard Mayer, Flora Schwarz, Leonie und Oskar Singer-Lokesch, Wilhelm Spielmann, Hugo Spitzer und Franz Wittenberg behandelte der Kunstrückgabebeirat im Jahr 2008. Bisher konnten nur die Briefe von Hans Koller restituiert werden, der Rückgabeentscheid zum Dossier der Firma Bunzl ist auf Grund neuer Forschungsergebnisse revidiert worden.

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Beschluss des Kunstrückgabebeirats, Briefkuverts: Aranka Baumhorn, Laura und Richard Blumenfeld, Familie Bunzl, Antonie und Berthold Hermann, Hans Kollner, Eduard Mayer, Flora Schwarz, Leonie und Oskar Singer-Lokesch, Wilhelm Spielmann, Hugo Spitzer und Franz Wittenberg, 7.3.2008, URL: www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Briefkuverts_2008-03-07.pdf (3.12.2020).

Christian Klösch/Oliver Kühschelm, Technik, Massenware, Alltagsobjekte – Die Provenienzforschung am Technischen Museum Wien mit Österreichischer Mediathek, in: Gabriele Anderl/Christoph Bazil/Eva Blimlinger/Oliver Kühschelm/Monika Mayer/Anita Stelzl-Gallian/Leonhard Weidinger (Hg.), … wesentlich mehr Fälle als angenommen. 10 Jahre Kommission für Provenienzforschung (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 1), Wien-Köln-Weimar 2009, 214–229, doi.org/10.7767/boehlau.9783205118862.214.

Oliver Kühschelm, Das "Post- und Telegraphenmuseum" als Abteilung des Reichspostmuseums Berlin, in: Helmut Lackner/Katharina Jesswein/Gabriele Zuna-Kratky (Hg.), 100 Jahre Technisches Museum Wien, Wien 2009, 286–298.

Oliver Kühschelm, "Russenbriefe" – verschleppte Privatkorrespondenz aus der Ukraine, in: Gabriele Anderl/Christoph Bazil/Eva Blimlinger/Oliver Kühschelm/Monika Mayer/Anita Stelzl-Gallian/Leonhard Weidinger (Hg.), … wesentlich mehr Fälle als angenommen. 10 Jahre Kommission für Provenienzforschung (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 1), Wien-Köln-Weimar 2009, 453–459, URL: doi.org/10.7767/boehlau.9783205118862.453.

N. N., Post- und Telegraphen-Museum, in: Wien Geschichte Wiki, URL: www.geschichtewiki.wien.gv.at/Post-_und_Telegraphenmuseum (3.12.2020).

Publikationen der Person / Institution

Führer durch das k. k. Postmuseum Wien, Wien 1907.

Post- und Telegraphen-Museum Wien Jubiläumsführer 1889–1959, Wien 1959.

Archivalien

TMW-Archiv, Postarchiv.

OeStA/AdR, Verkehrsarchiv.