Zelenka, Leopoldine

Leopoldine Zelenka

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13.2.1892 Wien – 18.9.1970 Wien

née Leopoldine Pfaffenmayer

Die Wienerin Leopoldine Pfaffenmayer wurde im April 1922 gemeinsam mit Carl Gruber und Georg Prachner zur Kollektivprokuristin des Wiener Buch- und Kunstantiquariats Gilhofer & Ranschburg ernannt. Als das Unternehmen expandierte und 1924 eine Filiale in Luzern eröffnete, übersiedelte sie, nun unter ihrem Ehenamen Zelenka, in die Schweiz und übernahm deren Leitung. Ab 1938 wurde sie aufgrund ihres Verhältnisses mit dem Schweizer Nationalsozialisten Franz Burri von der dortigen Fremdenpolizei überwacht; außerdem trat Zelenka im März 1939 der NSDAP bei und engagierte sich als Amtswalterin der Auslands-Deutschen Frauenschaft Ortsgruppe Luzern. Zu diesem Zeitpunkt verkaufte die inzwischen "arisierte" Firma Gilhofer & Ranschburg Kunstwerke und Bücher, die vom NS-Regime entzogen worden waren, vermehrt über die Luzerner Niederlassung, um Devisen für das Deutsche Reich zu gewinnen. Die Schweizer Filiale hielt zwar seit Kriegsbeginn keine Auktionen mehr ab, setzte aber die Verkäufe weiter fort, wie der Fall der wertvollen Bibliothek des aus Wien zunächst nach Frankreich geflohenen Rechtsanwalts Ludwig Toepfer zeigt. Zelenka veräußerte die Bücher im April 1941 trotz Verbots einer Ausfuhr nach Deutschland an das Kunstmuseum Linz. Nach der Einstellung des Betriebs von Gilhofer & Ranschburg Luzern im selben Jahr kehrte sie nach Wien zurück, wo sie sich, mittlerweile von ihrem Ehemann, dem Leiter des Arbeitsamtes Neu Bistritz (heute Nová Bystřice, Tschechien) Ludwig Zelenka, geschieden, mit einem eigenen Kunstantiquariat selbständig machte. Gleichzeitig stellte sie dem Institut für Denkmalpflege bzw. Gilhofer & Ranschburg ihre Expertise zur Verfügung, wie z. B. bei der Bewertung der Bibliothek und Grafiksammlung Rudolf Gutmanns. Nach Kriegsende wurde Zelenkas Gesuch um Ausnahme von den Bestimmungen des Verbotsgesetzes abgelehnt, außerdem durfte sie zwischen Dezember 1945 und Juli 1950 aufgrund ihrer NS-Vergangenheit nicht in die Schweiz einreisen. Den "Kunsthandel mit alter und moderner Graphik, Zeichnungen und Autographen" führte sie bis zu ihrem Tod 1970 weiter.

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Georg Hupfer, Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien, Diplomarbeit Universität Wien 2003.

Esther Tisa Francini/Anja Heuss/Georg Kreis, Fluchtgut – Raubgut. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933–1945 und die Frage der Restitution, hg. von der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg 1), Zürich 2001.

Archivalien

WStLA, Gauakten, A1, Personalakten des Gaues Wien, Leopoldine Zelenka.
WStLA, Gauakten, K1 - Kartei, Leopoldine Zelenka, K1/299.
WStLA, M.Abt. 119, A42, NS-Registrierung, Leopoldine Zelenka.
WStLA, Handelsgericht Wien, A47-HRA, 11298.